Elfenschiffe (Mithgar 03)
den Kopf und reichte ihn Alamar. Der Magier studierte den blauen Stein eine ganze Weile. »Das ist das falsche Feuer«, murmelte er dann. »Darin ist das falsche Feuer. Aylis hatte Recht mit ihrer Vermutung über den Stein. Dies ist ein Schutzstein, schlicht und einfach, der Kreaturen aus Neddra entdeckt und auch ein paar von dieser Welt.« Er gab das Schmuckstück Aravan zurück, der ihn sich wieder um den Hals legte und unter dem Wams verstaute. »Aber es war trotzdem ein schlauer Einfall, Bokar«, fügte der Magier hinzu.
»Diese Edelsteine, Alamar«, fragte Aravan. »Kennt Ihr ihre Bezeichnungen in der Sprache der Schwarzmagier?«
Alamar schüttelte den Kopf und fragte: »Warum sollte das wichtig sein?«
Aravan warf einen Blick auf Aylis und sagte dann zu Alamar: »Eure Tochter hat ein Wort in der Sprache der Schwarzmagier gesprochen, und ich dachte, der Name dieses dunklen Edelsteins könnte ebenfalls dieser Sprache entstammen.«
Alamar nickte zögernd und sagte: »Vielleicht. Wären wir in Kairn, könnten Aylis und ich die Bibliothek in der Akademie der Magier aufsuchen. Dort fänden wir vielleicht Hinweise auf diese Namen. Trotzdem wäre es von einer Laune des Schicksals abhängig, ob wir etwas fänden oder nicht, denn wir wissen nicht einmal, was für eine Art Juwel der dunkle Edelstein aus ihrem Rätsel ist. Und es gibt Dutzende, sogar Hunderte verschiedene Edelsteine, und es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir die Bezeichnungen der Schwarzmagier für sie alle herausfinden würden. Selbst wenn wir ein paar Bezeichnungen fänden und darunter sogar die richtige wäre, es wäre immer noch ein Ding der Unmöglichkeit, davon auf den wahren Namen zu schließen, zumal wir ja auch noch blockiert werden.«
Die Tage flogen nur so vorbei, und es wurde immer kälter. In den frostklaren Nächten war oft das Nordlicht zu sehen. Doch Wolken sahen sie keine. Jinnarins Stimmung wechselte zwischen Trübsal und Frohsinn, je nachdem ob sie von einem schwarzen Schiff träumte oder nicht.
Der Dezember kam, die erste Woche verstrich, dann noch eine, und bei der gesamten Crew wurde die Stimmung gereizter. Offiziere und Mannschaft schnauzten einander immer häufiger an. Alamars Nörgeleien und Kritteleien wurden beständig schlimmer, und Jinnarin glaubte schon, sie müsse schreien, sobald er den Mund aufmachte. Schließlich berief Aravan eine allgemeine Versammlung ein, und noch während er auf einen Tisch kletterte, rief jemand: »Wie lange müssen wir noch vor Anker liegen, Herr Käpt’n?« Ein allgemeines Gemurmel der Unzufriedenheit lief durch die Reihen der Mannschaft.
Aravan hatte den Rufer erkannt. »Ich bin hier, um genau darüber zu reden, Geff.«
Aravan drehte sich langsam und suchte dabei den Blick jedes Menschen und jedes Zwerges. Manche erwiderten seinen forschenden Blick ganz offen. Andere schauten zu Boden, als schämten sie sich oder als hätten sie sich irgendeiner nicht näher bestimmten Schandtat schuldig gemacht. Als er sich einmal vollständig herumgedreht hatte, ergriff er das Wort.
»Ich weiß, dass wir es alle kaum erwarten können, dieses Unternehmen fortzusetzen, und die Warterei hier vor der Küste jedem Einzelnen von Euch aufs Gemüt drückt. Doch es könnte nötig werden, den ganzen Winter hier zu liegen – noch weitere hundert Tage.« Ein Ächzen erhob sich bei dieser Ankündigung, das rasch verstummte, als Aravan die Hände hob und um Ruhe bat. »Wir wollen dasselbe sehen, das auch Lady Jinnarins Gemahl erblickt hat – Wolken aus dem Nordlicht. Vielleicht kommen sie morgen Nacht, vielleicht in einer oder zwei Wochen und vielleicht überhaupt nicht. Doch hier vor Anker zu liegen, könnte der schnellste Weg sein, Farrix zu finden.
Sollten wir nicht sehen, was er gesehen hat, werden wir den Anker lichten, auf Fahrt gehen und stattdessen das hellgrüne Meer suchen.
Ich weiß, Ihr sehnt Euch danach, den Anker zu lichten und wieder in See zu stechen, denn mir geht es ebenso. Es gibt kaum eine Beschäftigung, während wir vor Anker liegen, und Herumlungern ist unsere Sache nicht. Denn wir sind Männer der Tat, die es gewöhnt sind, über die Weltmeere zu fahren und die Wahrheit hinter den Legenden zu suchen, wir, die wir ansonsten, wenn wir nicht segeln, den Pfaden der Wunder auch an Land folgen.
Doch nun sitzen wir untätig herum und warten auf ein Ereignis, das vielleicht niemals eintritt.
Aber wir haben geschworen, Lady Jinnarin zu dienen, und in diesem Augenblick dienen wir ihr am
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