Elfensturm (Mithgar 04)
später wandte er sich dem Altar zu. »Jetzt schaut genau hin, Pysk, aber atmet nicht auf diese kalte Klinge.« Alamar hielt die Klinge vor Farrix’ Mund und Nase. Schließlich kondensierte eine Spur von Nebel und verdunstete, und nach einer längeren Weile wiederholte sich der Vorgang. »Seht Ihr, ich habe es Euch doch gesagt. Er atmet.« Immer noch die Klinge haltend, rief er Aylis zu: »Farrix ist nicht tot, Tochter, und er gehört auch nicht zu den Untoten. Hier ist keine Totenbeschwörung am Werk, obwohl Farrix in einen Zauber gehüllt ist, den ich aber nicht ergründen kann, weil ich so einen Zauber noch nie gesehen habe.«
»Ein magischer Schlaf?«, fragte Jinnarin.
»Pah! Alberne Pysk, schon wieder auf der Suche nach mehr ›Wundern‹?«
Jinnarin sprang auf. »Wenn es kein Zauberschlaf ist, was ist es dann?«
Aylis, die Farrix untersuchte, merkte auf. »Es ist ein gefährlicher Bann, Jinnarin.«
»Gefährlich!«
»Das hat sie gesagt, Pysk: gefährlich.« Alamar gab Aravan das Langmesser zurück.
Jinnarin rang die Hände, und ihr Blick huschte mehrfach zwischen Farrix, Alamar und Aylis hin und her. »Was machen wir denn jetzt? Was machen wir jetzt?«
»Ich habe keine Zeit für dieses sinnlose Gewäsch«, raunte der Magier verdrossen. »Ich muss wieder zurück zu den Runen. Sag du es ihr, Tochter.« Alamar schlurfte davon.
Aylis seufzte und wandte sich dann an Jinnarin. »Farrix schwebt in keiner unmittelbaren Gefahr, Jinnarin. Sein Schlaf ist mehr wie der Winterschlaf eines Bären.«
»Wie wecken wir ihn dann?«
»Wir können ihn nur wecken, indem wir den Zauber von ihm nehmen.«
Jinnarin warf einen Blick auf Farrix. »Wie stellen wir das an – den Zauber von ihm nehmen, meine ich.«
Aylis schüttelte den Kopf. »Wenn ich ihn gewirkt hätte, wäre es leicht, weil ich dann die Eigenarten und Besonderheiten des Zaubers kennen würde. Aber der Versuch, den Zauber eines anderen aufzuheben… das ist sehr gefährlich, sowohl für den Verzauberten als auch für den Magier, der es versucht.«
»Diese Gefahr, von der Ihr sprecht, worin besteht sie?«
Aylis betrachtete Farrix. »Sollte ich bei dem Versuch, den Zauber von ihm zu nehmen, scheitern, könnte ich ihn damit in einen Dauerschlaf versetzen… oder sogar töten. Die Gefahr für mich selbst bestünde im Falle eines Scheiterns darin, selbst unter den Einfluss des Zaubers zu geraten – dann gäbe es zwei Opfer. Außerdem könnte ich ebenfalls dabei den Tod finden – ich bin kein Experte in dieser besonderen Form der Zauberei, obwohl ich über ein paar Grundkenntnisse verfüge.«
»Oh«, murmelte Jinnarin.
»Warum bringen wir ihn nicht zurück nach Rwn?«, schlug Jatu mit einem Blick auf den verzauberten Pysk vor. »Dort wird doch sicher jemand über die nötige Erfahrung verfügen.«
Aylis seufzte. »Das gehört mit zum Problem. Der Zauber bindet ihn hier an diesen Ort. Ihn von der Insel zu entfernen, vielleicht sogar schon von diesem Altar, würde seinen Tod bedeuten.«
»Oh«, sagte Jinnarin traurig. »Dann können wir ihn nicht von hier fortbringen.«
»Hm«, sann Jatu. »Das bedeutet, entweder müssen wir ihn zurücklassen und jemanden holen, der den Zauber aufheben kann…«
»Nein!«, rief die Fuchsreiterin dazwischen. »Jetzt, wo ich meinen Farrix wieder gefunden habe, weiche ich ihm nicht mehr von der Seite.«
Jatu nickte zögernd und sagte: »Dann hat es den Anschein, als müssten wir Durlok gefangen nehmen und ihn zwingen, den Zauber aufzuheben… oder Lady Aylis oder Meister Alamar müssen es versuchen.«
Aylis schüttelte den Kopf. »Nicht mein Vater. Ich habe schon wenige Kenntnisse auf diesem Gebiet, aber mein Vater hat überhaupt keine.«
Jinnarins Mut sank. »Ach, Aylis, ich will nicht, dass Ihr Euch in Gefahr begebt. Gibt es denn keinen anderen Weg, mir Farrix zurückzugeben – abgesehen von der Aufhebung des Zaubers, meine ich?«
»Eine Möglichkeit gäbe es, aber sie ist nicht sehr wahrscheinlich.«
»Und welche wäre das?«
Aylis sah Farrix an. »Wenn er von selbst aufwacht, hebt er den Zauber damit zwangsläufig auf.«
Jinnarin seufzte, setzte sich neben ihren Gefährten und ließ niedergeschlagen die Schultern hängen.
Aravan schaute von Farrix zu Aylis. »Jetzt ist nicht der rechte Zeitpunkt, diese Entscheidung zu treffen. Denken wir eine Weile darüber nach. Vielleicht erkennen wir später eine andere oder bessere Möglichkeit.«
»Ha!«, rief Alamar plötzlich. »Keine dieser Runen ist jetzt aufgeladen,
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