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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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ihren Frauen trennen, trotzdem ihre Kinder weiterhin lieben können. Aber“, sie sah den Fey an, der ihr Vater war, „du hast dich nie wieder bei uns gemeldet. Das tut doch keiner, der seine Kinder liebt. Du hast uns fallen gelassen, weil wir dich an dein altes, menschliches Leben erinnerten, oder? Weil wir nicht zu einem Fey-Baron passten. Gib es zu.“
    Rose taumelte, als Lily formulierte, was sie selbst fürchtete. Lily musste zugeben: Die diffuse Ahnung im Herzen zu tragen, war schon schlimm genug, doch es ausgesprochen zu hören, schmerzte noch mehr.
    „Nein, so ist das nicht richtig. Er hat es nur getan, um euch zu beschützen“, protestierte Kate.
    „Was soll das bitte heißen?“ Lily merkte, dass auch sie jetzt langsam wütend wurde. Wütend auf ihren Vater, wütend auf ihre Mutter. Wütend auf jeden, der sie in diese schreckliche Lage gebracht haben könnte, in der sie sich befand. Sie registrierte aber erleichtert, dass sich zumindest nicht dieser unheimliche, unerbittliche Zorn in ihr regte, den der Duke geweckt hatte. „Mum“, sagte Lily beherrscht, „du hast die ganze Zeit viel mehr über uns und unsere Herkunft gewusst, als du uns verraten hast. Ich bin mir sicher, du hast es gut gemeint, aber ich denke, du warst im Irrtum, ihr beide wart im Irrtum. Jetzt hört auf mit der Heimlichtuerei.“
    „Ich bin schuld.“ Ihr Vater trat vor.
    Lily konnte die feinen Linien sehen, die sich in sein Gesicht gegraben hatten. Irgendwie glaubte sie nicht, dass Lachfältchen dabei waren, und der Gedanke machte sie traurig.
    „Ich habe die Entscheidung getroffen zu gehen und eurer Mutter keine Wahl gelassen“, sagte Gray. „Ihr habt Recht, ich bin einfach verschwunden. Ich dachte, ich würde das Richtige tun, aber wenn ich sehe, wo wir heute stehen, denke ich, es war falsch. Schlimmer noch: Es war umsonst. Ein unnötig gebrachtes Opfer.“ Er ballte unwillkürlich die Fäuste. Sie lagen still an seinen Hosennähten, doch die Finger krallte er so fest zusammen, dass die Adern hervortraten. „Lasst es mich erklären“, bat er. „Ich war ein zutiefst unglückliches Kind. Diese Welt der Fey mit ihren Regeln und Vorurteilen war mir schon früh zuwider. Ich war und bin nicht der Ansicht, dass Elfen den Menschen überlegen sind, ich halte uns für Brüder und Schwestern. Leider teilen diese Ansicht nicht viele mit mir.“ Gray räusperte sich. „Ich ging zum Studium nach Cambridge, doch ich umgab mich dort nicht mit meinesgleichen, wie es von mir erwartet wurde. Stattdessen freundete ich mich mit denen an, die ich mochte, und das waren vor allem Menschen. Nach dem Abschluss bin ich einfach abgetaucht. Ich hatte eure Mutter gefunden und nicht vor, sie wieder gehen zu lassen. Also folgte ich ihr.“
    Kate sah zu Boden.
    „Wir waren glücklich“, sagte Gray leise. Seine Hände hingen jetzt herab. Erschöpft. Leer. „Erst als mein Vater starb, änderte sich alles. Ich gab dem Drängen meiner Familie nach und trat mein Erbe an.“
    „Du hättest uns nicht zurücklassen müssen“, sagte Lily müde. Ihre Wut war verflogen. „Du hättest es nicht tun dürfen.“
    Ihr Vater begegnete ihrem Blick. „Ich wollte nicht, dass ihr ein Leben führt, wie ich es führen musste. Für euch wäre es noch schlimmer gewesen. Als Halbelfen hättet ihr nie wirklich dazugehört.“
    „Wir haben auch so nie irgendwo dazugehört“, sagte Rose bitter. „Es gab die Menschen und es gab uns. Wir waren immer anders. Aber wir haben es verbergen müssen. Wegen dir!“
    Einen Moment herrschte Stille. Dann sagte Gray mit belegter Stimme: „Ich dachte, ich würde euch ein glückliches Leben schenken.“
    „Es war glücklich“, sagte Lily, die nicht ertragen konnte, wie unglücklich ihre Mutter aussah. „Mum. Das war es und das weißt du. Ich verstehe euch ja: Ihr wolltet uns vor den Umständen schützen. Dafür mussten wir uns anpassen. Aber ist euch denn nie in den Sinn gekommen, dass man auch die Umstände anpassen kann?“
    Gray seufzte tief. „Meine kluge Tochter“, sagte er.
    „Sie ist nicht nur klug“, knurrte Rose. „Sie ist ein Tiger. Und ein Tiger ergibt sich nicht. Ein Tiger kämpft.“
    „Meine beiden klugen Töchter“, sagte Gray Lancaster, Baron von Greenwood, „vielleicht seid ihr stärker, als ich es jemals war.“
    Kate schlang tief bewegt einen Arm um Lily und streckte den anderen nach Rose aus. Wie stets zögerte Rose erst, bevor sie sich in die Familienumarmung ziehen ließ. „Meine Mädchen“, murmelte

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