Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin
wartete, dass sie ihn erreichen, packen würde.
Wie ein Raubtier stürzte sich Elisabeth auf ihn. Sie sprang ihn von hinten an, umklammerte ihn mit Armen und Beinen und warf ihn auf den Rücken. »Du entkommst mir nicht«, zischte sie mit einer Stimme, die kaum mehr menschlich klang.
In einem Reflex rammte Robert ihr den Ellenbogen ins Gesicht und heulte auf, als ihre Fingernägel sich durch sein T-Shirt in sein Fleisch bohrten. Sie spuckte aus – eine Mischung aus Speichel und Blut –, riss ihm tiefe Wunden, während sie sich hochzog und auf ihn setzte.
Robert glaubte, vor Anspannung und pumpender Energie beinahe zu explodieren. Seine Schmerzen um Rippen, Knöchel und Brust verflogen. Er spürte, wie seine neue unsterbliche Natur seine menschliche Hülle regenerierte. Doch er musste sich zurückhalten, musste ihr das hilflose Opfer vorspielen, um diesen Kampf zu gewinnen.
Die Blutgräfin lachte siegessicher, als sich ihre Hände schließlich auf seine Schultern drückten, und sie bleckte die Zähne. Ein weit aufgerissener Rachen mit Hauern, die wie nadelspitze Dolche im Mondlicht aufblitzten. Speichelfäden verklebten die offenen Seiten, als sie die Mundwinkel zu einem grimmigen Lächeln zurückzog. Ihre Augen funkelten voller irrsinniger Gier. Schließlich warf sie den Kopf zurück und holte Schwung, um ihre Zähne in seinen Hals zu schlagen.
Fast emotionslos registrierte Robert, wie anders sich dieser Biss im Gegensatz zu Annes Blutkuss anfühlte. Weder spürte er Panik noch Lust oder ein Kribbeln. Einzig ein dumpfer Druck, die feuchten Lippen auf seiner Haut und ein vages Ziehen verrieten ihm, dass die Blutgräfin begann, seinen Lebenssaft zu trinken.
Am Boden liegend, versuchte er, an der Gräfin vorbei zu den anderen zu blicken und zu sehen, wie der Kampf stand. Er erkannte Lorec, der wild knurrend und bellend im Kreis sprang und nach allem schnappte, was ihm vor die Schnauze kam. Die Hälfte der untoten Mädchen lag bereits tot oder verstümmelt im Staub. Anne dagegen hatte es mit Darby und Tanner gleichzeitig zu tun. Der Elf attackierte sie von vorne, während der Amerikaner mit Roberts Metallstange bewaffnet von hinten nach ihr schlug. Robert bemerkte, dass sich Annes Aura ausdehnte und wieder zusammenzog; sah, wie sich ihre Lippen bewegten. Aber auch Darby arbeitete mit mehr als seinen bloßen Fäusten und durchbrach die schützende Barriere.
Robert hielt den Atem an, dann versperrte ihm der zuckende Körper der Gräfin die Sicht. Die Zeit schien sich gleichzeitig zu raffen und zu dehnen. Er wusste nicht mehr zu sagen, wie lange oder kurz es dauerte, bis Elisabeth Báthory unartikuliert aufjaulte. Sie hörte auf zu saugen, würgte Roberts Blut wieder hervor und spuckte es von sich, während rosa Schaum ihr Kinn hinablief. Röchelnd fasste sich an den Hals, zuckte und zappelte im Todeskampf hin und her.
Ihr Schnaufen wurde zu einem schrillen Quieken, als das Gift aus Annes Blut seine volle Wirkung entfaltete. An Armen, Beinen und Gesicht der Gräfin zeichneten sich die Adern erst dunkelrot, danach bläulich ab. Immer verästelter wurde das Muster, breitete sich aus und fraß sich schließlich durch die alabasterfarbene Haut an die Oberfläche. Rohes Fleisch wurde sichtbar, gefolgt von Sehnen, Muskeln, Knochen. Elisabeth löste sich vor Roberts Augen auf, als hätte man sie in ein Bad aus Salzsäure gelegt. Und nur ein Klumpen verschmorten Stoffes blieb von ihr übrig.
Robert wollte sich aufrichten, um den anderen beizustehen, doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Hilflos musste er mit ansehen, wie Lorec und Anne kämpften.
Ein Mädchen nach dem anderen riss der Wolfsmann mit seinen riesigen Pranken nieder. Ohne Gnade zermalmte sein Gebiss ein Genick, schüttelte den Kadaver, schleuderte ihn von sich, um sich gleich darauf der nächsten Angreiferin zu widmen. Anne dagegen schien durch die doppelte Attacke zusehends schwächer zu werden. Die glimmende Energiehülle um sie wurde schmaler, während sie weiterhin verbissen die Kräfte mit dem Elfen maß. Blitze zuckten über ihnen am Himmel. Der Mond hatte sich längst hinter einem Pulk aus Gewitterwolken versteckt und tauchte die nächtliche Landschaft in tiefes Dunkel.
Robert suchte Jarosh in dem Getümmel und fand seinen unnatürlich verdrehten Körper zusammengesunken an einer der Häusermauern liegend. Ein Häufchen aus Staub, Knochen und Stofffetzen. Der Kopf des Ghuls ruhte zertrümmert daneben.
Mühsam versuchte Robert, sich näher an das
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