Elfensturm (Mithgar 04)
aussieht.« Sie schaute nach draußen und dann nach oben und sagte: »Ah, dieser Spalt ist unter dem Überhang, wo ich ihn nicht sehen konnte, und deswegen habe ich ihn mit meiner Magiersicht auch nicht entdeckt, als Bokar und ich darauf lagen.«
Sie schaute sich in der kleinen Kammer um, und Kristall glitzerte im Tageslicht. Ah, jetzt erkenne ich es auch. Das hier ist die Stelle, an der Jinnarin in ihrem Traum steht. Aylis drehte sich um und schaute wieder auf das Meer. Plötzlich weiteten sich ihre Augen, als ihr eine unerwartete Erkenntnis kam, die sie mit solcher Wucht traf, dass sie die Konzentration verlor. Sie fuhr zum Gang herum, schlug sich mit der Hand vor die Stirn und rief: »Adon, wie dumm von mir! Ich weiß einen Weg!«
»Einen Weg wohin?«
Obwohl sie neben Aravan stand, hörte sie seine Worte gar nicht, so versunken war sie in ihre plötzliche Erleuchtung. Mit drängender Stimme sagte sie: »Ich muss zu Jinnarin.« Dann stürzte sie durch das Gedränge der Zwerge und zurück in den Gang und rief dabei den Kriegern, die ihr unabsichtlich den Weg versperrten, ein energisches »Aus dem Weg!« zu.
»Geht ihr voran!«, rief Kelek, und die Zwerge, welche den Ausgang versperrten, machten kehrt und liefen – von Aylis zur Eile angespornt – zurück zum Hauptgang.
Die Zwerge eilten mit klirrender Rüstung voran. Aravan und Kelek sowie eine Hand voll Zwerge folgten langsamer. Sie hatten die Abzweigung beinahe erreicht, als sie das Bellen eines Fuchses von vorn hörten, und dann rief Jinnarin: »Aylis, Aylis, ich weiß es, ich weiß es, ich weiß, wie.« Und Rux kam mit der Pysk auf dem Rücken in raschem Trab angelaufen, die Nase auf dem Boden, um der Witterung der Magierin folgen zu können.
Die vordersten Zwergenkrieger blieben abrupt stehen, und die Nachfolgenden, darunter auch Aylis, stießen mit ihren Vordermännern zusammen. Rux blieb ebenfalls stehen, und Jinnarin sprang von seinem Rücken und lief durch das Gedränge zu Aylis. Ihr Gesicht strahlte förmlich beim Anblick der Seherin, so wie Aylis’ Augen beim Anblick der Pysk. In dem Moment, als sie einander sahen, riefen sie beide gleichzeitig Traumwandeln!
Jinnarin stand auf dem Altar und betrachtete Farrix, während Aylis mit ihrem Vater stritt.
»Tochter, hast du vergessen, dass Aravans Amulett eiskalt ist? Der Stein entdeckt die Antipathie zwischen Aravans Essenz und derjenigen seiner geborenen Feinde… was der Grund dafür ist, dass er auf die schändlichen Kreaturen aus Neddra reagiert, ihn aber nicht auf einen menschlichen Feind aufmerksam macht. Hör mich an, Tochter, in diesem Zauber, der auf Farrix liegt, steckt etwas Böses.«
»Der Stein entdeckt Gefahr, Vater, nicht notwendigerweise Böses. Und wir wissen bereits, dass in der Sendung eine Gefahr liegt. Aber wenn wir Farrix im Traum begegnen, können wir mit ihm reden, ihn dazu bringen, sich der Tatsache des Träumens bewusst zu werden, und ihn die Kontrolle übernehmen lassen, damit er sich selbst wecken und den Bann brechen kann. Um das zu erreichen, werden wir das Risiko eingehen.«
Alamar nickte und schnitt dann eine finstere Miene. »Beim letzten Mal habt ihr ein grünes Ungeheuer mit zurückgebracht.«
»Tentakel, Vater, nur Tentakel. Und die wurden abgeschlagen, als wir die Brücke geschlossen haben.«
»Aber was ist, wenn euch wieder etwas Schreckliches folgt? Etwas Schlimmeres. Etwas, das sich nicht abschlagen lässt?«
Aylis seufzte. »Es gibt überall Gefahren, Vater. Aber ich glaube, dass das Wandeln in Farrix’ Traum die am wenigsten gefährliche Methode ist. Ich glaube nicht, dass ich das Wissen und die Fähigkeiten habe, den Zauber zu bannen, den Durlok ihm auferlegt hat. Aber wenn ich es versuche, sind sowohl Farrix als auch ich selbst in Gefahr – und auf diesem Weg wartet der Tod. Und unsere Aussichten, Durlok zu fangen und ihn zu zwingen, den Zauber aufzuheben – wer kann die einschätzen? Ich nicht. Außerdem könnte Durlok noch mehr Unheil anrichten, sollten wir ihm die Möglichkeit geben, einen Zauber zu wirken – ob gegen Farrix oder gegen uns alle. Wir können Farrix nicht mitnehmen und den Zauber von den Meistern auf Rwn aufheben lassen. Und ich glaube nicht, dass Farrix sich ohne Hilfe selbst aufwecken und damit den Bann brechen kann. Nein, Vater, ich glaube, dies ist unsere beste Möglichkeit, diesen schlimmen Fluch aufzuheben, der auf Jinnarins Gefährten liegt.«
»Da ich Durlok kenne, Tochter, glaube ich, dass dies wahrscheinlich eine
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