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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ersten Toten unvorbereitet getroffen.
    Ihm wurde bewusst, wie lange er aus Albenmark fort gewesen war. Und zugleich fragte er sich erschrocken, ob man ihn in Firnstayn vielleicht so sah, wie er jetzt den Grafen Fenryl empfand. Dessen vorausschauendes Planen war sicher nützlich. Aber darauf vorbereitet zu sein, wie man schwer zu erreichenden Leichen die Amulette wieder abnahm, das erschien Alfadas zutiefst unmenschlich. Sein Fehler! Was erwartete er schon von Elfen! Wie sollten sie menschlich sein?
    »Was ist mit dir?« Ollowain war ihm gefolgt.
    »Nichts!« Alfadas winkte müde ab. Er wollte nur allein sein, soweit es als Herzog inmitten seines Heerzuges möglich war.
    »Graf Fenryl möchte wissen, ob er dich in irgendeiner Weise beleidigt hat. Wenn dem so ist, will er sich bei dir entschuldigen.«
    »Ich muss über einige Dinge nachdenken. Richte dem Grafen aus, dass alles in Ordnung ist.« Das war gelogen, doch Alfadas hatte nicht die Kraft, mit dem Elfen eine Debatte über etwas zu führen, das man ihm nicht begreiflich machen könnte. Die Sache mit dem Falken… Sie war logisch, und sie entsetzte ihn dennoch! Alfadas marschierte mit den Männern. Wie alle anderen trug er eine Tasche mit Notvorräten und lehnte es ab, auf einem der wenigen Pferde zu reiten. Es machte ihm zu schaffen, dass er sich an den Namen des Schmieds nicht erinnern konnte. Er redete mit den einfachen Bauern, die nie zuvor ein Land gesehen hatten, das nur aus Eis und Felsen bestand. Ein Land, in dem niemals etwas wachsen würde und um das man dennoch Krieg führte. Er sprach mit den jungen Kriegern aus der Leibwache des Königs, die sich ihnen zuletzt noch angeschlossen hatten. Sie brannten auf ihre erste Schlacht und versteckten ihre Angst hinter Prahlerei.
    Am liebsten war Alfadas bei Lambi und dessen Männern. Der Kriegsjarl schaffte es, stets mit einer Rüstung aus grimmigem Humor gewappnet zu sein. Er vermittelte seinen Kriegern den Eindruck, dass ihn nichts umwerfen könnte. Das machte ihnen Mut. Man glaubte irgendwie, dass es nicht so schlimm kommen könnte, wenn er in der Nähe war.
    Alfadas wünschte sich, er wäre mehr wie Lambi. Die Männer seines Heeres hielten ihn, ihren Herzog, für unbesiegbar. Das war ein zerbrechlicher Ruhm. Er wäre lieber der Mann, der selbst in der Niederlage noch einen dreckigen Witz über seine Feinde machen konnte und die Zuversicht verbreitete, dass der nächste Kampf besser laufen würde. Die erste Niederlage würde das Vertrauen seiner Männer in ihn auslöschen. Und wie sollte man gegen Trolle siegen?
    Alfadas behielt seine Gedanken für sich. Er wanderte weiter und half dabei, das Lager einzurichten. Sie spannten Schutzwände gegen den Wind. Auf dem blanken Eis war es unmöglich, ein Lagerfeuer zu entzünden. Doch die Elfen stellten große Kupferschalen auf Stelzbeinen auf, in denen sie Feuer entfachten. Obwohl niemand fror, sammelten sich die Menschen in Scharen um die wenigen Feuerschalen. Ihr Licht war das Versprechen, dass die Dunkelheit vorübergehen würde.
    Alfadas gab den Befehl, einige der Schafe zu schlachten. Allein der Bratenduft hob schon die Stimmung unter den Männern. Sie schnitten das Fleisch in breite Streifen und warfen es in die Glut der Feuerschalen, bis es eine dunkle Kruste bekam.
    Der Herzog beobachtete, wie Ronardin, der Brückenwächter aus Phylangan, ihnen mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu zusah. Er hatte gewiss in all den Jahrhunderten seines Lebens noch kein Stück Fleisch gegessen, das außen schwarz verbrannt war und im Inneren noch roh und blutig.
    Die Elfen verteilten leichten Apfelwein, der nicht zu Kopf stieg und doch köstlich schmeckte. Auch reichten sie Kräuterbrot herum, Trockenfleisch und ein wenig Honig.
    An einem der Feuer hörte Alfadas Veleifs Stimme. Der Skalde sang ein Lied von einem Jäger, der in einsamer Winternacht auf Pirsch ging, um seine Familie vor dem Hungertod zu bewahren. Zwei Strophen nur brauchte er, und es war in weitem Umkreis still geworden. Selbst das derbe Lachen von Lambis Männern verstummte.
    Alfadas entfernte sich ein wenig vom Lager. Er floh vor den Gedanken an Asla und die Kinder. Wenn sie siegen sollten, dann musste er so sein wie Graf Fenryl. Er musste vorausdenken. Die Moral der Männer würden Lambi und Veleif schon hochhalten. Seine Aufgabe war es, kühl zu kalkulieren, wie sie Feinde überwinden könnten, denen Menschen eigentlich nicht gewachsen waren. Es war gut, dass sie zunächst nur eine Festung

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