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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Gruppe junger Leute. Doch selbst während er mit einem hünenhaften dunkelhaarigen Elf sprach, folgte er Lily mit seinen Blicken.
    Errötend wandte sich Lily um. Und sah sich direkt dem Duke of Ashford gegenüber.
    „Nun“, sagte er, „dann haben Sie meinen Sohn ja inzwischen kennengelernt, Miss Fairchild.“
    Der Duke, ganz in Schwarz, lehnte auf eine ähnlich lässig-arrogante Weise an der marmornen Kamineinfassung wie Alistair sonst an Wänden und Pferden. Und genau wie der Sohn verfehlte auch der Vater damit seine Wirkung auf Frauen nicht: Grace zumindest saß mit graziös übereinandergeschlagenen Beinen in einem der beiden modernen weißen Ledersessel an der Feuerstelle und blickte mit glänzenden Augen zu ihm auf.
    Gwyneth hingegen schien die Begeisterung ihrer Schwester nicht zu teilen.
    „Setz dich zu mir, Tigerlily“, sagte sie von ihrem Sessel aus und rutschte auf der breiten Sitzfläche zur Seite. Kaum hörbar fügte sie hinzu: „Sonst sterbe ich noch vor Langeweile.“
    Lily ergriff die Rettungsleine dankbar. Wenn es sich vermeiden ließ, wollte sie mit dem Duke ja nicht mal im selben Raum sein, geschweige denn mit ihm reden.
    Kaum hatte Lily sich neben Gwyneth gequetscht, die wie immer Hosen trug und leicht nach Lavendel duftete, fragte jemand an ihrem linken Ellenbogen: „Etwas zu trinken, Miss?“
    Lily zuckte leicht zusammen. „Danke nein“, antwortete sie, schaute hoch und erstarrte.
    Porter Chapman blinzelte nervös zu ihr herunter. Obwohl er seinen mageren Hals nicht mit einem hochgeklappten Polohemdkragen, sondern einer schwarzen Fliege schmückte, erkannte Lily ihn sofort. Er war der aufdringliche junge Mann aus der Bibliothek.
    „Was machen Sie denn hier?“, platzte sie heraus. Und hätte sich sofort danach am liebsten selbst geohrfeigt.
    Alle sahen sie an.
    „Ihr kennt euch?“, fragte Grace interessiert.
    „Das sollte man nicht denken“, kommentierte der Duke eisig. „Es ist ja bedauerlicherweise nicht so, als gäbe es zu wenig Menschen auf der Welt.“
    Lilys Kopf schnellte herum. Hatte er das jetzt wirklich gesagt?
    Grace lachte perlend. „Ach, Evelyn. Wie heißt es so schön? Die Welt ist ein Dorf.“
    Das war elegant gelöst, musste Lily zugeben. Ohne den Duke bloßzustellen, hatte Grace seinem bissigen Kommentar etwas von seiner Schärfe genommen.
    Porter Chapman stieg trotzdem das Blut ins Gesicht. Aus dem steifen Kragen seines weißen Hemdes wanderte es empor, den Hals mit dem vorstehenden Adamsapfel entlang und kontrastierte wunderbar mit der schwarzen Kellnerfliege.
    Obwohl Lily den jungen Chronisten nicht wirklich leiden konnte, tat er ihr jetzt leid. Gleichzeitig hatte die abfällige Bemerkung des Dukes sie furchtbar wütend gemacht. Sie versuchte jedoch keins dieser Gefühle zu zeigen, sondern setzte den unschuldigsten Gesichtsausdruck auf, den sie zustande brachte.
    „Oh nein, ich habe diesen jungen Herrn noch nie zuvor gesehen“, versicherte sie. „Um ehrlich zu sein, habe ich so jemanden wie ihn überhaupt noch nie gesehen. Ich bin es nicht gewohnt, bedient zu werden. Entschuldigung“, das sagte sie an Porter gerichtet, „ich wollte nicht unhöflich sein.“
    Er verbeugte sich leicht. „Kein Problem, Miss“, sagte er. Und schaffte es tatsächlich, nicht noch einmal nervös zu blinzeln. Seine Hände, die ein Tablett hielten, allerdings zitterten leicht und versetzten die Sektflöten darauf in bedrohliche Schwingungen.
    Rose sprang ein. „Ich glaube, ich nehme noch ein Glas“, sagte sie, trat vor und rettete sich eins vom Tablett herunter. Porter floh.
    „Oh, Rose, eine Lady hält sich bei Alkohol immer zurück“, rügte Grace ihre Nichte.
    In Anwesenheit des Dukes! Ungefähr so, wie man Kinder vor Familienmitgliedern tadelt, dachte Lily. Oder vor guten Freunden. Grace hat dem Duke gegenüber echt die falsche Einstellung.
    Glücklicherweise wurde Evelyn of Ashford jetzt von einem Mann beiseitegebeten, der genauso angezogen war wie Porter Chapman, nur dass er älter und irgendwie wichtiger wirkte.
    Lily atmete auf. „Gibt es etwas Neues?“, fragte sie die anderen drei Lancaster-Frauen leise. Sie wollte ihrer Schwester natürlich von den Pixies und vor allem von Grayson erzählen, aber das musste warten, bis sie alleine waren. „Irgendetwas?“
    Rose hob die Brauen in Richtung ihres Glases.
    Ja natürlich, Porter Chapman. Die Chronisten der Rose hatten also ihr Vorhaben in die Tat umgesetzt und Leute aus ihren Reihen auf York-Besitztümern postiert.

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