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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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»Meine Liebe zu dir ist niemals verloschen. Und doch konnte ich dir nichts sagen. Du hättest mich nicht ziehen lassen. Und wärst du mit mir gekommen, dann wäre unser Geheimnis entdeckt worden. Du warst viel zu eng mit dem Hof verbunden, um einfach mit mir in die Wildnis der Slanga-Berge zu gehen. Emerelle hätte herausgefunden, was geschehen war. Aber da niemand etwas wusste und ich eines Morgens ohne Abschiedswort verschwunden war, dachten sich alle, die launische Maurawani sei einfach nur dem Ruf der Wildnis gefolgt. Und sie habe sich nicht darum geschert, ob sie das Herz des Menschensohns gebrochen habe… Ich weiß, dass die anderen Elfen so über mein Volk denken. Und sicherlich war bei Hof niemand überrascht über mein Verschwinden.«
    »Nein«, gestand Alfadas. Er erinnerte sich, dass selbst die kalte, unnahbare Emerelle versucht hatte, ihn zu trösten. Die Mau-rawan seien wie der Wind, hatte sie damals gesagt, und einfach nicht dazu geschaffen, an einem Ort zu verweilen. Geholfen hatte ihm das nicht. Erst die Begegnung mit seinem Vater hatte ihn wieder aufleben lassen. Ihn auf die Jagd nach Noroelles Sohn zu begleiten, war ein willkommener Anlass gewesen, den Hof der Königin zu meiden, wo ihn alles an Silwyna erinnert hatte. Ja, er hatte sogar Albenmark verlassen und war nie wieder zurückgekehrt.
    »Wie ist er, mein Sohn?«, fragte er und versuchte sich ein Kind vorzustellen, in dem seine und Silwynas Züge miteinander verschmolzen.
    »Er hat meine Augen«, sagte sie lächelnd. Sie strich ihm durch das Haar. »Und deine Ohren hat er. Das ärgert ihn. Er hält es für einen Makel, dass seine Ohren anders aussehen als meine oder die der Wölfe. Ich habe es ihm nicht ausreden können.«
    »Warum vergleicht er sich mit Wölfen?« Alfadas sah sie verwirrt an.
    »Wölfe kümmern sich sehr gut um ihre Welpen. Das ganze Rudel achtet auf die Jungen. Und wenn dem Muttertier etwas geschieht, dann ziehen die anderen Weibchen des Rudels den Wurf groß.«
    Der Herzog brauchte einen Augenblick, bis er begriff, was sie ihm damit sagen wollte. »Du… Du hast meinen Sohn zu einem Wolfsrudel gegeben? Das ist… Sag, dass das nicht wahr ist!«
    »So war es nicht. Ich bin zum Rudel gegangen und ein Teil davon geworden. Ich habe mit ihnen gejagt und gelebt. Ich habe Melvyn nicht fortgegeben. Ich war fast immer dort.«
    »Du hast ihn unter Wölfen großgezogen!« Alfadas konnte nicht fassen, was er da hörte. »Unter Tieren!«
    »Diese Tiere haben ihn nie wie ein Halbblut behandelt, obwohl er so verschieden von ihnen ist. Aus dem Wurf, mit dem er aufgewachsen ist, lebt nur noch eine alte Wölfin. Sie alle haben ihn als ihren Bruder angenommen, und er hat seinen festen Platz im Rudel. Den hätte er nirgendwo anders gehabt! Ich wagte ihn nicht einmal meinem Volk zu zeigen, denn ich wusste nicht, ob sie Emerelle zugestimmt hätten. Es hat nie zuvor einen Jungen gegeben, der halb Mensch und halb Elf ist. Vielleicht hätten auch die Maurawan beschlossen, ihn zu töten. Deshalb habe ich mich in die Wälder am Fuß des Albenhaupts zurückgezogen. Dorthin kommt niemand! Der Ort gilt als verflucht. Niemand in meinem Volk hat deswegen Fragen gestellt. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn sich einer von uns in die Einsamkeit flüchtet. Das konnten sie akzeptieren… Aber das Kind? Vielleicht hätten sie ihn angenommen? Ich weiß es nicht. Von ihm zu erzählen, hätte bedeutet, mit Melvyns Leben zu spielen.«
    Alfadas versuchte, sich einen Säugling vorzustellen, der zwischen Wolfswelpen lag. »Sie hätten ihn zerfleischen können. Ein Kind, das inmitten eines Wolfsrudels in Sicherheit ist… Wie konntest du nur auf die Idee kommen, ein Kind zwischen reißende Bestien zu setzen? Bist du so kaltherzig? Ist dir sein Leben gleichgültig?«
    »Du weißt nicht, worüber du sprichst.« Silwyna sah ihn enttäuscht an. »Du willst mir gar nicht zuhören, nicht wahr? Er interessiert dich nicht.«
    »Wie kannst du das sagen? Er ist mein Sohn! Er… Hat er mehr von mir als nur die Ohren?«
    Die Elfe lächelte mild. »Ja, viel mehr. Er fragt immer wieder nach dir. Deshalb bin ich nach Vahan Calyd gegangen. Ich wollte Ollowain treffen und ihn darum bitten, dass er mir hilft, in die Welt der Menschen zu gelangen.« Sie schüttelte den Kopf. »Doch stattdessen hatte er eine Bitte. Er beauftragte mich, über jene Frau zu wachen, die ich unter allen Geschöpfen Albenmarks am meisten fürchtete. Emerelle, um deretwillen ich in die Wildnis geflohen

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