Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
einmal.
    „Oh“, sagte sie gedehnt, „der andere York.“
    „Oh“, sagte er auf dieselbe Weise, nur freundlicher, „die andere Lancaster.“
    Als sich ihre Blicke verschränkten, hielt Lily den Atem an.
    Alistair reagierte zuerst. Er kräuselte die Mundwinkel, so wie Lily es ihn heute schon für viele Frauen hatte tun sehen, und sagte mit seiner Zauberstimme, die Lily heute schon oft gehört hatte: „Darf ich euch zu Tisch geleiten?“
    „Nein“, sagte Rose unverblümt. „Stell dir vor, wir können sehr gut ungeleitet gehen.“
    „Rose!“, rief Lily. Sie funkelte die Schwester an. Ehrlich, musste Rose immer so unhöflich sein?
    Rose verdrehte die Augen. Lily war klar, dass sie gerade einfach keine Geduld aufbringen wollte. Aber für Lily riss Rose sich zusammen.
    „Du könntest allerdings mit uns gehen, anderer York“, rang sie sich ab. „Wenn es sein muss.“
    „Oh, es muss“, versicherte Alistair und heimliches Gelächter schwang in seinen Worten mit. „Unbedingt.“
    Zusammen mit den letzten Gästen verließen sie den Kaminsaal. Draußen in der Halle standen Kellner mit Tabletts in den Händen und nahmen die leeren Aperitifgläser der vorübergehenden Fey in Empfang. Lily bemerkte, dass keiner dieser Bediensteten spitze Ohren hatte. In diesem Haus schien sich das gesamte Servicepersonal aus Menschen zusammenzusetzen. Wenn das tatsächlich System hat, dachte Lily, sind diese Yorks aber Snobs der besonders üblen Sorte.
    Porter Chapman hatte sich am Fuße der geschwungenen Freitreppe positioniert, direkt neben dem noch ungeschmückten Weihnachtsbaum.
    Der Kerl hat sicherlich keine Ahnung, wer hinter ihm lauert, überlegte Lily. Sie musste sich ein Lachen verbeißen, als sie den riesigen schwarzen Labradormischling sah, der sich gegen Balustrade und Stufen drückte.
    Baskerville sah sie auch. Und was für ihn wahrscheinlich viel wichtiger war: Er sah Alistair!
    Lily hörte sein leises, erfreutes „Wuff!“, gerade als sie an Porter vorübergingen, und dann das Geräusch, das achtzig Pfund Hund machen, wenn sie auf Stein landen. Von einer bösen Ahnung befallen, wirbelte Lily herum. Genau wie der aufgeschreckte Porter. Dem jungen Mann rutschte das voll beladene Tablett aus den unsicheren Fingern, als ihm der Riesenhund zwischen die Füße lief. Kristallgläser regneten herab und zersprangen auf den Fliesen in tausend Stücke.
    Rose, die gewandte, geschickte Rose, wich zurück und hätte sich damit auch gerettet, wäre nicht Baskerville in diesem Moment hinter ihr mit einem glücklichen Japser auf Alistair zugestürmt. Rose stolperte über den Hund. Und fiel.
    Doch bevor Rose rücklings in die Scherben stürzen konnte, schnellte Alistairs Arm vor und schlang sich um Roses Mitte. Und plötzlich lag Rose zurückgebogen im Arm des Earls of Rosebery.

 
    21
    A lion among ladies is a most dreadful thing. ~ Einen Löwen unter Damen bringen, ist eine ganz üble Sache.
    Sie standen wie versteinert.
    Alistair schaute hinunter in Roses aufgerissene Veilchenaugen. Ihr schwarzes Haar wickelte sich um seinen Arm.
    Und während Lily mit offenem Mund auf die Szene vor sich starrte, hob Alistair seine freie Hand und umfasste langsam Roses Finger, die sich um sein Revers krallten.
    Lily sah ihre Schwester zusammenzucken, als hätte sie einen elektrischen Schlag erhalten.
    Über das aufgeregte Stimmengewirr hinweg, das sich plötzlich in der Halle erhob, konnte Lily gerade noch verstehen, wie Alistair Rose fragte: „Bist du okay?“
    Und sie erwartete zu sehen, dass Rose erst gleichgültig die Schultern zuckte, sich dann aufrichtete, abwandte und jemand völlig anderen, unbeteiligten mit einem perlenden Lachen beschenkte, sodass ihr Retter verwirrt und alleine dastand. Aber das tat Rose nicht. Rose blieb genau dort, wo sie war, in Alistairs Armen, und blickte wie gebannt hinauf in seine Augen.
    Lily blinzelte irritiert.
    Ganz langsam schwang Alistair Rose zurück in die Senkrechte. Schwarze Haarflechten fielen auf ihre Schultern herab und streiften seine, so nah standen sie beieinander. Ihre Hände lagen immer noch verschränkt auf Alistairs Brust. Genau über seinem Herzen.
    „Oh. Mein. Gott.“
    Der beinahe andächtige Ausruf kam von Constance Baker-Smith. Die Ehrenwerte Olive Clask-Hall und ihr ganzer Hofstaat schienen den Unfall mitangesehen zu haben.
    Es ist leicht zu erraten, wieso sie sich mit uns haben zurückfallen lassen, dachte Lily und beobachtete, mit welch böser Miene Olive ihre Schwester fixierte.

Weitere Kostenlose Bücher