Elfenstern
Erretter. Es ist mein Auftrag,
Unfrieden und Aufruhr zu stiften und alles für den Tag
vorzubereiten, an dem
mein Fürst in diese Welt kommt und sie zu seinem Eigentum
erklärt. Wir werden
herrschen, die wir von Rechts wegen vor langer Zeit schon Herrscher
hätten sein
sollen. Du mußt inzwischen wissen, wer ich bin. Sieh dich um,
Sartan. Erkennst
du die Runen? Oder vielleicht hast du von Anfang an gewußt,
wer ich bin.
Immerhin hast du meine Ankunft vorhergesagt. Ich
wüßte zu gerne, wie du das
bewerkstelligt hast, und du wirst es mir gleich
erzählen.«
Haplo ließ die Verbände fallen, hob die
tätowierten Hände und näherte sich dem alten
Zauberer.
Zifnab schien weder zu erschrecken, noch wich er
vor Haplo zurück. Er blieb stehen und blickte dem Patryn mit
gelassener Würde
entgegen. »Du irrst dich«, sagte er mit ruhiger
Stimme. Seine Augen hatten den
vagen Ausdruck verloren und musterten Haplo scharf und wissend.
»Ich bin kein
Sartan.«
»Gib dir keine Mühe. Allein die Tatsache,
daß du
leugnest, ist Beweis genug – wenn man davon absieht,
daß die Sartan früher
nicht zu lügen pflegten. Aber früher pflegten sie
auch nicht senil zu werden.«
Haplo umfaßte den Arm des alten Mannes und
spürte die zerbrechlichen, dünnen Knochen unter der
Haut. »Rede, Zifnab, oder
wie immer dein wirklicher Name lauten mag. Ich habe die Macht, dir
jeden
einzelnen Knochen im Leib zu zermalmen, einen nach dem anderen. Es ist
eine
besonders schmerzhafte Art zu sterben. Den Anfang werde ich bei den
Händen
machen. Wenn ich schließlich bei deinem Rückgrat
angelangt bin, wirst du mich
anflehen, dich zu erlösen.«
Der Hund winselte und rieb den Kopf am Knie des
Patryn. Haplo schenkte dem Tier keine Beachtung, sondern
verstärkte den Griff
um das Handgelenk des Zauberers. Die andere Hand legte er flach auf
Zifnabs
Brust. »Sag mir die Wahrheit, und ich werde gnädig
sein. Was ich mit Knochen
tun kann, vermag ich auch bei Organen. Das Herz zerbirst. Auch ein
schmerzhafter Tod.«
Haplo konnte dem alten Mann seine Achtung nicht
versagen. Stärkere Männer als Zifnab hatten im Griff
des Patryn gezittert. Der
Zauberer wirkte gefaßt. Wenn er Angst hatte, dann verstand er
sich zu
beherrschen.
»Ich sage die Wahrheit. Ich bin kein
Sartan.«
Haplo bereitete sich darauf vor, die erste Rune
zu sprechen. Schmerz würde als feurige Woge durch den greisen
Körper rasen. Zifnab bewegte sich nicht.
»Was deine Verwunderung darüber betrifft,
daß es
mir gelungen ist, deine Magie zu entkräften, so mußt
du wissen, daß es in
diesem Universum Mächte gibt, von denen du keine Ahnung
hast.« Die Augen, die
Haplo unverwandt fixierten, wurden schmal. »Du kennst sie
nicht, weil du nie
danach gesucht hast.«
»Und warum rufst du diese wundersamen
Mächte
nicht zur Hilfe, um dein Leben zu retten?«
»Das tue ich.«
Haplo schüttelte gereizt den Kopf und sprach die
erste Rune. Die Tätowierung auf seiner Hand
verströmte einen blauen Schimmer,
und die Magie floß aus seinem Körper in den des
alten Mannes. Haplo konnte die
Gelenkknochen brechen und splittern fühlen. Zifnab
stöhnte leise.
Aus den Augenwinkeln sah Haplo den Hund durch
die Luft schnellen. Es gelang ihm, den Arm hochzureißen und
den Angriff
abzuwehren, aber die Wucht des Ansprungs schleuderte ihn zu Boden und
raubte
ihm den Atem. Er lag still und rang nach Luft. Der Hund stand daneben
und
leckte ihm durchs Gesicht.
»Bist du verletzt, mein Junge?« Zifnab
beugte
sich besorgt über ihn und streckte die Hand aus, um ihm auf
die Beine zu helfen
– dieselbe Hand, die Haplo zerquetscht hatte.
Er starrte ungläubig auf die intakten Knochen,
die sich deutlich unter der pergamentdünnen Haut abzeichneten.
Der alte Mann
hatte weder Runen ausgesprochen noch irgendwelche Symbole in die Luft
gemalt.
Haplo überprüfte das magische Feld, das ihn umgab,
und entdeckte keine
Anzeichen dafür, daß es beschädigt worden
war. Aber er hatte gespürt, wie der
Knochen zerbrach!
Haplo schob die dargebotene Hand zur Seite und
stand auf. »Du bist gut«, gab er zu,
»aber wie lange kannst du standhalten? Ein
Tattergreis wie du!« Er trat einen Schritt auf den alten Mann
zu und hielt
inne. Der Hund stand zwischen ihnen. »Hund! Aus dem
Weg!« befahl Haplo.
Das Tier verharrte an Ort und Stelle und sah mit
unglücklichen, flehenden Augen zu seinem Herrn auf.
Zifnab tätschelte mit einem
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