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Elfentausch

Elfentausch

Titel: Elfentausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asaro Verlag
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nur, dass die Menschen zwar Elfen und Wichtel, also Tamara und Börti, nicht sehen konnten, aber Vögel schon. Deshalb war Rüdiger auffälliger, wenn er auf dem Fensterbrett landete, als Tamara allein oder auch Börti. Nur der Wichtel hatte leider keine andere Möglichkeit, um zu Evelin zu gelangen. Manchmal nistete er sich deshalb einfach für eine Weile bei Evelin ein, die ihn in ihrem Puppenhaus wohnen ließ. Die beiden fanden das ziemlich lustig und hatten sehr viel Spaß miteinander.
     
    Evelin musste sich aus diesen Gründen mit Rüdiger, wenn er Börti brachte, auf dem Balkon oder der Terrasse oder auch mitten im Garten unterhalten. Aber wenn Tamara allein kam, ließ sie sie einfach durchs Fenster in ihr Zimmer, und mithilfe des Kiesels konnten sie sich selbst kleiner machen und mit der Elfe in der Puppenstube spielen oder Tamara größer machen, sodass sie wie zwei normale Mädchen miteinander spielen oder fernsehen konnten, oder eben alles, was ihnen sonst noch so einfiel. Das vermittelte Tamara auch das Gefühl, menschenähnlicher zu sein. Ganz wie sie es sich gewünscht hatte, konnte sie sich beinahe wie ein Mensch verhalten und auch machen, was Menschen machen. Trotzdem konnten sie jederzeit wieder nach Hause zurück. Sie hatten einen guten Kompromiss gefunden. Ab und zu flog Evelin mithilfe des Kiesels heimlich auf Rüdiger nach Elfenhausen und ließ sich von ihrer Freundin deren Welt zeigen. So konnte sie fliegen und auch mit Elfen spielen. Sie war restlos fasziniert. Das kam aber sehr selten vor. Stellt euch bloß vor, wenn jemand die verkleinerte Evelin im Garten auf einen Vogel aufsteigen gesehen hätte ... Ja, gut. Axel hatte es einmal gesehen. Aber er traute sich nicht, etwas zu sagen. Er war ja erst fünf und immer lachten ihn alle aus. Es würde ihm sowieso niemand etwas glauben.
     
    Für die Freunde war eines jedenfalls klar: Man konnte sich tatsächlich auch einige Wünsche erfüllen, ohne gleich sein ganzes Leben aufgeben zu müssen. Tamara konnte zum Beispiel bei Evelin fernsehen und spielen, ohne dafür ein Mensch werden zu müssen und Evelin konnte mit der Elfenfreundin zusammen sein oder auf Rüdiger fliegen, ohne gleich eine Elfe zu werden und ihre Familie aufgeben zu müssen. Man musste nur gut nachdenken, kreativ sein und Kompromisse schließen. Das lustige Quartett war also vorerst mit diesem Zustand sehr zufrieden. Aber mit der Zeit wurden ihre gegenseitigen Besuche seltener. Aber nicht, weil sie sich nicht mehr leiden konnten. Der Reiz des Besonderen verlor sich einfach ganz langsam. Jeder hatte nun erfahren können, wie es war, jemand anderer zu sein und so schön, wie sie es sich immer ausgemalt hatten, war es in Wirklichkeit gar nicht. Sie hatten Gelegenheit, das Leben, das sie sich immer gewünscht hatten, auszuprobieren und kennenzulernen. Dabei hatten sie festgestellt, dass das Leben der anderen auch seine Schattenseiten hatte, genau wie das eigene. Man konnte sich nicht nur das Beste herauspicken, man musste alles nehmen. Und außerdem muss alles im Leben einmal weitergehen. Das ist der Lauf der Dinge. Evelin würde nicht ewig acht bleiben und Tamara nicht ewig 135 und Rüdiger, der als Vogel die kürzeste Lebenserwartung hatte, würde vielleicht gar nicht mehr lange mit ihnen zusammen sein können. So kam es, wie es kommen musste:
    Rüdiger baute bald ein Nest mit Rotraud und gründete eine Familie. Und irgendwann riss auch die Silberkette. Evelin musste bald aufs Gymnasium und hatte andere Freundinnen. Irgendwann verlegte sie den Kiesel und konnte ihn nicht mehr wieder finden. Die Kastanie verdorrte irgendwann und wurde so unansehnlich, dass Frau Busch sie in den Komposthaufen warf, wo sie einsam ein letztes Liedchen trällerte. Und Tamara heiratete - und zwar Börti. Das verwunderte zwar alle, denn noch nie hatte eine Elfe außerhalb ihrer Art geheiratet, aber einer musste ja mal den Anfang machen. Und da die Bewohner vom Herzoginnenwald den lieben kleinen Wichtel kennengelernt hatten, sprach auch nicht wirklich etwas dagegen. Davon abgesehen war Tamara ja keine gewöhnliche Elfe. Sie hatte schon immer nur das gemacht, was sie wollte. Jedenfalls waren alle Freunde sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Aber trotzdem vergaßen sie einander nie und behielten sich stets in liebevoller Erinnerung. So wie es bei richtigen Freunden sein sollte.

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