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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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hob. »Seht doch, seht!«, rief er begeistert. »Unter dem Holzgestell!«
    Nur widerwillig ließ Tanner von seinem Opfer ab und ging auf die Knie, um zwischen den Latten hindurchzuspähen. Tatsächlich schien sich dort im Boden eine Falltür geöffnet zu haben, die vorher nahtlos mit den Fliesen abgeschlossen hatte. Die Pforte! Begeistert fegte Saul die Klopapierpakete beiseite und schob die Palette aus dem Weg.
    Auf einem Bereich von etwa einem Quadratmeter war der Zimmerboden einen Fingerbreit abgesunken und ließ sich mit etwas Kraftanstrengung aufschieben. Darunter lag eine steinerne Wendeltreppe, die eng gewunden hinab in ein formloses Dunkel führte. Tanner schluckte.
    Es gab wenig, was ihn aufhalten konnte, wenig, was er zu vermeiden suchte. Aber ein düsterer Keller gehörte dazu. Der Amerikaner zögerte, setzte einen Fuß auf die erste Stufe und hielt erneut inne. »Ich nehme die Mine besser mit«, sagte er mehr zu sich selbst und eilte fort von dem Loch.
    Während er den Stift übersorgfältig in seiner Tasche verstaute, versuchte er sich zu beruhigen. Er musste diesen Schritt gehen, diese eine Grenze überschreiten. Nur so bekam er, was er wollte und so dringend brauchte.
Ich gehe meinen Weg. Und keiner kann mich aufhalten
.
    »Also dann …«, sagte er laut, zog eine Taschenlampe aus seiner Aktenmappe und ging voraus. Der Ghul folgte ihm.
    Drei volle Windungen später erreichten sie ebenen Boden. Dem Gefühl nach befanden sie sich im zweiten Untergeschoss. Die Luft war stickig, und Tanner musste mehrfach husten.
    Als er seine Lampe in den Raum hineinschwenkte, sah er Staubschwaden im Lichtkegel. Grauer Pelz bedeckte den Boden und machte deutlich, wie lange schon niemand mehr auf diesem Pfad gewandelt war. Mit angehaltenem Atem leuchtete Tanner langsam und systematisch von links nach rechts, bis er ihn entdeckte – den Sarkophag der Blutgräfin.
    Aufgebockt auf zwei mächtige Granitquader stand dort, von einem durchsichtigen Netztuch geschützt, ein einfacher Sarg aus schwarz gebeiztem Holz. Statt Goldgriffen oder aufwendiger Bordüren waren vielerlei Symbole auf dem Deckel eingebrannt. Dazwischen fanden sich Reste von rotem und schwarzem Wachs – an den Stellen, an denen die rituellen Kerzen gestanden haben mussten.
    Bei dem Anblick drängte sich Verzückung an die Seite der stetig anwachsenden Beklemmung. Er hatte sie tatsächlich gefunden! Nun kam alles auf ihn an. Dafür hatte er jahrzehntelang die alten Bücher und Aufzeichnungen gesammelt und studiert. Wenn er sich nur am Riemen riss und seine verdammte Angst in diesem Keller verdrängte, lag ihm bald die Welt zu Füßen.
    Um sich zu orientieren, leuchtete Tanner die Wände ab. Dem Treppenaufgang gegenüber fand er erneut das verkehrte Saturnzeichen, mit bräunlicher Farbe auf den Stein geschmiert. Immer wieder erfasste der Lichtkegel große rußige Flecken, während er über die Mauern glitt.
    Einen Fuß vor den anderen zwingend, ging der Amerikaner auf den Sarg zu.
    Als er sich anschickte, ihn zu öffnen, schrie Jarosh auf. »Nicht! Ihr brecht den Bann! Falsch, so ist es falsch!« Der Ghul war die ganze Zeit am Treppenabsatz stehen geblieben. Nervös hatte er an seiner Kordjacke herumgezupft und Tanner bei jeder seiner Bewegungen beobachtet.
    Sauls Sicherheit schwand zusehends. So etwas Großes hatte er noch nie versucht. Sein Wissen stützte sich auf theoretische Studien und ein paar kleinere Experimente. Und der Kampf mit seiner Phobie machte es nicht eben einfacher. Hin und her gerissen blickte er von seinem untoten Helfer zum Sarg und versuchte seine Gedanken zu sammeln. »Vielleicht hast du recht. Da drinnen sollte sie vor Verfall geschützt sein und erst wieder an die Luft kommen, wenn ihr Herz neuerlich zu schlagen begonnen hat. Machen wir es also wie unsere Vorgänger.«
    Mit diesen Worten holte er Streichhölzer und einen Satz schwarzer Kerzen hervor. Eine nach der anderen zündete er an, ließ etwas von dem Wachs an die alten Stellen auf dem Deckel tropfen und klebte sie daran fest. Im Feuerschein erhielten die Zeichen und Symbole Konturen; sie schienen sich zu bewegen, zu tanzen und nach Freiheit zu streben. Doch es bedurfte mehr, um die Gräfin aus den Zwischensphären zu holen.
    Tanner zwang seine traumatischen Kindheitserinnerungen an den dunklen Keller seiner Großeltern in den Hintergrund und zog einen Zirkel aus Friedhofserde um den Sarg. Dann blies er den Staub im inneren Kreis fort und malte mit Kreide komplizierte Gebilde an

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