Elfenschiffe (Mithgar 03)
rief Jinnarin, die aufsprang, als die Seherin ohnmächtig wurde und nach vorn kippte, sodass die Karten über den ganzen Tisch verteilt wurden.
Mit der Gewandtheit einer Katze war Aravan bei ihr und nahm sie in die Arme. »Branntwein, Alamar«, stieß er hervor, während er sie behutsam in seine Kabine trug.
Dort angekommen, legte Aravan Aylis sanft auf das Bett, während Alamar zu einem Wandschrank ging und eine Karaffe mit Branntwein herausholte. Er goss etwas davon in ein kleines Glas und hielt es dem Elf hin. Aravan hielt Aylis im Arm, während er ihren Puls fühlte – »Stark und gleichmäßig« – und wartete, bis er sah, dass ihre Augenlider flatterten, dann nahm er Alamar das Glas ab. Aylis öffnete die Augen und schaute in Aravans.
»Chieran«, murmelte der Elf, indem er sie in eine sitzende Stellung aufrichtete. »Hier, trink.« Er hielt ihr das Glas an die Lippen.
Mit zitternden Händen nahm sie ihm das Gefäß ab.
»Ruhig, Tochter«, sagte Alamar.
Aylis nippte an der Flüssigkeit, schnitt eine Grimasse und schauderte.
»Alles, Chieran«, flüsterte Aravan. »Trink alles aus.«
Wieder nippte Aylis, einmal, zweimal und trank dann mit gespitzten Lippen den Rest.
Aravan gab Alamar das Glas zurück. »Noch einen?«, fragte der Magier, während er bereits einschenkte.
»N-nein«, sagte Aylis. »Bitte, nicht noch mehr.«
Alamar sah sich um, als suche er jemanden, der etwas zu trinken brauchte, dann trank er das Glas selbst aus.
»Was ist passiert?«, fragte Jinnarin, die neben Aylis auf dem Bett stand.
Aylis sah sie erstaunt an. »Du meine Güte, ich weiß es nicht. Ich weiß nur noch, dass ich die Karten umgedreht habe, und im nächsten Augenblick bin ich hier im Bett aufgewacht. Ich glaube, Ihr müsst mir erzählen, was passiert ist.«
»Du bist ohnmächtig geworden, Chieran«, sagte Aravan.
»Ohnmächtig?«
»Aye, ohnmächtig.«
Alamar schenkte sich noch ein Glas ein und stellte die Karaffe beiseite. »Von einem Moment zum anderen, Tochter. Du hast einen Blick auf die Karten geworfen und bist umgefallen.« Der Magier setzte sich auf einen Sessel und trank einen Schluck.
»Aber zuerst habt Ihr noch etwas gesagt«, fügte Jinnarin hinzu.
»Eigentlich bist du eher damit herausgeplatzt«, verkündete Alamar.
Aylis sah Aravan an. »Was denn? Was habe ich gesagt?«
Aravan schüttelte den Kopf. »Du hast es in einer Sprache gesagt, die ich nicht kenne, Chieran.«
»Du hast gesagt«, verkündete Alamar, nachdem er seinen Branntwein ausgetrunken hatte: »Introrsum trahe supernum ignem – pyrà – in obscurant gemmam!«
Aylis’ Augen weiteten sich, während Jinnarin Alamar ansah und nachdrücklich nickte. »Ja«, sagte die Pysk. »So hat es geklungen. Aber was bedeutet es?«
»Es bedeutet«, sagte Aylis, »Zieh das himmlische Feuer… oder dergleichen… in den dunklen Edelstein.« Aylis wandte sich an Alamar. »Vater, weißt du, was pyrà bedeutet?«
Alamar seufzte und wirkte plötzlich müde. »Ja, Tochter, obwohl ich es nur durch Zufall weiß. Es ist ein Wort, das die Schwarzmagier benutzen, und es bedeutet Feuer.«
»Pyrà bedeutet Feuer?«
Alamar nickte. »Ignem, pyrà. Ich bin sicher, dass beide Wörter dasselbe bedeuten.« Er goss sich noch ein Glas Branntwein ein. »Es kommt von dem Wort pyr, nehme ich an.«
Jinnarin musterte den alten Magier. »Wo wir schon von Ähnlichkeiten reden, Alamar, ist himmlisches Feuer‹ dasselbe wie das astrale Feuer, von dem Ihr mir erzählt habt?«
Alamar zuckte die Achseln und zog dann eine Augenbraue hoch. »Könnte gut sein.«
Aylis wandte sich an Aravan. »Ich bin wieder wohlauf, Liebster.«
Er küsste sie auf die Stirn, dann ließ er sie los, und sie schwang die Füße auf den Boden. Als sie aufgestanden war, fixierte sie Alamar mit verwirrtem Blick. »Sag mir eines, Vater: Warum sollte ich ein Wort der Schwarzmagier benutzen?«
Wieder zuckte Alamar die Achseln, während sich seine Stirn in Falten legte. »Tochter, du bist die Seherin, nicht ich.«
Jinnarin sprang vom Bett. »Vielleicht habt Ihr das in den Karten gesehen, Aylis.«
»Ja«, sagte Aylis. »Die Karten. Ich muss sie sehen.«
»Sie sind durcheinander«, sagte Aravan.
»Ich muss sie trotzdem sehen.«
Sie ging mit Jinnarin an ihrer Seite durch die Tür, während Aravan und Alamar ihnen folgten. In der Offiziersmesse trafen sie Tink den Schiffsjungen an. Er hielt die Karten in der Hand – den ganzen Packen. »Hallo, Herr Käpt’n. Ich habe nur etwas
Weitere Kostenlose Bücher