Elfenzauber (Mithgar 1)
eindrangen, drehte sie sich noch einmal zu den Waerlinga um. Sie winkten ein fröhliches Lebewohl und verschwanden hinter den hochgezogenen Fallgattern.
Arin drehte sich wieder um und folgte ihren Gefährten in das Grün des Großwalds. Caer Lindor verlor sich rasch im Blattwerk hinter ihnen. Und während sie immer tiefer in den Wald eindrangen, fragte Arin sich, welche unerwarteten Stromschnellen, Wasserfälle, Abgründe und unbekannte Gefahren wohl noch vor ihr lagen.
15. Kapitel
Im Norden durch den Rissanin begrenzt, im Osten durch die Ebenen Riamons, im Süden durch die Glaveberge und im Westen durch den breiten Argon und einem Teil des Hohen Abbruchs liegt ein ausgedehntes Waldland, das sich gut siebenhundert Meilen in der Länge und zweihundert Meilen in der Breite erstreckt.
Es ist der Großwald, eines der mächtigsten Waldgebiete in ganz Mithgar.
In diesem Wald wohnt die Menschenrasse, die unter dem Namen Batron bekannt ist. Sie sind zumeist groß gewachsen, die Männer messen bis zu sechs Fuß zehn und mehr, die Frauen bis zu sechs Fuß sechs. Und wie ihre Verwandten im Grünen Haus im Norden verehren sie das Land und alles, was es mit sich bringt.
Auch gibt es Gerüchte, dass Verborgene im Großwald wohnen, aber dieser Wald hat nicht die Aura des Schutzes wie Darda Erynian.
Falls im Großwald Verborgene leben, lassen sie es die anderen Bewohner nicht merken.
In der Mitte der nördlichen Hälfte des Großwalds gibt es ein riesiges Gebiet, wo nur Gras wächst. Bäume gibt es nicht auf dieser gewaltigen Wiese, die achtzig mal vierzig Meilen misst. Sie wird schlicht »Die Lichtung« genannt, und hier versammeln sich die Baeron in der Woche vor und nach dem Mitt-Jahrestag, um von den Taten ihrer Verwandten zu singen und sich eine Frau oder einen Mann zu suchen.
Das sind Tage des Feierns und der Werbung, und wenn sie vorbei sind, verschwinden die Baeron, einige von ihnen frisch vermählt, wieder in diesem riesigen Wald und kehren in ihre versprengten Dörfer oder einsamen Hütten zurück.
16. Kapitel
Es war nicht die Zeit der Sonnenwende, als Arin und ihre Gefährten durch den Großwald ritten. Vielmehr war es Juli, und die Sonne schien hell und heiß. Doch unter dem schützenden Dach der Baumkronen blieb es in den langen Tagen erträglich, in denen der elfische Trupp langsam durch das dichte Waldgebiet ritt. Auf ihrem Weg nach Osten begegneten sie keinem Baeron, und sie bemerkten auch kein Anzeichen für die Anwesenheit von Fey. Nur die Vögel und Tiere des Waldes kreuzten ihren Weg, oder jedenfalls schien es so. Eines späten Nachmittags, sieben Tage nachdem sie in den Großwald geritten waren, erreichten sie die hügelige Prärie Riamons.
Bei Anbruch des folgenden Tages nieselte es, als die Elfen ihren Weg fortsetzten, der sie mit einer kleinen Abweichung nach Norden beinah gerade nach Osten führte. In der Ferne konnten sie auf der linken Seite durch den Nieselregen die niedrigen Kuppen eines Ausläufers des Rimmen-Gebirges sehen. In den nächsten vier Tagen ritten sie parallel zu diesem Ausläufer, ehe er nach Norden abknickte, um sich mit dem in Ost-West-Richtung verlaufenden Hauptmassiv zu vereinigen.
In dieser Zeit blieben die Berge vor dem entfernten nördlichen Horizont immer im Blick, während die Elfen über das offene Land ritten. Und weitere fünfzehn Tage verstrichen, ehe sie zur Mittagszeit das Dorf Bridgeton erreichten, wo die Überlandstraße den Fluss Eisenwasser überquerte. Dort begann auch die Meerstraße, die dem Eisenwasser südwärts bis nach Rhondor folgte, einer Stadt am Fuß der Berge oberhalb des großen Beckens namens Hèlofen. Die Straße schlängelte sich dann an Fluss und Bergausläufern entlang zur Küste des Ozeans, anstatt durch das Becken selbst zu verlaufen, denn diese Gegend war angemessen benannt: heiß, öde, trocken und unfruchtbar, war das Becken eine tiefe Schüssel, die sich hundert Meilen weit erstreckte, um dann abrupt vor einer hohen Felsbarriere zu enden, hinter der sich das Avagonmeer befand.
Arin und ihre Gefährten stiegen im Gasthaus Zur Roten Gans in Brückenstadt ab und ruhten sich den Rest des Tages und den gesamten nächsten Tag aus. Sie frischten ihren dezimierten Proviant auf und erfreuten sich an den Annehmlichkeiten ihrer Unterkunft, genossen ein warmes Bad, eine gute Mahlzeit und einen vollmundigen Roten.
Und sie sangen traurige und liebliche und erhebende Lieder im Schankraum des Gasthauses – zum Entzücken der Gäste wie auch
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