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Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen

Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen

Titel: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathrin Hartmann
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»Stimmt! Aber wir wollen auch nicht zu den Gefangenen, sondern zu den Wächtern.«
    »Aha!«, sagte der Spriggans und hielt von nun an den Mund.
    Der Getreue konnte spüren, wie heftig ihm das Herz im Leib pochte. Unter seiner Kapuze grinste er vor sich hin.
    Die Verlieswächter waren bleiche, breitschultrige Wesen, deren Gesichter entfernt an die von Wildschweinen erinnerten und deren Arme so lang waren, dass sie ihnen bis in die Kniekehlen baumelten.
    Ihr gesamtes Leben verbrachten sie in unterirdischen Gängen und Kellern und hatten gelernt, sich ohne einen Funken Licht zurechtzufinden.
    Als der Getreue mit einer Fackel in der Hand in ihren Aufenthaltsraum trat, wo sie um einen hölzernen Tisch saßen und irgendein wildes Würfelspiel spielten, schauten sie blinzelnd und mit tränenden Augen auf. Sie erkannten, wer vor ihnen stand, und waren blitzschnell auf den Beinen.
    »Herr?«, fragte einer von ihnen grunzend und schob sich ein Stück vor. »Eure Anwesenheit ehrt uns, aber was wünscht Ihr hier unten zu tun? Noch sind die Verliese leer.«
    »Ich weiß.« Der Getreue winkte den Wächter zu sich heran. »Wie ist dein Name?«
    »Kallgann, Herr!«
    »Gut, Kallgann. Ich habe ein paar Fragen an dich.« Der Getreue gab dem Spriggans einen Wink, und mit einem Satz war das kleine Wesen von seinem Arm auf die Schulter des Wächters gesprungen.
    Kallganns Augen wurden glasig. »Fragt mich, Herr. Ich bin begierig, Euch zu antworten.«
    »Schön. Im Schattenlandschloss, warst du da zuständig für einen Gefangenen namens Alebin?«
    »Ja, Herr.«
    »In den Wirren kurz vor der Schlacht von Newgrange konnte dieser Gefangene offenbar entkommen.«
    Kallgann senkte den Kopf. Trotz der Hypnose durch den Spriggans begannen seine Knie zu zittern. »Wir konnten nichts dafür, Herr!«, beeilte er sich zu versichern. »Wir wurden aus dem Kerker abberufen, um uns auf die Schlacht vorzubereiten.«
    Der Getreue wusste, dass er die Wahrheit sagte. Unter Cors Einfluss sagte jeder die Wahrheit.
    »Bevor du diesem Befehl nachgekommen bist, ist dir da irgendetwas aufgefallen? Ist dir jemand begegnet? Vielleicht jemand, der nicht in den Kerker gehörte?«
    Kallgann richtete den Blick in die Ferne, als sein träger Geist anfing nachzudenken. »Es kam uns ein Elf entgegen, Herr. Wir haben uns nichts dabei gedacht.«
    »Ging dieser Elf hinunter in den Kerker, während ihr euch zum Abmarsch bereit machtet?«
    Kallgann nickte nur.
    Fast hätte der Getreue ihm für diese Unverschämtheit einen Hieb versetzt, aber er beherrschte sich. Er hatte eine bessere Methode, den Kerl dafür zu bestrafen, dass er das ihm zustehende Herr vergessen hatte. »Komm her!«, befahl er mit leiser Stimme.
    Kallgann gehorchte. Sein gesamter Körper zitterte inzwischen so stark, dass der Spriggans auf seiner Schulter durchgeschüttelt wurde. »Herr?«, fragte der Wächter schrill.
    Der Getreue streckte eine Hand nach ihm aus.
    Kallgann wollte einen Schritt zurückweichen, doch Cors Einfluss hinderte ihn daran. Wie eine übergroße Marionette stand er da, die Schultern herabgesunken, der Kopf aufrecht und die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen. Die blasse Hand des Getreuen näherte sich seiner Stirn, und ein entsetztes Wimmern drang aus Kallganns Kehle. Dann berührte der Getreue ihn.
    Er zuckte wie vom Blitz getroffen zusammen. Schlagartig wurde sein ohnehin schon trüber Blick völlig leer und ausdruckslos. Bilder strömten auf den Getreuen ein.
    Ein langer unterirdischer Gang. Kallgann im Kreis seiner Leute. Dann die Gestalt, die ihnen entgegenkam. Ein dürres Wesen, braun-grüne Haut
.
    Die Augen lagen im Schatten der Haare, sodass Kallgann sie nicht hatte sehen können. Aber dafür fiel ihm etwas anderes auf.
    Es war wie eine Ahnung, die über dem Kopf des Ankömmlings schwebte. Etwas, das aussah wie ein Geweih
.
    Ein Geweih? Der Getreue zog seine Hand zurück. Kallgann sackte in sich zusammen, doch Cors Einfluss hielt in weiter aufrecht.
    »Du kannst ihn jetzt loslassen«, sagte der Verhüllte trocken.
    Der Spriggans gehorchte, und wie ein gefällter Baum krachte Kallgann zu Boden. Mitleidlos blickte der Getreue auf ihn hinab. Es kam vor, dass Elfen, in deren Erinnerungen er auf die eben vollzogene Weise eindrang, ihren Verstand niemals wiedererlangten.
    Bei diesem Gedanken empfand er nicht das geringste Mitleid, aber etwas anderes ließ ihn die Zähne zusammenbeißen.
Diese Gestalt mit dem Geweih
… Woher kannte er sie? Wo hatte er sie nur schon einmal

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