Elfentausch
und hatte tatsächlich Börti zu fassen bekommen. Schnell machte sie sich an den Rückzug, denn ihr Oberkörper begann schon leicht einzusinken und bald würde sie kopfüber im Sumpf ertrinken. Die Müllwichtel waren mittlerweile auch näher gekommen und hatten hilflos die Rettungsaktion mit ansehen müssen. Total verdreckt und verschmiert versuchten die Freunde, Börti vom Morast zu befreien, aber sie hatten ja kein Wasser und keine Tücher und konnten nur mit den Händen wischen. Evelin weinte und redete auf Börti ein, aber er machte keinen Mucks.
»Wir brauchen Wasser!«, schrie sie verzweifelt. »Holt doch welches! Oh mein Gott, wir müssen ihn sofort sauber bekommen und dann auch Rüdigers Flügel und Tamaras Beine befreien. In der Sonne wird sonst alles festtrocknen. Hilfe! Warum hilft uns denn niemand?« Schluchzend wischten alle an Börti herum, aber es half nichts. Molly war es, die die einzige rettende Idee hatte. Sie war schließlich eine Regenwolke und man hatte ihr vorhin erst erklärt, dass sie sich nicht weigern durfte, zu regnen, da Gras und Tiere unbedingt den Regen brauchen, um zu überleben. Oder vielleicht ein kleiner Himbeerwichtel. Sie schluckte tapfer und erhob sich über die kleine Gruppe, dann begann sie so schnell und heftig auf die Freunde niederzuregnen, wie sie nur konnte. Dabei löste sie sich allmählich auf und war schließlich ganz verschwunden.
Weinend schauten die Freunde abwechselnd zwischen der tapferen Wolke und dem reglosen Wichtel hin und her.
»Molly hat sich für Börti geopfert! Was für eine tapfere Wolke. Das werde ich nie vergessen!«, schniefte Evelin und alle schauten an die Stelle, von der die letzten Tröpfchen von Molly in der Sonne funkelten, bevor sie zu Boden tropften.
»Das war wirklich lieb von ihr«, sagte auch Rüdiger ganz ergriffen. Tamara konnte nur nicken und putzte sich mit der Hand ganz unelfenhaft die Nase. Durch Mollys Platzregen waren alle zwar nass, aber wieder sauber. Tamara wollte Erste Hilfe leisten, doch Börti hatte keinen Puls und keinen Herzschlag mehr und er atmete auch nicht. »Er ist tot!« schrie sie verzweifelt. »Er ist tot!« Und alle begannen noch herzzerreißender zu weinen, als bisher.
»Ihr könnt den armen Wichtel aber nicht einfach hier im Sumpf liegen lassen«, meldete sich einer der Müllwichtel zu Wort. Beide Müllwichtel hatten sich zu den Freunden gesellt und ebenfalls heftig in ihre Taschentücher geweint. »Wir kennen ihn zwar nicht, aber wir müssen ihn ehrenvoll beerdigen«, sagte der andere Müllwichtel. »Das gehört sich einfach so. Euer Freund sieht aus wie ein Himbeerwichtel. Die sind entfernt mit uns verwandt. Wir werden ihn mit zu uns nach Hause tragen und ihn dort in aller Stille begraben. Bitte verratet uns doch seinen Namen, damit wir einen hübschen Stein für ihn meißeln lassen können«
»Ich gebe Börti aber nicht her!«, schrie Evelin hysterisch und wiegte den toten Freund vorsichtig in ihren Händen. Sie kniete auf dem nassen Boden und hielt Börti in den offenen Händen gegen ihre Brust gepresst und wiegte sich immer wieder vor und zurück. Sie konnte es überhaupt nicht glauben.
»Aber du musst ihn hergeben!«, sagte der zweite Müllwichtel. »Du kannst doch nicht einen toten Wichtel spazieren tragen. Du musst ihm seine letzte Ruhe gönnen. Wir werden das für dich erledigen. Bitte, gib ihn uns. Bitte!«
Evelin blieb bockig und weinte lauter als zuvor – sofern man das überhaupt konnte.
»Was ist denn das für ein Heidenlärm?«, fragte plötzlich eine Stimme hinter der Gruppe.
Als sich alle erschrocken umdrehten, sahen sie sich der Sumpfhexe gegenüber. Vor Angst vergaßen sie weiterzuweinen und die Müllwichtel versteckten sich hinter dem nächsten Strauch.
»Ach, ihr seid es schon wieder!«, sagte die Hexe. »Das hätte ich wissen müssen.« Resigniert setzte sie sich neben die Gruppe hin, wobei sich kurzerhand ein Schaukelstuhl materialisierte, der auch nicht den Boden berührte und somit nicht einsinken konnte. Schaukelnd betrachtete die alte Hexe die kleine Gruppe und schüttelte den Kopf. »Ich hätte es wirklich wissen müssen.«
»Wovon redest du denn?«, fragte Rüdiger, der sich als Erster wieder gefangen hatte. Wir waren doch niemals zuvor bei dir.«
»Na, weil ihr schon einmal bei mir wart«, erklärte die Hexe. »Diese Geschichte hat sich leider schon einmal ereignet. Ihr habt mich gesucht und wolltet euch etwas von mir wünschen, und weil auch damals euer Freund der
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