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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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schrien in Panik. Einige von ihnen warfen ihre Waffen weg und knieten nieder. Elende Feiglinge! Orgrim packte sie und stieß sie zur Seite. Und dann war er bei dem Tor. Breite schwarze Eisenbänder liefen über das graue Holz. Rostspuren zeichneten die Türen wie Streifen aus geronnenem Blut. Es stank nach Fäkalien und Erbrochenem. Der Geruch von Schlachtfeldern.
    Orgrim schlug mit aller Kraft auf das Tor ein. Das graue Holz erzitterte. Jeder Treffer hinterließ tiefe Kerben, doch die Tür widerstand.
    »Vorsicht, Rudelführer!«
    Orgrim riss im Reflex seinen Schild hoch. Etwas wie Wasser troff vom Himmel. Ein ganzer Schwall traf den Schild. Einzelne Tropfen spritzten in sein Gesicht oder fanden ihren Weg durch feine Risse in den Eichenbrettern. Sie brannten auf seiner Haut. Ein schwerer, öliger Geruch und der Gestank von gesottenem Fleisch hingen in der Luft.
    Der Krieger unmittelbar hinter ihm hatte weniger Glück gehabt. Er lag auf dem Rücken, seine Arme zuckten hilflos. Sein Gesicht war aufgequollen, graurot und voller Blasen. Er hatte die Augen weit aufgerissen. Sie strahlten weiß wie gekochte Eier aus dem verbrühten Fleisch.
    »Schafft Rammböcke her!«, befahl Orgrim. »Die Tore sind zu stark, um sie mit unseren Waffen einzuschlagen.« Eine Fackel fiel vor die Füße des Rudelführers. Er bückte sich hastig. Schon fraßen sich Flammen in gierigen Schlieren über das Öl. Wütend warf Orgrim die Fackel ins Meer. Er ließ den Schild vom Arm gleiten und erstickte damit die Flammen.
    »Steinwerfer! Heizt den Wichtlein auf den Türmen ein.« Er wünschte, auch seine Trolle hätten diese starken, waagerecht schießenden Katapulte. Dann könnte man Festungstürme mit solchem Beschuss belegen, dass niemand es mehr wagte, seine Nase zwischen die Zinnen zu stecken.
    »Los, wo bleibt der Rammbock! Wollt ihr vielleicht hier auf den Mauern gesotten werden?« Gellende Schreie ließen den Rudelführer aufblicken. Am anderen Ende des Mauerabschnitts, dort, wo sich der nächste Wachturm erhob, stand der Wehrgang in hellen Flammen. Krieger, die zu lebenden Fackeln geworden waren, taumelten ihren Kameraden entgegen. Hilflos mit den Armen rudernd, umklammerten sie jeden, den sie zu greifen bekamen, und trugen den Tod so weiter in die Reihen jener, die dem kochenden Öl und den Flammen entgangen waren.
    Jetzt waren es seine Krieger, die voller Entsetzen von den Mauern sprangen. Ein Flammenmann stürzte auf das Hauptdeck der Geisterwind.
    Boltan rammte ihm eine Harpune ins Genick, bevor er wieder auf die Beine kommen konnte. Dann erstickten andere das Feuer mit Sand.
    »Den Rammbock!«, rief Orgrim wütend. Sie waren dem Sieg so nahe gewesen.
    Endlich kam Bewegung in die Männer. Ein dicker Holzstamm wurde auf die Mauer gehievt. Man hatte ihn nicht von Ästen gesäubert, sodass es genügend Griffe gab. Das vordere Ende des Stammes war zugespitzt. Orgrim verließ die Deckung unter dem Türsturz. Er schob den Kriegshammer in den Gürtel zurück und hob den Schild schützend über den Kopf. »Los, nehmen wir Rache für unsere toten Kameraden!«
    Er sah die Mordlust in den Augen seiner Krieger. Viele waren von Brandwunden gezeichnet. Einem Glatzkopf steckten zwei abgebrochene Pfeile in der linken Schulter. Dennoch griff er nach einem Aststrunk und rief: »Rache!«
    Auch Brud, Skangas Kundschafter, war unter den Männern, die sich zum neuen Angriff formierten. Schreiend stürmten sie dem Tor entgegen. Wie Donnergrollen rollte das Krachen des Rammbocks über die Mauern. Orgrim hatte das Gefühl, dass ihm alle Armsehnen reißen müssten, als der schwere Holzstamm vom Tor abprallte. »Los, noch einmal!« Der Baumstamm schnellte vor. Jetzt wurden sie mit einem splitternden Geräusch belohnt. Eine der Planken der Tür war geborsten.
    Pfeile fuhren zwischen sie herab. Oben vom Turm unternahmen die Verteidiger einen letzten, verzweifelten Versuch, sie von der Tür zu vertreiben.
    »Rache!«, schrien die Trollkrieger. »Rache!« Im Takt zu ihren wütenden Rufen hämmerte der Rammbock vor das Tor. Ging einer der Männer zu Boden, nahm sofort ein neuer seinen Platz ein.
    Eine weitere Planke splitterte. Und dann gab eine der Angeln nach. Das Tor kippte halb nach innen. Orgrim ließ den Rammbock fahren. Er drängte in den Turm. Eine Schwertklinge schnellte ihm entgegen. Er ließ sich fallen. Holzsplitter zerschrammten seine Brust. Unter seinem Gewicht riss auch die zweite Angel aus der Verankerung in der Mauer. Das Tor stürz-te in den Turm.

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