Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt
Mann. Zuerst reichte er Nadja die Hand zur Begrüßung, dann Robert. Er zog eine Visitenkarte hervor und zeigte seine Dienstmarke. »Michel Larquim, zu Ihren Diensten. Sie können sich bestimmt denken, weswegen ich Sie beide sprechen will.«
»Natürlich, wegen Sébastien de Villefleur – also Boy X«, antwortete Nadja.
Larquim nickte. »Kommen Sie, setzen wir uns dort hinten hin, da können wir ungestört reden.«
Robert und Nadja holten ihre Presse- und Personalausweise hervor, während sie sich setzten. Larquim nahm sie in Empfang und hob die Hand. Aus dem Nichts tauchte ein uniformierter Polizist auf und verschwand mit den Ausweisen.
»Reine Routine, Sie verstehen«, sagte Larquim höflich und lächelte. Es war ein eingespieltes Lächeln, das seine Mundwinkel streifte, die Augen aber nicht erreichte.
»Natürlich.«
»Erzählen Sie mir, in welcher Beziehung Sie zu Sébastien de Villefleur stehen.«
Nadja übernahm die Antwort. »Wir hatten den Auftrag, ihn zu interviewen und Fotos zu machen. Wir erhielten gestern Nachmittag einen Termin in seiner Hotelsuite, für eine halbe Stunde, und dann die Einladung für seinen Auftritt am Abend bei Tele 5.« Nadja zog ihren Kalender hervor und gab ihm die genauen Daten, die der Polizist notierte.
»Irgendetwas Besonderes am Nachmittag?«
»Nun … wir hatten den Eindruck, dass der junge Mann unter Drogen stand. Er konnte kaum Antwort geben und wirkte sehr abwesend.«
»Machte er einen kranken Eindruck auf Sie?«
»Nein, das nicht. Wir nahmen Alkohol oder Drogen an. Ein Irrtum, wie wir jetzt wissen.«
»Ja, leider. Das würde die ganze Sache vereinfachen und mich überflüssig machen. Sagen Sie, was wissen Sie über diese … Eliette?«
»Eine ausgeh… Nun, sie schien ihn betreut zu haben. Unseres Wissens hat Sébastiens Bruder Charles sie gestern nach seinem Eintreffen entlassen.«
Larquim sah sie an wie eine Schlange das Kaninchen, und dazu lächelte er wieder künstlich. »Teilen Sie mir bitte den Eindruck mit, den Sie vorhin unterbrochen hatten. Alles ist wichtig, verstehen Sie? Eliette ist nämlich von ihrem Freund als verschwunden gemeldet worden. Sie kam nicht nach Hause und hat sich nicht von unterwegs gemeldet. Das muss noch nichts zu bedeuten haben, schließlich sind keine vierundzwanzig Stunden vergangen, dennoch … Angesichts der aktuellen Entwicklung macht es mich stutzig.«
Das war in der Tat eine Neuigkeit. Nadja nickte. »Eliette schien Sébastien stark zu behüten, es wirkte sehr übertrieben. Wir hätten beinahe den Termin nicht bekommen, obwohl er mit der Agentur vereinbart war, und dann wollte sie uns die Fragen vorschreiben.«
»Hat sie einen nervösen Eindruck auf Sie gemacht? Könnte sie Drogen …?«
»Das weiß ich nicht. Aber sie ist Bulimikerin und machte einen sehr ehrgeizigen Eindruck.«
Larquim wandte sich an Robert. »Ist Ihnen mit Ihrem fotografischen Blick etwas Besonderes aufgefallen?«
»Nadja hat alles gesagt«, antwortete Robert nüchtern..
»Und wie war diese Sache am Abend? Erzählen
Sie
es mir diesmal.«
Robert berichtete, was sich zugetragen hatte. Er hielt sich strikt an die Wahrheit, verschwieg aber seine Überlegungen oder seltsame Beobachtungen.
»Und dann sind Sie in die Klinik gefolgt?«, fragte Larquim.
»Meine Reportage war noch nicht beendet«, antwortete Nadja kühl. »Und Sie können Charles fragen, ob wir vertrauenswürdig sind. Bisher haben wir nichts über diese seltsame Geschichte veröffentlicht.«
»Schon gut, ich habe keine Vorurteile und bilde mir auch keine persönliche Meinung. Ich versuche nur herauszufinden, was geschehen ist.« Er betrachtete seine Notizen. »Sie waren dann mitten in der Nacht auf der Intensivstation und wurden ohnmächtig?«
Nadja nickte. »Ein Schwächeanfall. Ich hatte nur ein kleines Frühstück und dann den ganzen Tag nichts mehr zu mir genommen. Es ging mir sofort wieder gut.«
»Ja, das hat der behandelnde Arzt ausgesagt … Netter Kerl übrigens …« Larquim klappte seine Notizen zu. »Haben Sie die anderen Patienten gesehen?«
»Ja«, antworteten Nadja und Robert in einem Atemzug.
»Darüber denken Sie nach, nicht wahr?« Er blickte sie nacheinander an. »Kommt Ihnen seltsam vor, oder?«
»Allerdings.«
»Mir auch …« Larquim erhob sich, als sein Kollege mit den Ausweisen zurückkam. Er gab sie Robert und Nadja zurück. »Alles in Ordnung. Entschuldigen Sie bitte die Unannehmlichkeiten. Und bitte … falls Ihnen etwas Ungewöhnliches auffällt, geben
Weitere Kostenlose Bücher