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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Zauber gewirkt hast, erklären kann, was in der Halle des Feuers vor sich geht.«
    »Das habe ich erwartet. Wenn wir miteinander reden, kommen wir immer irgendwann zu diesem Punkt.« Ollowain wandte sich ab und ging zum Treppenabsatz. Es war immer dasselbe. Jeder Streit mit seinem Vater führte letztlich dazu, dass Landoran ihm vorhielt, nicht zaubern zu können. Es fehlte nur noch, dass er jetzt auch ihn in seine üblichen Überlegungen über Menschen und andere einfältige Geschöpfe einbezog, die niemals vom Quell wahrer Weisheit kosten würden.
    »Lauf nicht davon, Dickkopf. Du nennst dich Krieger, ja Schwertmeister? Stelle dich der Wahrheit! Wie würdest du einem Blinden das Tageslicht erklären?«, rief ihm der Fürst aufgebracht nach. »Manche Erfahrungen muss man teilen, denn sie sind nicht in Worte zu fassen. Oder könntest du mir sagen, was dich mit Lyndwyn verbindet? Ich sehe in dein Herz, mein Sohn… Bitte, lauf jetzt nicht davon.«
    Ollowain blieb auf der ersten Stufe stehen.
    »Ich weiß nicht, wie ich dir etwas begreiflich machen soll, was du nie erfahren hast.« Landoran war aufgestanden. Erschöpft stützte er sich mit einer Hand an der Wand ab. Zum allerersten Mal sah Ollowain seinen Vater vom Alter gezeichnet. Er war zu entkräftet, um es noch verbergen zu können.
    »Ich würde dir niemals vorhalten, wenn ich nicht verstehen kann, was du sagst, Vater. Was uns trennt, ist, dass du es nicht einmal versucht hast.«
    »Also gut… Die Magie… Es beginnt damit, dass du dich in eine tiefe Meditation versenkst. Du versuchst, dein Gefängnis aus Fleisch hinter dir zu lassen und in dir das zu finden, was unsterblich ist. Und wenn es dir gelingt, dann ist es wie eine zweite Geburt. Du hast das Gefühl, aus deinem Leib zu fahren. Du betrachtest dich von außen. Kleinliche Bedürfnisse wie Hunger und Durst berühren dich nicht länger. Du hast keinen Leib mehr, der dir mit seiner Unzulänglichkeit Pflichten über Pflichten diktiert. Es ist ein überwältigendes Gefühl von Freiheit, das dich überkommt. Und dann hörst du das Singen der Welt. Und du fühlst es auch, so seltsam sich das anhören mag, wenn ich von einem Lied spreche. Du wirst dir der Kraft der Magie bewusst, von der alles durchdrungen ist. Losgelöst von deinem Leib, vermagst du die reinsten Zauber zu wirken, denn du kannst eins werden mit dieser geheimnisvollen Kraft, mit ihr schwingen. Von außen betrachtet, sieht man jedoch nur deinen kauernden Körper. Wem nie das innere, das magische Auge geöffnet wurde, der vermag dich nicht zu sehen, wenn du deinen Leib verlassen hast.« Landoran war sehr blass geworden. Er sprach abgehackt, aber mit großer Leidenschaft.
    »Wenn du unten in der Halle des Feuers bist, dann hörst du eine Stimme rufen, sobald du deinen Leib verlässt. Sie erteilt keinen Befehl, und doch ist es unmöglich, sich ihr zu widersetzen. Es zieht dich hinab, dorthin, wo das ewige Feuer tief unter diesen Bergen glüht. Und plötzlich wirst du Teil von etwas Großem… Die Hochstimmungen, Ängste und Liebeserinnerun-gen aus hundert Leben überfluten dich. Du bist verwirrt, und dann fügt sich plötzlich alles. Du gehörst zu einem großen Chor. Das, was dich ausmacht, wird zu einem winzigen Erinnerungsfunken, der fast verblasst neben der großen Melodie, von der du nun ein Teil bist. Lyndwyn leitet diesen Chor. Sie führt jede Stimme an ihren Platz. Nie zuvor habe ich eine Elfe getroffen, die so jung schon eine solche Meisterschaft in der Zauberkunst erlangt hat. Und der Albenstein vervielfacht ihre Kräfte noch. Alle, selbst die mächtigsten Zauberweber, fügen sich ihr, denn wir spüren, dass es richtig ist. Selbst ich habe mich vollkommen ihrer Weisheit unterworfen und singe ihr Lied, wenn ich meinen Platz in der Halle des Feuers einnehme. So schaffen wir es, glühendes Gestein erkalten zu lassen und den Druck zu mildern, der sich angestaut hat. Doch die Kraft, gegen die wir uns stellen, lässt sich an nichts messen, was dir vertraut ist.«
    Ollowain musste an Taenor denken, den Elfen, der verbrannt war. Was sein Vater erzählt hatte, hörte sich so harmonisch und friedlich an… Doch er hatte mit eigenen Augen gesehen, dass die Wirklichkeit anders war. Landoran sagte ihm also wieder einmal nicht alles. »Was bringt einen dabei um, wenn man nur ein Lied singt?«, fragte er zynisch.
    »Es ist die Angst. Du verlässt deinen Körper, und obwohl du alles Fleisch hinter dir gelassen hast, kannst du dich immer noch erschöpfen. Es

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