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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Der Rudelführer rollte zur Seite, um einem Speerstoß auszuweichen. Die enge Turmkammer war erfüllt von Leibern. Schwere Füße trampelten über ihn hinweg. »Rache!«, hallte ihr Schlachtruf von den Wänden.
    Irgendwie schaffte es Orgrim, auf die Beine zu kommen. In dem Gedränge war es unmöglich, seinen Kriegshammer zu schwingen. Neben ihm sank der glatzköpfige Krieger in die Knie. Sein Bauch war der Länge nach aufgeschnitten. Mit beiden Händen versuchte der Sterbende, die vorquellenden Gedärme festzuhalten. Der Rudelführer sah die blutige Elfenklinge zu einem neuen Stoß vorschnellen. Diesmal zielte sie auf seinen Bauch. Orgrim drehte sich zur Seite, doch diesmal war er zu langsam. Ein langer, flacher Schnitt zog sich über seinen Bauch.
    Wütend griff er nach dem Kopf des Schwertkämpfers und schlug ihn mit aller Kraft gegen die Wand. Immer und immer wieder.
    Der Kampf ringsherum verebbte. Jemand riss das Tor auf, das auf den nächsten Mauerabschnitt führte, und wurde noch im selben Augenblick zurück in die Turmkammer geschleudert. Wie eine Kinderfaust, die in ein Mäusenest schmettert, zerriss eine unsichtbare Kraft Schilde und Leiber. Triumphierende Sieger wurden binnen eines Augenblicks zu zerschundenen Kadavern.
    Vorsichtig blickte Orgrim durch das Tor. Die Elfen hatten eines ihrer geheimnisvollen Geschütze auf der Mauer in Stellung gebracht. In fliegender Hast versuchte die Besatzung, das Katapult nachzuladen. Zwei Krieger wuchteten einen kopfgroßen Stein auf die Führungsschiene. Zwei weitere drehten an den Speichen einer Doppelwinde. Das Geschütz war weniger als fünfzig Schritt entfernt. Der Rudelführer begann zu laufen. »Rache!«, schrie er seine Angst und seine Wut hinaus. Hinter sich hörte er Schritte. Der Schlachtruf wurde erneut von anderen Kriegern aufgenommen.
    Die Anne des Katapults ruckten noch ein letztes Stück nach hinten, dann verharrten sie in tödlicher Spannung. Ein scharfes Klacken erklang. Orgrim warf sich nach vorn. Er spürte den Zugwind, als die Steinkugel nur wenige Zoll über seinem Rücken dahinschoss. Er hörte reißendes Fleisch. Vielstimmiges Geschrei. Sofort stemmte sich der Rudelführer wieder hoch.
    Verfluchte Elfen! Sie luden schon wieder nach. Ein neuer Stein wurde auf die Führungsschiene gehoben. Orgrim rannte so schnell ihn seine Beine trugen. Dicht neben ihm war Brud, der Kundschafter. Der Rudelführer zog seinen Kriegshammer aus dem Gürtel.
    Ruckend bewegten sich die Anne des Katapults zurück. Nur noch zehn Schritt. Pfeile umschwirrten sie. Ein Schlag traf Or-grim in den Oberschenkel. Doch er rannte weiter. Beißender Schmerz brannte in seiner Brust. Die Katapultarme nickten noch ein letztes Mal, dann verharrten sie. Noch fünf Schritte.
    Die Kriegsmaschine lauerte wie eine zum Zustoßen bereite Viper. Ein Elf mit federgeschmücktem Helm beugte sich vor. Or-grim schleuderte seinen Kriegshammer. Der Helm verwandelte sich in blutiges Blech. Noch zwei Schritte. Die Geschützbedienung sprang zurück. Die Elfen versuchten, durch das offene Tor in den nächsten Turm zu entkommen.
    »Pack das Mistding! Wir verkeilen damit das Tor!«, schrie er dem Kundschafter zu. Im Schwung ihres Ansturms rissen sie das Katapult mit sich.
    Das Tor des Turms schloss sich. Krachend fuhr die Belagerungsmaschine gegen das Holz. Die lange Führungsschiene schob sich zwischen Tor und Mauerfassung. Etwas klackte. Die Katapultarme schnellten vor. Der schwere Stein wurde nach vorn gerissen und zog eine blutige Schneise in die Krieger, die ihnen folgten. »Nein!«
    In blinder Wut trat Orgrim die Tür auf und warf sich auf die Elfen. Wie im Rausch trat und schlug er um sich. Etwas schlitzte seine Wange auf. Ein schwerer Hieb traf sein Knie. Die Kammer füllte sich mit Leibern und der feuchten Hitze frisch vergossenen Blutes. Und dann plötzlich war es vorbei. Nur das leise Stöhnen der Verwundeten und Sterbenden störte die Stille.
    Orgrim wankte eine enge Stiege hinauf. Der zweite Turm war genommen! Sie hatten einen ganzen Abschnitt der Mauer erobert. Von der Turmkrone herab sah er, wie die Krieger anderer Schiffe über die Enterbrücken der Geisterwind stürmten.
    Der Rudelführer stützte sich schwer auf eine Zinne. Die Hafenstadt war riesig. Auch zur See hin schützte sie sich mit einem doppelten Wall. Die Elfen waren noch lange nicht geschlagen. Aber sie hatten ihre erste Niederlage erlitten. »Nie wieder werdet ihr uns von diesem Wall vertreiben«, schwor der Rudelführer

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