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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Lily.
    „Du siehst umwerfend aus, meine kleine Lilie“, sagte jemand hinter ihr wie als Antwort auf ihre Frage. „Geheimnisvoll. Rätselhaft. Und ganz schrecklich erwachsen.“
    Gray Lancaster, Baron von Greenwood, trug einen perfekt sitzenden Frack. Mit dem nur lässig gestutzten Goldhaar und den strahlend blauen Amethystaugen versprühte er eine Art jungenhaften Charme. Einige der Mädchen ringsum verschlangen ihn förmlich mit ihren Blicken. Ich habe einen verdammt gut aussehenden Vater, stellte Lily fest.
    Gray streckte eine Hand aus und berührte die an Lilys Kleid geheftete schneeweiße Blüte. „Hübsch“, lobte er. „Schlicht, aber elegant.“
    Lily blinzelte überrascht. „Ja, finden wir auch, Rose und ich. Warte, waren die Blumen nicht von dir?“
    Er schüttelte den Kopf. „Bedaure.“
    „Oh.“ Um ihre Verwirrung zu überspielen, sprudelte Lily los: „Rose hat auch welche. Sie trägt sie im Haar.“
    „Habe ich gesehen. Bevor ich dazu etwas sagen konnte, hatte sie sich allerdings schon wieder von mir abgewandt.“ Gray Lancaster seufzte.
    Einen Moment war Lily geneigt, ihm ein paar tröstende Worte zu sagen. Doch sie stellte fest, dass sie noch nicht so weit war.
    Ihr Vater schien das auch gar nicht zu erwarten. „Ich habe aber tatsächlich etwas für euch, wenn ihr es denn annehmen wollt.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, griff er in seine Hosentasche und holte ein kleines Samtetui hervor. „Die habe ich machen lassen, als ihr noch kleine Mädchen wart und ich euch schrecklich vermisste.“
    Lily schluckte schwer.
    Der Baron öffnete das kleine Kästchen. Lily hielt unwillkürlich den Atem an, als sich das Licht in zwei daumennagelgroßen goldenen Steinen brach.
    „Gelbe Saphire“, sagte Gray. „Mit Bernsteinsplittern eingefasst. Ich fand das passend. Rose hat Amethyste mit einem ungewöhnlichen Blauschimmer.“
    „Ich habe gar keine Ohrlöcher“, flüsterte Lily.
    Ihr Vater lächelte. „Das dachte ich mir. Keine Sorge, es sind keine Stecker. Willst du sie probieren?“
    Lily nickte. Sie stellte fest, dass ihre Finger leicht bebten, als sie die filigranen Schmuckstücke vom Samt klaubte und an ihren Ohren befestigte. „Und?“, fragte sie.
    „Deine Augen leuchten mehr. Aber es ist nah dran.“
    „Danke, Dad“, sagte sie. Dann sagte sie nichts mehr. Er auch nicht. Während die Schwanenmädchen um sie herum plötzlich unruhig wurden und Olive Baker-Smith am Arm eines distinguierten Herrn an ihnen vorbeirauschte, standen sie sich schweigend gegenüber. Lily hatte heiße Wangen und Gray, glaubte sie, auch.
    Eine Wolke von wildem Rosenduft hüllte sie ein. „Steht nicht so herum, es geht los“, schnappte Rose.
    „Rosie“, sagte Lily liebevoll. „Guck.“ Sie legte die Zeigefinger an ihre Ohren.
    Gray Lancaster streckte seiner ältesten Tochter ein geöffnetes Schmuckkästchen entgegen, das wie der Zwilling zu Lilys aussah. „Es wäre mir eine Ehre“, sagte er und klang etwas heiser.
    Lily hielt den Atem an.
    Über Roses Nase entstanden die beiden steilen Falten. Sie blickte von ihrem Vater zu den veilchenfarbenen Juwelen und zurück. „Glaubst du, es ändert irgendetwas, wenn ich die annehme?“
    „Nein“, sagte ihr Vater schlicht.
    „Gut.“ Rose griff nach den funkelnden Steinen.
    Lady Penelope tänzelte heran und schaute ihr über die Schulter. „Traumhaft!“, rief sie. „Ihr seht sowieso furchtbar großartig aus. Hat euch das schon jemand gesagt?“
    Lily lachte. „Danke. Du aber auch.“
    „Ich weiß.“ Penelope stützte die Hände in die Taille ihrer strengen, cremeweißen Robe und warf selbstbewusst den glänzenden Pferdeschwanz zurück. Die Diamanten an ihrer Haarspange glitzerten.
    „Penny, was ist los?“ Constance drängte sich zwischen sie. „Oh. Mein. Gott. Sind das tolle Ohrringe, Lily. Deine auch, Rose.“ Nicht wirklich leise flüsterte sie hinterher: „Euer Daddy ist allerdings auch nicht von schlechten Eltern.“
    Der Daddy senkte bescheiden den Kopf, Lily sah aber deutlich, dass ein kleines Lächeln um seine Lippen spielte.
    Rose öffnete den Mund, zweifellos für eine gepfefferte Entgegnung, doch Lady Penelope packte Constances Arm, sagte zu den Schwestern Fairchild: „Wir sind gleich dran! Wir sehen uns unten, viel Glück!“ und marschierte mit der Freundin Richtung Treppe davon.
    „Wann müssen wir denn?“, murmelte Lily und verspürte eine leichte Unruhe. Unwillkürlich umschloss sie mit der Rechten ihr linkes Handgelenk. Dort baumelten

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