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Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen

Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen

Titel: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathrin Hartmann
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zu kennen, und diese Tatsache zog ihr den Boden unter den Füßen weg.
    Sie wollte Luft holen, aber es ging nicht. Ihr Blick wanderte an ihrer Gestalt hinunter, an dem einfachen graubraunen Rock, den sie trug, zu den klobigen Holzschuhen und den schmutzigen Füßen, die darin steckten. Wie edler war die Frau an Dafydds Seite dagegen! Obwohl auch ihr Gewand schlicht aussah, wirkte sie wie eine Prinzessin. Ihre Züge waren ebenmäßig und weich. Eleanor fasste sich an die Wange. Gegen diese Frau war sie einfach nur hässlich und überaus gewöhnlich.
    »Wie könnt Ihr uns helfen?«, fragte die Frau. Ihre Stimme klang wie ein melodischer Singsang.
    Über ihren Köpfen verdunkelte sich die Sonne endgültig. Es wurde zwar nicht so finster wie in einer mondlosen Nacht, aber die Dinge verloren ihre Farbe, wurden fahl und konturlos.
    »Nein!«, flüsterte Dafydd tonlos.
    Eleanor handelte, ohne weiter darüber nachzudenken. Sie trat vor, streckte beide Hände aus und berührte den gespaltenen Stamm. Etwas durchfuhr sie wie ein Geist, der durch ihren Körper geweht wurde, und sie hielt ihm stand. Es kam ihr vor, als würde aus ihr alle Farbe gesaugt werden. Vor ihrem inneren Auge entstanden Bilder von weiten, blumenübersäten Wiesen, von silbrigen Bäumen, deren hellgrünes Laub in einem sanften Wind säuselte. Und über die Wiese kam jemand auf sie zu.
    Sie legte den Kopf in den Nacken, stöhnte und spürte all ihre Kraft aus ihr strömen. Ihre Knie begannen zu zittern, und sie musste sämtliche Willenskraft aufbringen, um nicht hinzufallen.
    »Helft ihr!«, hörte sie Guy sagen, und jemand griff nach ihrer linken Hand, löste sie von dem Stamm. Die Bilder verloschen, die entfernte Gestalt löste sich in nichts auf. Gleich darauf kehrte alles zurück, und ganz am Rande begriff Eleanor, dass Guy den Baumstamm ebenfalls berührt hatte. Dafydd stellte sich zwischen sie. Seine Finger waren kalt und sehr glatt, als er Guy und Eleanor voneinander trennte und die Öffnung in ihrer Kette mit seinem eigenen Körper schloss. Die Frau, die bei ihm gewesen war, stellte sich auf Guys andere Seite. Sie schloss den Kreis, indem sie den anderen Stamm berührte, und in diesem Moment geschah es.
    Ein grelles Leuchten fuhr vom Himmel nieder. Der Rand der Sonnenscheibe begann wie von tausend Diamanten besetzt zu glitzern; ein einzelner Sonnenstrahl löste sich aus diesem Kreis und landete inmitten des Rasens zwischen Eleanor und den anderen.
    Eleanor sah die Gestalt auf der Wiese näher kommen. Es war ein Mann, das erkannte sie nun. Ein Mann, der in ein langes, besticktes Gewand gehüllt war.
Sterne
, dachte sie vage. Es waren Sterne, die auf dem Stoff funkelten. Der Gedanke entglitt ihr sogleich wieder, als sie bemerkte, dass sie und die anderen nicht mehr in dem kleinen Eichenwäldchen standen, sondern selbst mitten auf der blühenden Wiese.
    Dann hatte der Mann in dem Sternengewand sie erreicht. Er war noch nicht sehr alt, vielleicht dreißig Jahre, und seine Züge hatten etwas Zeitloses. Nur in seinen Augen stand das Wissen um die Geschehnisse von Jahrhunderten. Seine Haare und auch sein Vollbart hatten eine seltsame Farbe, zwischen Fuchsbraun und Silbrig.
    Wortlos stellte der Mann sich in ihr Rund, schloss es zu einem vollständigen Kreis, und der Sonnenstrahl erlosch.
    Eine schmale Sichel aus Licht erschien um den Rand der Sonnenscheibe und gab der Welt ihre Farben zurück. Dort, wo noch eben der fremde Mann gestanden hatte, befand sich jetzt wieder der gespaltene Baum, doch die Öffnung in seinem Stamm begann nun zu funkeln wie eine Wasseroberfläche, auf die silbriges Mondlicht fiel.
    Der fremde Mann taumelte aus der Öffnung hervor, und das Glitzern hinter ihm zerstob wie ein zersplitterter Spiegel.
    Inmitten ihres Kreises brach er ohnmächtig zusammen.
    Gegenwart, Tara
    Nachdem die Dunkle Königin den Getreuen entlassen hatte, wanderte er eine Weile lang durch das im Bau befindliche Schloss.
    Bandorchus Untertanen leisteten hervorragende Arbeit. Die Aussicht auf ein Leben jenseits des Schattenlandes hatte in ihnen einen unbändigen Arbeitseifer entfacht. An allen Ecken und Enden der erst halb fertigen Festung entstanden neue Anbauten, Zinnen, Türme, Keller und auch Verliese. All das wuchs mit magischer Geschwindigkeit in den Himmel Irlands, denn ein jeder nutzte seine Fähigkeiten, so gut er konnte. Steine flogen heran, setzten sich zu Bögen und Gewölben zusammen, gelenkt von Wesen, die entfernte Ähnlichkeit mit Trollen hatten.

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