Elfenstern
Angreifen? Nein, nein, da bestand nicht die mindeste Gefahr, das kannst
du mir
glauben. Er steht unter meinem Bann. Ich bin ein wirklich
tüchtiger Zauberer.
Für einen Trick bin ich weit und breit berühmt
– tolle Explosion. Bumm!
Gummiball heißt er. Glaube ich. Gummi? Nein, das kann nicht
stimmen.« Zifnab
kratzte sich am Kopf, knüllte den Hut zusammen und schob ihn
geistesabwesend in
die Tasche.
»Bei Fuß, alter Junge«, befahl
Haplo dem Hund,
wandte sich verärgert ab und ging zum Schiff.
»Beim Geist des großen Gandalf!«
schrie Zifnab.
»Wenn er einen Geist hatte. Ich bezweifle es. Er war so ein
Snob! Wo war ich
stehengeblieben? Ja, Rettung! Fast hätt’
ich’s vergessen!« Der Zauberer raffte
seine langen Gewänder und lief neben Haplo her.
»Kommt schon! Kommt schon!
Keine Zeit zu verlieren! Eil dich!«
Das weiße Haar stand ihm zu Berge, der Bart
sträubte sich in alle Himmelsrichtungen. Er überholte
den Patryn, blickte kurz
über die Schulter zurück und legte den Finger an die
Lippen. »Und leise, leise.
Ich will nicht, daß er « – er deutete auf den Boden und schnitt
eine Grimasse – »mitkommt.«
Haplo blieb stehen.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und
wartete belustigt darauf, daß der Mann gegen die magische
Barriere prallte, die
der Patryn rund um das Schiff errichtet hatte.
Zifnab erreichte Himmelsstürmer und
strich mit der Hand über den Rumpf.
Nichts geschah.
»He, bleib weg da!« Haplo fing an zu
laufen.
»Hund, halt ihn fest!«
Der Hund stürzte lautlos über den Moosboden
und
schnappte nach Zifnabs Gewand, als der Zauberer sich über die
Reling schwingen
wollte.
»Laß das sein!« Zifnab schlug
mit dem Hut nach
dem Tier. »Ich werde dich in ein Ferkel verwandeln! Ast
ab bula – nein,
halt! Das verwandelt mich in ein Ferkel.
Laß los, du Biest!«
»Hund, sitz!« befahl Haplo. Der Hund
gehorchte
sofort, ließ den Zauberer jedoch nicht aus den Augen.
»Hör zu, Alterchen. Ich
weiß nicht, wie du es geschafft hast, meinen Schutzzauber zu
durchbrechen, aber
ich gebe dir einen guten Rat. Halte dich fern von meinem
Schiff!«
»Natürlich fliege ich gern auf deinem
Schiff,
keine Frage.« Nach einem schrägen Blick auf den Hund
tätschelte Zifnab behutsam
Haplos Arm. »Und am besten brechen wir unverzüglich
auf. Die Zeit drängt.
Netter junger Mann, dein Begleiter«, fügte er zu dem
Hund gewandt fort, »ist
aber ein bißchen dösig.«
Der Zauberer schwang sich über die Reling und
eilte mit einer erstaunlichen Behendigkeit zum Niedergang.
»Verdammt!« fluchte Haplo und lief
hinterher.
»Hund!«
Das Tier setzte in weiten Sprüngen über das
Deck. Zifnab war bereits im Niedergang verschwunden; der Hund sprang
ihm nach.
Haplo folgte ihnen. Er rutschte die Leiter hinab
und stürmte auf die Brücke. Zifnab betrachtete
neugierig den mit Runen bedeckten Obsidian. Neben ihm stand wachsam der
Hund.
Der alte Mann streckte die Hand nach dem Sigelstein aus. Der Hund
knurrte, und
Zifnab zog die Hand rasch wieder zurück.
Haplo blieb in der Luke stehen und überlegte. Er
war nur ein Beobachter und sollte nach Möglichkeit jede
Einmischung vermeiden.
Doch jetzt blieb ihm keine Wahl. Der alte Mann hatte nicht nur die
Runen
gesehen, er hatte sogar die komplexen Verknüpfungen
aufgelöst. Dann wußte er
auch, mit wem er es zu tun hatte. Man durfte nicht zulassen,
daß er sein Wissen
weitergab. Außerdem mußte er ein Sartan sein.
Auf Arianus hinderten mich die Umstände, Rache
an unserem alten Feind zu nehmen. Jetzt habe ich wieder einen Sartan in
meiner
Gewalt, und diesmal kann mich nichts davon abhalten, Vergeltung zu
üben.
Niemand wird den verrückten alten Zifnab vermissen. Diese
dürre Weibsperson
drüben im Haus würde mir vielleicht sogar einen Orden
verleihen!
Haplo stand in der Luke und versperrte somit den
einzigen Ausgang. »Ich habe dich gewarnt. Du hättest
nicht hier herunterkommen
sollen. Jetzt hast du gesehen, was du nicht hättest sehen
dürfen.« Er begann
die Stoffstreifen von den Händen zu wickeln. »Jetzt
mußt du sterben. Ich weiß,
daß du ein Sartan bist. Sie sind die einzigen, die
über die Macht verfügen,
meinen Zauber unwirksam zu machen. Sag mir eines. Wo hält sich
der Rest deines
Volkes versteckt?«
»Das habe ich befürchtet«, sagte
Zifnab betrübt.
»Dein Benehmen ist höchst unpassend für
einen Erretter, findest du nicht auch?«
»Ich bin kein
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