Elfenstern
Zifnab eifrig.
»Unter scheint mir das
entscheidende Wort
zu sein! Ich möchte lediglich deine geschätzte
Aufmerksamkeit auf die
unbedeutende Tatsache lenken, daß ich allmählich
sehr, sehr hungrig werde.« Das
Auge des Drachen klappte zu und verschwand. Haplo konnte
fühlen, wie ein Beben
durch das Schiff lief, als der Drache seine Schlingen fester zog.
Zifnab sank förmlich in sich zusammen. Er warf
einen nervösen Blick zum Fenster. »Hast
du’s bemerkt – er hat mich geduzt. Ein
schlechtes Zeichen. Ein sehr schlechtes Zeichen.«
Haplo reagierte mit einem verärgerten Knurren.
Ein zorniger Drache war genau das, was ihm jetzt noch fehlte. Aus dem
Mannschaftslogis tönte wieder einmal lautes Gebrüll
herauf, gefolgt von einem
Krachen, einem Poltern und einem Aufschrei. »Ich
würde sagen, sie haben ihre
Heiratspläne bekanntgegeben.«
»Du liebe Güte.« Zifnab nahm den
Hut ab, knetete
ihn mit zitternden Fingern und warf Haplo einen flehenden Blick zu.
»Was soll
ich nur tun?«
»Vielleicht kann ich dir helfen. Sag mir, wer du
bist und was du bist. Erzähl mir von den
›Sternen‹. Erzähl mir von den
Sartan.«
Zifnab dachte nach, dann kniff er die Augen zu
schmalen Schlitzen zusammen. Er hob die Hand und stieß Haplo
den knochigen
Zeigefinger gegen die Brust.
»Drei senkrecht. Vier waagerecht.
Lösungswort in
den eingekreisten Feldern. Jetzt sieh zu!« Mit vorgerecktem
Kinn schenkte er
dem Patryn ein wohlwollendes Lächeln und stieß ein
kurzes, schrilles Kichern
aus. Dann stülpte er sich den mißhandelten Hut auf
den Schädel, tätschelte
Haplo begütigend den Arm und stapfte aus der Tür.
Haplo konnte ihm nur fassungslos nachblicken und
sich fragen, wieso er dem Alten nicht den Kopf abgerissen hatte
– samt Hut. Mit
gerunzelter Stirn rieb er sich die Stelle an der Brust, wo der spitze
Finger
des Magiers sich in seine Haut gebohrt hatte, und versuchte die
Erinnerung an
die Berührung abzustreifen.
»Warte nur, alter Mann, bis wir den Stern
erreichen!«
»Unsere Heirat sollte doch alle
zusammenbringen!« sagte Rega und wischte sich die
Tränen der Wut aus dem
Gesicht. »Ich weiß gar nicht, was in Roland
gefahren ist!«
»Willst du aufgeben oder weitermachen?«
fragte
Paithan und massierte sich eine Beule an der Stirn.
Beide schauten sich niedergeschlagen um. Blut
war auf den Boden gespritzt. Diesmal war Haplo nicht erschienen, um die
Streithähne auseinanderzuscheuchen; zahlreiche Menschen wie
auch Elfen waren
mit den Füßen voran aus der Kabine getragen worden.
Lenthan Quindiniar stand an
einem Bullauge und beobachtete den helleuchtenden Stern, der mit jedem
Zyklus
größer zu werden schien. Es sah aus, als
hätte der Elf die Schlacht, die um ihn
tobte, überhaupt nicht zur Kenntnis genommen.
Rega überlegte einen Moment und seufzte dann.
»Wenn wir unsere Leute nur dazu bringen könnten,
sich wieder zu vertragen! So,
wie in der ersten Zeit auf dem Schiff.«
»Ich glaube nicht, daß das
möglich ist. Haß und
Mißtrauen sind in Tausenden von Jahren gewachsen. Wir zwei
werden daran kaum
etwas ändern können.«
»Soll das heißen, du willst nicht
heiraten?«
Regas braune Wangen färbten sich rötlich, die
tränenfeuchten Augen begannen zu
funkeln.
»Aber natürlich will ich! Aber ich
mußte an
diese Gelöbnisse denken. Vielleicht ist jetzt nicht die Zeit
…«
»Und vielleicht hatte Roland recht mit seiner
Meinung über dich! Du bist ein verwöhnter Faulenzer,
der in seinem ganzen Leben
noch keine vernünftige Arbeit geleistet hat! Und obendrein
bist du ein Feigling
und – o Paithan! Es tut mir leid!« Rega warf ihm
die Arme um den Hals und legte
den Kopf an seine Brust.
»Ich weiß.«
Paithan ließ die Finger durch das lange,
glänzende Haar gleiten. »Ich habe auch einiges zu
deinem Bruder gesagt, auf das
ich nicht besonders stolz bin.«
»Die Worte ließen sich einfach nicht
zurückhalten!
Irgendwo in meinem Kopf gibt es einen häßlichen,
widerwärtigen Ort, wo sie
herkommen. Es ist, wie du gesagt hast: Der Haß sitzt tief in
uns drin!«
»Wir müssen Geduld miteinander haben. Und
mit
ihnen.« Paithan schaute aus dem Bullauge. Der Stern leuchtete
ernst und
erhaben; er verströmte ein klares, kaltes Licht.
»Vielleicht leben die Bewohner
dieser Welt in Frieden und Eintracht. Vielleicht werden wir daraus
lernen. Doch
ich bin mir immer noch nicht sicher, daß jetzt der geeignete
Moment
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