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Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Titel: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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sei.
    Pirx blieb zusammengerollt und rührte sich auch nicht, als der Grogoch ihn anstupste. »Komm, zeig dich wieder.«
    »Bin doch nicht verrückt!«, kam es gedämpft aus der Igelrolle.
    »Niemand wird umgebracht, nur weil er die Wahrheit spricht.«
    »Was redest du da?
Jeder
wird umgebracht, der die Wahrheit spricht! Sie wird zwar als bedeutsam erachtet, aber keiner will sie hören! Und hast du es schon
einmal
erlebt, dass im Elfenreich die Wahrheit gesagt wird?«
    »Ja, gerade eben. Es ist geschehen, in diesen ehrwürdigen Hallen. Du hast unseren Gebieter sprachlos gemacht. Wahrscheinlich hat er jetzt eine zweite weiße Strähne im Haar.«
    Eine schnüffelnde schwarze Knopfnase wurde sichtbar. »Ehrlich?«
    »Das wäre dann schon die zweite Wahrheit.« Der Grogoch grinste und klopfte mit der Fingerkuppe auf die Igelnase. »Komm schon.«
    Zaghaft entrollte sich Pirx und sah sich staunend um. Die gesamte Versammlung befand sich im Streit. »Hab ich das ausgelöst?«, fragte er begeistert. Er reckte sich und wölbte stolz die Brust.
    Mittendrin stand reglos Fanmór wie eine übergroße Statue, und nicht weit entfernt warteten die Zwillinge und sahen staunend der Unruhe zu.
    Regiatus gelang es schließlich, sich Gehör zu verschaffen, indem er die größten Schreihälse mit den dolchartigen Spitzen seines Geweihs bedrohte. Dann baute er sich vor dem Herrscher auf.
    »Was gedenkt Ihr zu unternehmen?«, fragte er und verschränkte die Arme. Er wurde von verschiedenen Seiten durch Zurufe unterstützt.
    Fanmórs Miene verdüsterte sich. »Wogegen?«
    Der Tonfall hätte dem Corviden Warnung genug sein müssen. Doch er deutete auf Pirx. »Gegen den dreisten Igel, der all das Unglück verursacht hat!«
    Ein Blitzstrahl fuhr auf einmal von der Decke des Saales herunter, und Regiatus war fort. Die Versammlung wich zurück, die erhitzte Stimmung kühlte merklich ab.
    Der Grogoch hörte kurz darauf den Corviden, er schrie draußen im Schlosspark wie am Spieß. Er war dort soeben mit einem Knall gelandet, seine Robe brannte, und er eilte auf den von Schilfrohr umgebenen See zu, in dem einige Schwäne ihre Bahn zogen. Die Tiere stießen empörte trompetende Geräusche aus und öffneten drohend die weißen Flügel, als Regiatus sich in einer Fontäne und dampfender Gischt ins Wasser warf.
    »Hat noch jemand etwas zu dieser unerhörten Anklage zu sagen?«, fragte der Riese grollend.
    Die aufrührerischen Stimmen erstarben augenblicklich. Pirx entrollte sich ein zweites Mal, doch deutlich weniger selbstbewusst.
    »Vater«, erklang Rhiannons helle Stimme. »Was bedeutet es, wenn die Zeit bei uns Einzug gehalten hat?«
    Dieselbe Frage stand auf vielen Gesichtern. Der Grogoch konnte die Angst riechen, die sich schnell wie ein Feuer in einem trockenen Wald ausbreitete. Fanmórs Miene war nun sehr ernst und traurig, und alle Strenge war aus ihr gewichen.
    »Es bedeutet, meine Tochter«, antwortete er langsam, »dass wir unsere Unsterblichkeit verloren haben.«
    Lange war es still. Niemand rührte sich, nicht einmal der Wiesel. Der Grogoch fühlte Pirx’ kleine Hand nach seiner tasten. Seine Stacheln hingen matt herab.
    Dann sprach eine edel gewandete, blauhäutige Elfendame: »Das kann nicht Euer Ernst sein …« Furcht und Grauen lagen in ihrer Stimme.
    »Es ist unmöglich«, wisperte eine zweite Stimme.
    »Das kann niemals geschehen«, ergänzte eine dritte.
    Dafydd und Rhiannon starrten den Vater an, als wäre er gegen seinen Schatten aus Annuyn ausgetauscht worden.
    Fanmór hob die Arme. »Ich kann bereits fühlen, dass mich die Unsterblichkeit verlassen hat, und euch wird es bald ebenso ergehen. Jeder Einzelne von euch ist davon betroffen, ohne Ausnahme. Ich kann nicht sagen, ob nur das Reich der Crain davon betroffen ist, bevor die Boten zurückgekehrt sind. Aber es ist eine Tatsache, dass der Herbst dort draußen die Folge des Verlustes der Zeitlosigkeit ist. Wie es aussieht, wird auch nicht mehr so schnell neues Blattwerk sprießen. Wir gehen auf den Winter zu, wenn man so will.«
    »Aber dann«, setzte die blauhäutige Dame fort, »werden wir vergehen …«
    »Ja«, antwortete Fanmór. »Ja, wenn wir keinen Ausweg finden, wird alles enden. Die Elfenzeit geht zu Ende.«
    Die Versammlung war beendet. Rhiannon, Dafydd und der Grogoch hatten sich in einen kleinen, von Weinreben umrankten Innenhof zurückgezogen, in dem ein Springbrunnen die Mitte bildete. Gargoyles formierten sich um eine stilisierte geschlossene Seerose in der

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