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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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fasziniert.
Mein bisheriges Leben war nur Fassade. Aber Elisabeth teilt meine Leidenschaften. Sie ist das fehlende Glied in der Kette, die weibliche Seite meines Selbst und umgekehrt. Zusammen werden wir unbesiegbar sein und uns diese Welt untertan machen!
    Einen Augenblick lang war er versucht, das Elixier an sich selbst auszuprobieren, doch wie stets behielt sein Verstand die Oberhand. Ein Selbstversuch wäre übereilt und dumm. Zu viel stand auf dem Spiel. Es war klüger, die ersten Tropfen an ihr auszuprobieren. Denn die Gräfin war bereits tot, oder zumindest ihr Körper war es. Der Ghul hatte versichert, dass Elisabeths Verstand trotz der Verwesung intakt geblieben war und seit Jahrhunderten auf Befreiung wartete.
    Ergriffen fuhr Tanner mit dem Finger über den Deckel der Petrischale und malte sich aus, wie es sein würde. Eine Welt, die mit seiner Hilfe zurück zu ihren Wurzeln fand. Der Glaube wäre nicht länger etwas Entrücktes für die Minderbemittelten und Verstoßenen, Magie nicht nur eingebildete Empfindung. Wenn dieser Zauber gelang, würden die Menschen ihn, Saul Tanner, anbeten. Als Unsterblicher wäre er ein Gott. Der einzige Mensch, der wirkliche Macht besäße. Die Welt läge ihm zu Füßen. Und wenn nicht, dann würde er die Menschen mit einer Armee Untoter dazu zwingen!
    Er streckte die geballte Hand Richtung Fenster, durch das er im Osten die Sonne am Horizont zartrosa aufgehen sah, und rief: »Ich allein werde herrschen! Ich ganz allein!«
    Vier Stunden später betrat Tanner zusammen mit Jarosh, der seine bestmögliche Tarnung angestrengt hatte, die Räume des Burgmuseums, begleitet von einem der Wachmänner.
    André hatte sein Versprechen wahr gemacht und mit ein paar Beziehungen und einem Bündel Scheinen für einen freien Zugang zum Ostflügel gesorgt. Der dickwanstige Mann in dunkelblauer Schmuckuniform wirkte nicht, als bereitete ihm seine gekaufte Komplizenschaft größere Gewissensbisse. Im Gegenteil. Immer wieder grinste er Tanner an. Ein feistes Gesicht unter einer Kappe und Wangen, die so prall und gespannt aussahen, dass Saul fast Silikonimplantate darunter vermutete. Immer wieder musterte André erst Jarosh und dann Tanner mit belustigtem Blick.
    Trotz des Gestaltzaubers machte der Ghul keine besonders elegante Figur. Seine Kleidung wirkte abgerissen und beinahe so alt wie die Ausstellungsstücke des Museums. Aber zu einem neuen Anzug hatte Tanner ihn trotz Drohungen nicht überreden können. Es mochte sein, dass Jarosh nichts anderes besaß und deshalb an der Montur hing. Vielleicht hatte er Angst, seine Herrin würde ihn in neuem Gewand nicht erkennen. Oder die neumodischen Kleider waren ihm nicht geheuer. In der großen Stadt und ehemaligen Königsresidenz bewegte er sich unsicherer. Hatte er vielleicht gelogen, als er behauptet hatte, den genauen Ort zu kennen, an dem Elisabeth Báthory lag?
    Ein Grundriss des Gebäudes, wie es Mitte des 17. Jahrhunderts ausgesehen hatte, war in der kurzen Zeit nicht aufzutreiben gewesen. Jarosh musste den Weg aus dem Gedächtnis wiederfinden – trotz der Umbauten in der Spätrenaissance und Barockzeit und des verheerenden Brandes um 1811. Ein weiterer Aufschub hätte Robert und der Vampirin zu viel Zeit gegeben, Tanner und sein Gefolge aufzuspüren.
    Bei dem Gedanken an Anne strich der Amerikaner über die lederne Aktentasche, in der sich das Elixier und weitere Utensilien für das Ritual befanden. Ihm war klar, dass die Frau nicht ruhen würde, sich an ihm zu rächen. Sie war ein jahrtausendealtes Wesen, er nur ein schwächlicher Mensch. Noch.
    Der Wächter führte sie durch allerlei Räume mit spärlich bestückten Vitrinen und blieb schließlich in einer kleinen Halle stehen, in der die Habsburger Hofkleidung an lebensgroßen Figuren zur Schau gestellt wurde. Als keine weiteren Besucher zu sehen waren, deutete er auf eine Tür und sagte: »Tam«, was wahrscheinlich so viel wie »dort entlang« hieß.
    Vor Aufregung röchelte Jarosh wie ein Asthmakranker und schlenkerte mit den Armen. Selbst Tanner spürte ein Kribbeln in der Magengrube, als der Wachmann seinen großen Schlüsselbund aus der Tasche zog und aufsperrte.
    Der Amerikaner signalisierte ihm, dass er und sein Begleiter nun allein weitergehen würden, drückte ihm ein üppiges Trinkgeld in die Hand und trat in den Zwischengang, der mit unpassend modernen Deckenlampen ausgeleuchtet wurde.
    »Ja, ja, hier entlang«, murmelte der Ghul und marschierte zielstrebig an den Türen vorbei,

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