Elfensturm (Mithgar 04)
aufgestiegen war. Jinnarin machte sich vor allem um Alamars Gesundheit Sorgen, denn dem Magier fehlte die Widerstandskraft der Jugend, und die Umstände würden ihm ganz sicher mehr zu schaffen machen als den anderen. Aber sie konnte nichts deswegen unternehmen, und so wandte sie sich Rux zu und tat, was sie konnte, um es dem Fuchs gemütlicher zu machen, der fror und vor Ungemach knurrte.
Der Nebel hielt sich den ganzen Tag, da die Wolkendecke die Sonne daran hinderte, ihn aufzulösen. Immer wieder passierten sie festsitzende Wracks, deren Umrisse am Rande des Blickfelds im dichten Nebel vage auszumachen waren. Einige dieser Wracks ließen das Steinamulett um Aravans Hals kalt werden, das ihn so vor Gefahr warnte. Auch hatte es den Anschein, als wisse die Schildkröte um die Fährnisse der halb versunkenen Schiffe, denn das Tier machte immer einen weiten Bogen darum. Die Reisegefährten hielten auch nicht inne, um einer solchen Gefahr auf den Grund zu gehen, denn ihre Aufgabe war eine andere.
Rania, Nalin und Imro wurden immer stiller und wirkten bedrückt, je weiter sie vordrangen, und sogar die Delfine schienen ihre Lebensfreude einzubüßen. Doch im Gebaren des ¡th!rix war keine Veränderung festzustellen. Die riesige Schildkröte schwamm immer noch unbeirrt durch das Algengewirr.
Am Nachmittag hellte sich der Himmel ein wenig auf, und bis zum Sonnenuntergang hatte sich der Nebel aufgelöst, und die müden Seelen der Reisenden schöpften frischen Mut. Bei Einbruch der Nacht legten sich alle schlafen, die nicht mit einer Wache betraut waren. Jinnarin kuschelte sich an Rux und betrachtete noch eine Weile das Sternenzelt über ihnen, bevor ihr die Augen zufielen.
Nur das ¡th!rix schwamm weiter.
Jinnarin erwachte unter einem grauen Himmel, und wieder blies ein kalter Wind. Es war der Beginn des dritten Tages ihrer Reise, und immer noch schwamm die Riesenschildkröte mit sieben Dingis im Schlepptau unermüdlich durch die Algen. Bokar, Aravan, Alamar, Aylis, Jinnarin mit Rux und Jatu fuhren in getrennten Booten, die miteinander vertäut waren. Wie zuvor befand sich auch ein erfahrener Seemann in jedem Boot, und in den ersten sechs Booten fuhren jeweils sechs Zwergenkrieger mit. Im siebten Dingi befanden sich jeweils drei der bärtigen Kämpfer und drei Matrosen. Der Proviant war gleichmäßig verteilt, damit sie nicht ihren gesamten Vorrat verloren, sollte eines der Boote kentern.
Hinter den Booten folgten die fünf Delfine, und auf der Riesenschildkröte ritten die drei Kinder des Meeres. Ob die Meeresbewohner geschlafen hatten oder ob sie überhaupt Schlaf brauchten, wusste Jinnarin nicht.
Bei ihrem Erwachen stellte sie fest, dass Jamie mit weißem Gesicht und zusammengepressten Lippen auf das Meer ringsumher starrte. Die Zwergenkrieger sahen sich ebenfalls aufmerksam um, und ihre Finger ruhten auf den Heften ihrer Streithämmer und Äxte. Jinnarin erhob sich, um festzustellen, was nicht in Ordnung war, und als sie Jamies Blicken folgte, keuchte sie unwillkürlich, denn wohin sie auch schaute, sah sie gefangene Schiffswracks, deren Takelagen mit den langen Ranken eines graugrünen Gewächses behangen waren, die herunterbaumelten wie Fallstricke, um die Arglosen zu erwürgen, während Schlingpflanzen und schleimige Muschelkrusten sich am Rumpf heraufzutasten schienen, als wollten sie die Wracks mit ihrem Griff unter Wasser ziehen.
»Es ist wie ein großes Netz, Lady Jinnarin«, murmelte Jamie, »genau wie Tivir gesagt hat: das Netz einer riesigen Spinne, das alles einfängt, was hineinsegelt in dieses Meer der Verlorenen Schiffe. Ich habe schon immer davon gewusst, aber ich hätte nie gedacht, dass ich es einmal sehen würde. Aber jetzt bin ich hier, ja, das bin ich.«
Das Holz der Planken war stark vermodert, und bei fast allen Schiffen war die Farbe von Rumpf und Kiel verwittert und unkenntlich geworden.
Grau und leblos waren sie, jedenfalls vermutete Jinnarin das, obwohl Aravan allen mitteilen ließ, dass sein blauer Stein eiskalt geworden sei, woraufhin die Zwerge ihre Armbrüste spannten und mit Bolzen bestückten.
Die Konstruktion einiger der morschen Schiffe war höchst ungewöhnlich; das fand selbst Jinnarin, obwohl ihre diesbezügliche Erfahrung begrenzt war. Aber Jamie gab ihr Recht, denn auch er hatte dergleichen noch nie gesehen.
Ein Wrack schien vollkommen aus Ried gemacht worden zu sein; Bug und Heck waren hoch und kurz, und mittschiffs gab es eine Überdachung nach Art eines
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