Elfensturm (Mithgar 04)
nachsehen«, zischte Jinnarin, und ihre von Schatten umhüllte Gestalt schlich der Öffnung entgegen.
Mit klopfendem Herzen tasteten sich Jinnarin und Rux vorwärts, und langsam kam das Innere der Kammer in Sicht. Jinnarin schluckte verblüfft, denn Decke und Wände bestanden vollständig aus fußbreiten, schrittlangen Kristallschäften – sechsseitige, stumpfe Stelen, dicht an dicht und in allen möglichen Winkeln in den Raum ragend. Der unebene Boden bestand ebenfalls aus transparentem Kristall, als seien irgendwann einmal auch aus dem Boden die Stelen gewachsen, dann aber abgebrochen worden, um den Boden anschließend grob zu glätten. Alles war von einem blauen Licht durchdrungen, das die Luft abzustrahlen schien. Als Rux tiefer in den Raum eindrang, rückte langsam eine Rune in Jinnarins Blickfeld, die in den Boden geschlagen worden war und deren Form an den Sinnen zu zerren schien, als winde sie sich auf eine obszöne Weise, obwohl sie fest in den rohen Kristall gemeißelt war.
Der Fuchs machte noch zwei zögerliche Schritte vorwärts, und weitere verderbte Runen erschienen in Jinnarins Blickfeld, wobei bereits ihre Formen etwas Böswilliges hatten. Jetzt konnte sie erkennen, dass zur Linken der Boden zur Mitte des Raumes hin abfiel.
Die Pysk warf einen Blick zurück über die Schulter. Dokan und Brekka schlichen hinter ihr heran, während alle anderen warteten.
Mit klopfendem Herzen trieb Jinnarin Rux vorwärts. Wiederum hielt die Pysk den Atem an, denn nun sah sie, dass die Kammer ein gewaltiges Rund war, volle zweihundert Fuß im Durchmesser, und von großen funkelnden Kristallen gesäumt. Der grob behauene Boden bildete eine große, flache Senke, und Jinnarin konnte jetzt bis zur Mitte schauen, wo auf einem erhöhten Podest oder vielleicht einem Altar etwas lag…
»Farrix!«, schrie sie, und der Schatten löste sich von ihr und Rux, und Fuchs und Pysk waren nun deutlich zu sehen. »Farrix!«, rief sie noch einmal und stürmte in die Kammer.
8. Kapitel
DIE KRISTALLKAMMER
Frühling, 1E9575
[Die Gegenwart]
»Kruk!«, fauchte Brekka und lief mit Dokan hinter sich zur Tür, die Armbrust im Anschlag und zum Schuss erhoben, während hinter ihnen Aravan mit Bokar und dem Kriegstrupp ebenfalls herbeieilten.
Sie stürzten in die Kristallkammer, schwärmten sofort aus und sahen sich auf der Suche nach dem Feind forschend um. Brekka und Dokan folgten Jinnarin nach unten zu dem Mittelpodest, wo Pysk und Fuchs mittlerweile angelangt waren und Letzterer gerade auf den Kristall-Altar sprang.
Jinnarin sprang von Rux herunter und glitt neben Farrix auf die Knie, während sie seinen Namen rief. Doch Farrix bewegte sich nicht. Der schwarzhaarige Pysk lag in seiner Lederkleidung reglos auf dem Rücken, und seine Brust hob uns senkte sich nicht. Furcht erfüllte ihr Innerstes, als Jinnarin ein Ohr auf Farrix’ Oberkörper legte, auf einen Herzschlag lauschte und keinen hörte. Sie lehnte sich auf den Knien zurück, hob das Gesicht zur Decke und weinte leise, das Gesicht zu einer Maske unsagbaren Kummers verzerrt. Rux winselte und drehte sich unentschlossen im Kreis, fletschte die Zähne und knurrte, als die anderen näher kamen.
Brekka und Dokan waren ebenso wie Aravan am Mittelpodest angelangt und umringten den Altar. Und immer noch strömten Zwerge durch den Eingang in die Kammer.
Bokar traf bei Aravan ein. »Dort gibt es noch einen Ausgang«, blaffte er und zeigte auf eine Stelle in der Kammer, wo der Schlitz einer Türöffnung pechschwarz in der Kristallwand gähnte. Der Waffenmeister wandte sich an Aravan. »Was sagt Euer Amulett, Kapitän?«
»Es ist eisig kalt – die Gefahr ist ganz nah«, antwortete Aravan, dessen Augen einen Feind suchten und doch keinen fanden.
»Kelek!«, rief Bokar seinen Stellvertreter zu sich.
Während Kelek zu Bokar kam, betraten Aylis und Alamar die Kristallkammer. Der Alte blieb bei den in den durchsichtigen Boden geritzten Runen stehen. »Gyphon!«, zischte er, dann sah er sich um. »Das ist ein Gyphon geweihter Tempel.«
Mittlerweile befanden sich alle Zwerge in der Kammer, denen nun die Menschen folgten. Alle hielten ihre Waffen in den Händen,… alle bis auf Jatu. Sie schwärmten in dem Raum aus, dessen Kristalle im blauen Licht funkelten.
Aravan bedeutete Jatu zu sich, und der schwarze Hüne ging in Begleitung von Aylis in die Senke hinab. Bei dem Kristallblock angelangt, fiel beider Blick auf Jinnarin, und Kummer erfüllte ihre Augen. Jatu streckte die Hand
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