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Elfenstern

Titel: Elfenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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ergriff die kalten
Hände
seiner Schwester. »Begreifst du denn nicht, daß das
alles keine Geltung mehr
hat? Das Verderben naht, wie der alte Mann prophezeit hat! Ich habe es
gesehen,
Callie.« Sie versuchte sich von ihm loszureißen,
doch Paithan hielt sie fest.
»Das Reich der Zwerge ist zerstört, die
Menschennation ausgerottet! Diese drei«
– er warf einen hilflosen Blick auf den Zwerg und die beiden
Menschen, die
verlegen und von Unbehagen erfüllt auf der Schwelle standen
– »sind vielleicht
die einzigen Überlebenden ihrer Völker! Tausende
wurden niedergemetzelt! Und
wir sind als nächste an der Reihe, Callie!«
    »Wenn ich etwas hinzufügen dürfte
…« Zifnab hob
belehrend den Zeigefinger.
    Calandra riß ihre Hände zurück und
glättete den
gestärkten Rock. »Schmutzig genug bist du
jedenfalls«, bemerkte sie. »Sieh dir
nur die Fußspuren auf dem Teppich an! Geh in die
Küche und wasch dich. Die
Kleider laß hier. Ich werde sie verbrennen lassen und dir
frische Sachen aufs
Zimmer schicken. Dann setz dich hin und iß etwas. Deine
Freunde« – ihre Stimme
wurde höhnisch, und sie musterte seine Freunde mit frostigem
Hochmut – »können
in den Sklavenquartieren schlafen. Das gilt auch für den alten
Mann. Seine
Sachen wird er bereits dort vorfinden.«
    Zifnab strahlte sie an und verbeugte sich
bescheiden. »Vielen Dank für die Mühe,
meine Liebe, aber das wäre wirklich
nicht nötig ge …«
    Die Elfenfrau machte auf dem Absatz kehrt und
ging zur Treppe.
    »Calandra, verdammt noch mal!« Paithan
packte
sie am Ellbogen und drehte sie zu sich herum. »Hast du nicht
gehört, was ich
gesagt habe?« »Wie kannst du es wagen, in diesem
Ton mit mir zu sprechen!«
Calandras Augen waren schwärzer und kälter als die
tiefsten Abgründe des
Zwergenreichs. »In diesem Haus wirst du dich
anständig benehmen, Paithan
Quindiniar, oder du kannst dich zu deinen barbarischen Freunden
gesellen und
dein Bett bei den Sklaven aufschlagen.« Sie verzog den Mund
und sah Rega an.
»Woran du gewöhnt sein dürftest. Was deine
hysterischen Schreckensmeldungen
betrifft, so hat die Königin bereits vor einiger Zeit
Nachricht von der
Invasion erhalten. Wenn es wahr ist, dann sind wir vorbereitet. Die
Palastgarde
ist alarmiert, die Schattengarde hält sich in Bereitschaft,
falls sie gebraucht
werden sollte. Wir haben sie mit den neuesten Erzeugnissen der
Waffenindustrie
beliefert. Ich muß sagen«, gab sie widerwillig zu,
»dieser ganze Unsinn ist
wenigstens fürs Geschäft gut.«
    »Der Markt eröffnete lebhaft«,
warf Zifnab ein.
»Seither ist der Dow-Jones-Index stetig gefallen
…«
    Paithan öffnete den Mund, aber sein Kopf war
leer, er wußte nicht, was er sagen sollte. Diese Heimkehr
erschien ihm wie ein
Traum, als wäre er nach einem kurzen Ausflug in die furchtbare
Wirklichkeit
wieder eingeschlummert. Nur wenige Blütenblätter
zuvor hatte ihm ein
entsetzlicher Tod von der Hand der Tytanen gedroht. Er hatte
unvorstellbare
Schrecken durchlebt, grauenhafte Dinge gesehen, die ihn bis ans Ende
seines
Lebens nicht loslassen würden. Seit dem Frühmorgen,
an dem er von hier
aufgebrochen war, hatte er sich verändert, hatte die sorglose,
träge Haut
abgestreift, die ihn schützend umhüllte. Was zum
Vorschein kam, war nicht
hübsch, aber zäher, widerstandsfähiger und
– hoffte er – klüger. Es war eine
umgekehrte Metamorphose – der Schmetterling, der sich in eine
Raupe verwandelt.
    Doch hier hatte sich nichts verändert. Die
Palastgarde einsatzbereit! Die Schattengarde hält sich in
Bereitschaft, falls
sie gebraucht werden sollte! Er konnte es nicht glauben und
schon gar nicht
begreifen. Warum hörte man keine Alarmsignale, warum liefen
seine Landsleute
nicht aufgescheucht hin und her, warum herrschten nicht Panik und
Chaos, wie er
es erwartet hatte? Statt dessen war alles ruhig und friedlich.
Unverändert.
Status quo.
    Ihm stieg ein Schrei aus der Kehle auf. Er
wollte brüllen und die hölzernen Glocken
läuten, wollte die Leute packen und
schütteln und ihnen ins Gesicht schreien: »Begreift
ihr nicht? Begreift ihr
nicht, was euch bevorsteht? Tod und Verderben!« Aber die
Mauer der Stille war
undurchdringlich. Er konnte nur ratlos dreinschauen und
unzusammenhängende
Worte stammeln, was seine Schwester als schlechtes Gewissen deutete.
    Er verstummte und ließ Calandras Arm los.
    Seine ältere Schwester drehte

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