Elfentausch
zu Hause zu bleiben, damit er sich weiter mit den Profi-Suchmannschaften absprechen und auch die Suche in der näheren Umgehung weiter leiten konnte.
Dann packte sie alles Notwendige zusammen und mit ausreichend Proviant ausgerüstet flog sie schließlich los. Auch Trixi und Tina wollten es sich nicht nehmen lassen, Sofie zu begleiten. Sie hatten immer noch ein schlechtes Gewissen. Wenn sie gleich auf ihre Freundin geachtet hätten, dann wäre das alles vielleicht gar nicht passiert! Also baten sie Sofie, mitfliegen zu dürfen. Sie würden den ersten Teil der Strecke sogar auf einem Reiseadler überbrücken. So waren sie am schnellsten beim Donnerberg oder in der Nähe und konnten die Lebewesen, die dort wohnten, befragen.
DIE WÜNSCHE
Als Evelin von der Unterhaltung mit dem wiederbelebten Börti aufblickte, sah sie die Hexe in der Ferne verschwinden. Laut schrie sie ihr nach: »Hexe! Warte! Bitte! Wir brauchen dich noch! Geh nicht weg!«
Die Hexe hielt inne und drehte sich wieder um und blickte den Weg zurück zu den vier Freunden, die sich beeilten, um sie einzuholen, so schnell der Sumpf es eben zuließ.
Endlich hatten sie die Hexe, nach Atem ringend, eingeholt.
»Bitte«, sagte Tamara. »Wir möchten uns immer noch etwas wünschen. Was müssen wir tun, damit du uns hilfst?«
Nachdenklich blickte die Hexe von einem zum anderen. »Wir gehen erst einmal zu mir nach Hause, dann sehen wir weiter.« Sie schnippte mit den Fingern und alle standen direkt vor der kleinen Holzhütte der Hexe.
»Wow«, meinte Rüdiger. »Das war nicht schlecht. Und man muss sich nicht einmal übergeben.«
»Folgt mir«, sagte die Hexe, »und ärgert meinen Drachen nicht!« Oje, den Drachen hatten die Freunde ganz vergessen. Ängstlich drückten sie sich aneinander und betraten hinter der Hexe die kleine Hütte.
Als sie eingetreten waren, blickten sie sich höchst erstaunt um. Die Hütte war alles andere als winzig. Palast wäre wohl eher die richtige Bezeichnung.
Sie standen in einer großen Vorhalle, die mit bunten Bildern und weichen Teppichen ausgestattet war. Von dieser Halle zweigten mehrere Zimmer ab und es gab sogar eine große Treppe, auf der man in den zweiten Stock kam.
Die Hexe bemerkte die erstaunten Blicke und lächelte. »Ja, ja. Ich kann schon so einiges«, meinte sie verschmitzt. »Bitte folgt mir ins Wohnzimmer.«
Sie gingen mit offenen Mündern staunend der Hexe hinterher bis ins Wohnzimmer mit großen, weichen Sesseln und einem Kamin mit offenem Feuer. Vor dem Feuer lag zusammengerollt der Schrumpfdrache Karamba, der den Kopf hob und die Freunde aus großen goldenen Augen betrachtete. Als er sah, dass keine Gefahr für die Hexe drohte, schnaubte er und rollte sich wieder zusammen. Erleichtert atmeten die Freunde auf.
»Bitte setzt euch«, sagte die Hexe und wies auf die Polsterecke. »Du hättest bestimmt gerne einen Baum«, meinte sie zu Rüdiger gewandt und in Sekundenbruchteilen stand ein kleiner Baum mit kräftigen Ästen mitten im Zimmer. Die Freunde kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Hexe blickte auf Tamara. »Und du hättest sicher gerne ein Lager aus Blumen.« Kaum hatte sie ausgesprochen, hatte sich ein Bett aus den schönsten und duftendsten Blüten und Moosen gebildet. Tamara war begeistert. »Möchtet ihr auch etwas zu trinken?«, fragte die Hexe. Alle nickten und noch bevor sie etwas sagen konnten, standen Gläser bzw. für Rüdiger eine Schale mit frischem Quellwasser bereit. Dazu erschienen auf dem Tisch einige Knabbereien aus Blütenpollen, Keksen und für Rüdiger getrocknete Lakritzfliegen.
Evelin futterte drauflos und sagte noch kauend zu der Hexe: »Ich verstehe nicht ganz, warum jeder Angst vor dir hat. Du bist doch sehr nett.«
Die Miene der Hexe verfinsterte sich. »Ich bin nicht wirklich nett«, sagte die Hexe. »Seit Hunderten von Jahren kommen alle Lebewesen mit den seltsamsten Wünschen zu mir. Jeder möchte etwas anderes sein, als er ist oder er möchte reich oder berühmt werden oder sonst etwas. Niemand wünscht sich mehr etwas wirklich Wichtiges. Deshalb habe ich mich mit Karamba hierher zurückgezogen. Der Sumpf ist so gefährlich, dass er die meisten Hilfesuchenden davon abhält, hineinzugehen. Viele überlegen es sich anders und kehren wieder um. Wenn es ihnen peinlich ist, erzählen sie einfach, ich hätte sie weggeschickt. Oder sie kehren nie wieder nach Hause zurück, damit sie die Blamage nicht erleben müssen. So haben sich im Lauf der Jahre
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