Elfenschiffe (Mithgar 03)
aufgeräumt.«
»Erinnert sich noch jemand an die Karten?«
Aylis’ Frage hing in der Luft, während Jinnarin, Aravan und Alamar einander ansahen.
»Was viel wichtiger ist: Kannst du dich noch an Karten erinnern?«
Aylis schüttelte den Kopf. »Nein, Vater, das kann ich nicht. Ich weiß nur noch, dass ich die verborgenen Karten umgedreht habe.«
»Sie lagen alle mit der Bildseite nach oben, als Ihr ohnmächtig geworden seid, Aylis«, sagte Jinnarin.
Aravan nickte und zeigte auf den Tisch. »Du hattest gerade die letzte Karte umgedreht, als du ohnmächtig geworden bist.«
Aylis schaute von einem zum anderen. »Ihr müsst Euch doch zumindest an einige der Karten erinnern… oder nicht?« Schweigen antwortete ihr. »Nicht einmal an eine?«
»Der verborgene Magier lag an seinem üblichen Platz«, sagte Alamar schließlich.
»Da war die… nein, wartet, das war bei meiner Auslage«, murmelte Jinnarin. »Ach, Aylis, als Ihr auf den Tisch gefallen seid, habe ich alle Karten vergessen, die auf dem Tisch lagen.«
Eine Zeit lang saßen sie in mutlosem Schweigen da, bis Aylis schließlich fragte: »Welche Karte habe ich zuletzt umgedreht?«
Aravan sah die anderen an. »Das war der Schlüsselmoment im Lauf der Zeit.«
Jinnarin und Alamar nickten zustimmend, und der Magier sagte: »Und da bist du in eine Trance gefallen.«
»Und Ihr habt diese Worte gerufen«, fügte Jinnarin hinzu.
Aylis nahm Aravans Hand und umklammerte sie fest. »Versucht Euch zu erinnern: Was war das für eine Karte?«
Aravan schloss die Augen. »Ein Dolch – ein Schwert, glaube ich. Irgendeine Klinge.«
»Nein«, sagte Jinnarin. »Nicht ein Schwert. Vielmehr waren es zwei gekreuzte Schwerter. Ich erinnere mich jetzt. Zwei gekreuzte Schwerter. Ganz sicher.«
Aylis sah die Karten durch und zog eine heraus. »War es diese?« Sie legte eine Karte mit gekreuzten Klingen auf den Tisch, aber es waren Dolche, keine Schwerter.
Aravan sah Jinnarin an, und beide wandten sich an Alamar. Der alte Magier schüttelte den Kopf und hob die Hände in einer Geste, die Nichtwissen bekundete. Schließlich sagte Aravan: »Vielleicht, Aylis. Ich kann mich nur an eine oder vielleicht auch zwei Klingen erinnern.«
Aylis hielt die Karte in die Höhe. »Dies ist die Einzige mit gekreuzten Klingen. Wenn dies die Karte war, dann bedeutet sie Kampf, persönlichen Kampf, wie zum Beispiel ein Duell, ein Zweikampf, einer gegen den anderen.« Aylis holte tief Luft. »Lag sie aufrecht oder auf dem Kopf?«
»Aufrecht… Nein, wartet. Aufrecht für mich, aber verkehrt herum für Euch.«
Aylis wurde blass, und ihre Stimme bekam einen grimmigen Unterton. »Das bedeutet, das Resultat ist ungünstig für dich, Aravan.«
»Ach was!«, fauchte Alamar. »Zunächst wissen wir gar nicht, ob das die Karte war oder nicht. Zweitens blockiert der verborgene Magier, wer er auch sein mag, alle kritischen Deutungen. Wer will sagen, ob er nicht auch falsche Informationen sendet?«
Aylis stützte die Ellbogen auf und legte den Kopf in die Hände. Schließlich sah sie auf. »Vater hat Recht. Uns sind die Karten unbekannt. Tatsächlich haben sie vielleicht gar nichts mit meiner Trance zu tun. Seher unter großer Anspannung sehen manchmal spontan die Zukunft vorher, und Adon weiß, dass wir – dass ich – unter Anspannung stehe.«
Während sie sich noch Aylis’ Worte durch den Kopf gehen ließen, betrat Jatu die Messe. »Mylady Jinnarin, Ihr werdet an Deck gebraucht. Das Nordlicht hat angefangen zu flackern.«
»Aylis«, fragte Jinnarin, ohne den Blick vom Himmel zu nehmen, »haben die Karten immer Recht?«
Aylis betrachtete die Pysk. Sie standen auf dem Deck der Eroean, und über ihnen leuchtete das Nordlicht. »Jinnarin, die Karten verraten nur, was sein könnte, nicht was sein muss.«
»Aber ich dachte, Eure Seher-Zauber wären… wären…« Jinnarin suchte nach dem richtigen Wort.
»Unfehlbar?«, fragte Aylis.
»Ja, unfehlbar.«
»Nein, Jinnarin, Seher-Zauber sind nicht unfehlbar. Sicher, die Vorhersage eines fähigen Sehers wird sehr wahrscheinlich zutreffen, ob sie sich nun auf Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft bezielt, aber die von den Karten vorhergesagte Zukunft ist nicht unveränderbar… vor allem nicht in diesem Fall, denn eine unsichtbare Macht stellt sich mir in den Weg, und die Karten ergeben nicht mehr Sinn, als würden sie einfach wahllos gezogen.«
»Aber, Aylis, Ihr habt doch sicher etwas in der Auslage für Aravan gesehen.«
Aylis zuckte die
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