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Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen

Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen

Titel: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathrin Hartmann
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Ein spindeldürres Männlein vollführte seltsame Bewegungen in der Luft und verdichtete diese, bis sie sich so weit verfestigt hatte, dass es sie wie Glasscheiben in die leeren Fensterlaibungen setzen konnte. An den Wänden huschte ein spinnenartiges Wesen mit überdickem Hinterleib entlang und spann mithilfe seiner Drüsen Vorhänge, Wandteppiche und Tischwäsche, alles in einem düster leuchtenden Rotton.
    Der Getreue stieg eine enge Wendeltreppe empor und erreichte eine Plattform auf einem der höchsten Türme. Von dort hatte er eine gute Sicht über das Land. Er konnte im Nordosten Drogheda sehen, im Südosten Dublin und das Meer dahinter. Und im Westen reichte sein Blick sogar bis Mullingar und darüber hinaus, obwohl der Horizont mit einem diesigen Schleier verhangen war.
    Die Augen des Getreuen nahmen kaum wahr, was sie sahen, denn in Gedanken war er ganz woanders.
    Alebin war ihm entkommen, und der Verhüllte hatte keine Ahnung, wie das gelungen war. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm klar, dass es nur eine einzige Möglichkeit gab: Jemand hatte dem Meidling geholfen!
    Vor Wut knirschte er mit den Zähnen. Wie konnte jemand es wagen, sich gegen ihn und die Gebieterin zu stellen? Wer wagte es?
    Er beschloss, es herauszufinden, klammerte die Hände um das Geländer der Plattform und beugte sich hinüber. Der Innenhof unter ihm sah von so weit oben kaum größer aus als ein Handtuch, dennoch konnte der Getreue erkennen, wer sich in ihm aufhielt.
    Eine Reihe Zentauren-Soldaten übte den Schwertkampf, und das Klirren ihrer Schwerter hallte in die Höhe. An einer Mauer stand ein Tierelf, dessen Leib vollständig mit dunkelroten, glänzenden Schuppen bedeckt war, und unterhielt sich mit einer Dryade.
    »Du da!«, rief der Getreue.
    Die Soldaten erstarrten in ihren Bewegungen und wandten ihre Gesichter nach oben.
    Er wies auf den Tierelfen. »Den meine ich!«
    Der Elf wurde aufmerksam. Er schaute zum Turm hoch, zuckte leicht zusammen, dann verbeugte er sich tief. »Ja, Herr?«, fragte er in die Höhe. »Womit kann ich Euch dienen?«
    »Such den Spriggans und schicke ihn zu mir in meine Gemächer, hast du gehört?«
    »Natürlich, Herr.«
    »Und beeil dich!«
    Noch einmal verbeugte der Tierelf sich und rannte davon, so schnell ihn seine Beine trugen.
    Der Getreue machte sich auf den Weg zu seinen Gemächern.
    Als er dort ankam, wartete Cor bereits auf ihn. Er saß auf einem mit dunkelrotem Samt bezogenen Fußschemel, und obwohl er kaum größer war als ein Kinderkopf, wirkte er mit seinem wilden Aussehen gefährlich und bösartig.
    Eiligst sprang er zu Boden und verbeugte sich mehrfach. »Mein Gebieter! Ihr habt mich rufen lassen. Womit kann ich Euch dienen?«
    Der Getreue verzog den Mund. Manchmal hasste er die Unterwürfigkeit des gesamten Hofstaates, sein kriecherisches Getue und die Eilfertigkeit, mit der er jedem seiner Wünsche nachkam. An diesem Tag jedoch war er zu sehr mit seinem Problem beschäftigt, um sich lange darüber zu ärgern.
    »Ich brauche deine Hilfe!«, sagte er. »Ich muss ein paar Leute verhören.«
    Der Spriggans schluckte sichtbar und verbeugte sich erneut. »Selbstverständlich! Was wollt Ihr in Erfahrung bringen?« Er kam ein paar Schritte näher getrippelt.
    »Komm mit!«, sagte der Getreue nur, wandte sich um und verließ den Raum mit den gleichen energischen Schritten, mit denen er ihn betreten hatte.
    Die Verlieswächter, die in Bandorchus Schattenlandschloss die Gefangenen bewacht hatten, waren auch in Tara für diese Aufgabe zuständig. Sie waren das Ziel des Getreuen, und Cor erbebte sichtbar, als er erkannte, wohin sie unterwegs waren.
    »Äh, Herr?«, fragte er auf dem Weg in die finsteren Tiefen der Gewölbekeller.
    »Was?« Der Getreue hatte den Spriggans auf den Arm genommen, weil er so schneller vorankam und nicht darauf warten musste, dass der kleine Elf auf seinen kurzen Beinen mit ihm mithalten konnte. Cor war dieser enge Kontakt sichtlich unbehaglich. Sein gesamter Körper war angespannt.
    »Was sucht Ihr hier unten? Ich meine, die Verliese sind doch gänzlich leer.« Cors Hände zitterten, und dem Getreuen ging auf, dass der Spriggans fürchtete, selbst in ihnen eingekerkert zu werden.
    Kurz spielte er mit dem Gedanken, das kleine Wesen eine Weile in seiner Angst schmoren zu lassen, aber er brauchte dessen Hilfe. Solange Cor sich beinahe in die Hosen machte, würde er seine hypnotischen Fähigkeiten nicht vollends entfalten.
    Also sagte der Getreue:

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