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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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so wie wir gelitten haben. Wenn wir zustimmen, dann gewinnt er doch!“
    „Nein, tut er nicht“, widersprach Lily. „Er will eine Marionette. Grayson soll nach seiner Pfeife tanzen. Das werden wir verhindern, verstehst du? Wir gewinnen“, sagte Lily. „Wir gewinnen Grayson zurück.“
    „Aber um welchen Preis?“
    Das hatte Rose beinahe geschrien.
    Außer Lily hörte sie niemand. Die Dienstbotenquartiere lagen verlassen, Jolyons Zimmer, durch dessen Fenster sie hinaus aufs Dach geklettert waren, war leer. Jetzt presste Rose fest den Mund zusammen, fast so, als wäre sie erschrocken, dass ihr die Worte überhaupt über die schönen Lippen gekommen waren. Doch vielleicht irrte sich Lily da, denn ihre Schwester wiederholte flüsternd: „Um welchen Preis? Du gibst den Collegeboy auf und ich …“ Sie brach ab.
    Der Schnee wirbelte munter um sie herum. Lily hob ihm ihr Gesicht entgegen und schloss die Augen.
    „Kein Preis“, erklärte sie, „ist zu hoch für Grayson.“
    Lily hatte nicht gewusst, was alles nötig war, um sich für einen Ball fertig zu machen. Sie hätte gedacht, sich die Wimpern zu tuschen, die Haare zurückzubinden und in hohe Schuhe zu schlüpfen, würde reichen, bevor man in solch ein traumhaftes Abendkleid stieg, wie sie es inzwischen besaß. Doch weit gefehlt.
    Emma hatte schon wieder rote Wangen, als sie erklärte: „Die Vorbereitung ist doch der meiste Spaß.“
    „Was vielleicht daran liegt, dass diese Fey-Veranstaltungen, zu denen du ständig zu rennen scheinst, zum Sterben langweilig sind“, murmelte Rose. Sie murmelte es allerdings so leise, dass nur Lily sie verstehen konnte.
    Lily wusste ganz genau, dass sich Rose, bevor sie daheim in Pipers Corner zu einem Schulfest ging oder zu einer Party bei jemandem zu Hause, ausführlich der Schönheitspflege zu widmen pflegte. Sie saß dann schon morgens am Küchentisch und pinselte ihre kurzen Nägel matt mintgrün oder leuchtend pink, während Kate und Lily sich die Samstagszeitung teilten. Sie ließ ihr Haar stundenlang auf großen Wicklern, während sie mit Grayson das Kinderprogramm schaute und Waffeln aß. Und wenn sie dann schließlich aus dem Haus fegte, blieb eine Wolke aus Haarspray und Parfüm zurück. Doch weil der Debütantinnenball nicht Vergnügen, sondern schmerzliche Pflicht war, war heute für Rose alles anders. So übernahm Emma das Regiment.
    „Wir müssen um halb sieben fertig sein, also bleiben uns drei Stunden“, fasste sie zusammen. „Lasst uns doch einfach zu mir gehen. Ich habe alles, was wir brauchen.“ Sie stockte, eingeschüchtert von der eigenen Tollkühnheit, doch Rose rutschte bereits von ihrem Bett, auf dem sie übellaunig herumgelungert hatte.
    „Ja, lasst uns das tun“, verlangte sie. „Bei unserer Lady Emm haben wir zumindest unsere Ruhe.“
    „Na ja“, sagte Emma unsicher, „mein Bruder …“
    Rose wedelte diesen Einwand ungerührt beiseite. „Brüder stören mich nicht. Deine Familie stört mich nicht. Es ist unsere, der ich nicht begegnen will.“
    Lily verstand ihre Schwester nur zu gut. Sie selbst war Grace und Gwyneth noch nicht gegenübergetreten, seit sie wusste, dass die beiden Lancaster-Frauen ein falsches Spiel spielten, und sie bezweifelte, dass sie ein überzeugendes Pokerface zustande bringen würde. Rose hatte es heute beim Frühstück tun müssen – und keinen Spaß dabei gehabt.
    „Okay“, willigte Lily ein. „Ziehen wir um. Emma, das ist total lieb von dir. Ich habe sowieso überhaupt keine Ahnung, was ich tun muss, um mich in eine Debütantin zu verwandeln.“
    Emma strahlte. „Aber ich!“, rief sie.
    „Nimm dein Schminkzeug“, befahl Rose ihrer Schwester. „Die Schuhe, das Kleid …“
    „… Unterwäsche, Strumpfhose“, vervollständigte Emma. „Schmuck, wenn du welchen tragen willst.“
    Lily versuchte, den schmerzhaften Stich in ihrem Herzen zu ignorieren. „Nein“, sagte sie fest. „Keinen Schmuck.“
    Rose wusste nichts von dem goldenen Tiger, wohl aber von der eisernen Lilie. Sie lachte freudlos. „Ja“, sagte sie, „ist auch unnötig. Gegen die Fey ist sowieso kein Kraut gewachsen.“
    Emma sah verwirrt aus, doch Lily lenkte sie ab, indem sie der Freundin ihr Kleid auflud. Während sie ins Badezimmer flitzte, um ihr Schminktäschchen zu packen, klang der Kommentar ihrer Schwester in ihren Ohren nach. Warum nur?
    Es stimmt ja, dachte Lily, Eisen hält die Fey nicht ab. Aber ist wirklich auch kein Kraut gegen sie gewachsen? Ich meine, was ist

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