Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen
ihn auf die Seite.« Sobald Eleanor getan hatte, was er verlangte, holte er tief Luft, schöpfte eine Handvoll Wasser aus der Quelle und griff nach dem Bolzen in Dafydds Schulter. Mit einem harten Ruck zog er ihn aus der Wunde und goss gleichzeitig das Wasser hinein.
David schrie vor Schmerzen. Silberner Rauch stieg aus der Wunde auf, und sie schloss sich vor Eleanors Augen.
»Das ist …«
Ein Wunder
, hatte sie sagen wollen, aber Guy kam ihr zuvor.
»… Elfenmagie«, beendete er ihren Satz. Er hielt Dafydd fest, der sich vor Schmerzen krümmte, und wartete ab, bis sich die Wunde vollständig geschlossen hatte. »Geht es?«, fragte er dann.
Dafydd richtete sich auf und untersuchte verblüfft seine Schulter. Schließlich nickte er. »Ja. Danke.«
»Diese Quelle«, sagte Guy und wies auf das schmale Rinnsal, »ist möglicherweise das Heilmittel für Merlins Schlaf.«
»Woher wollt Ihr das wissen?« Dafydd ließ von seiner Schulter ab.
»Ich bin im Auftrag Eures Vaters, König Fanmór, hier. Das muss Euch als Antwort genügen, Prinz von Earrach.« Guy erhob sich und sah auf Eleanor hinunter. »Kümmere dich um seine restlichen Wunden.«
»Wohin willst du?« Eleanor streckte eine Hand nach ihm aus, doch er nahm sie nicht.
Guys Augen waren tief und dunkel. »Ich muss fort. Aber keine Sorge, morgen früh bin ich wieder hier. Wenn geschehen ist, was die Mächtigen vorgesehen haben.« Er nickte Dafydd zu, drehte sich um und verschwand im Unterholz.
David sah Guy nach, als er sich zwischen zwei eng stehenden Baumstämmen hindurchzwängte und seinen Blicken entschwand.
»In Fanmórs Auftrag hier.« Er schüttelte den Kopf und setzte sich anders hin, sodass Eleanor die Binden abwickeln konnte, die Rian ihm angelegt hatte.
Vorsichtig tat sie es und betrachtete eine Weile die Wunden, die Malik ihm beigebracht hatte. Sanft strich sie über seinen Oberarm, achtete dabei aber sorgfältig darauf, den Schnitt nicht zu berühren.
»Sie haben dich schwer misshandelt«, murmelte sie und spürte, wie ihr schon wieder Tränen in die Augen schossen.
»Ja. Und vielleicht werden sie Gleiches mit meiner Schwester tun. Wir müssen uns beeilen, wenn wir sie retten wollen.«
»Was hast du vor?« Eleanor schöpfte Wasser aus der Quelle und goss es über Davids Arm. Wieder stieg silberner Rauch auf, es schmerzte, als habe man ihm Säure in die Wunde gegossen. Doch dann schloss sich das Fleisch, und der Schmerz verging, bis nicht einmal mehr die Erinnerung daran übrig geblieben war.
»Ich werde mit dem Wasser zurück in Wilhelms Heerlager kehren und Merlin aufwecken. Er wird den Herzog davon überzeugen, dass wir keine Zauberer sind. Danach müssen Rian und ich mit ihm dorthin zurückkehren, wo wir eigentlich herkommen. Dort warten Freunde auf unsere Hilfe.« Bei diesen Worten schoss ein Schmerz durch Davids Herz, der schlimmer war als der, den das Heilwasser auf seiner Brust und den Brandwunden an seinem Bauch verursachte.
Nadja!
, dachte er.
Geht es dir gut? Bist du am Leben?
Er schluckte.
Eleanor sah ihn von unten herauf an. »Das Heerlager? Ist das der Ort, an dem man dich so misshandelt hat?«
David nickte. In Gedanken war er immer noch bei Nadja.
»Also ist es gefährlich, dorthin zurückzukehren!«
Er hob die Schultern. »Wahrscheinlich. Aber ich kann meine Schwester nicht im Stich lassen.«
Eleanor heilte mit dem Wasser die letzte seiner Wunden und die Dornenspuren in seinem Gesicht. Danach richtete sie sich auf und blickte ihm zögernd in die Augen.
Und ebenso zögernd hob sie die Hand und legte sie an seine Wange.
»Ich habe so lange auf dich gewartet«, flüsterte sie.
In diesem Moment geschah etwas mit David. Wieder begann seine Kopfhaut zu kribbeln. Wieder war es ihm, als übernehme eine fremde Macht die Kontrolle über seinen Körper. Seine Erinnerungen, sein Leben, all das war plötzlich in weite Ferne gerückt.
»Ich weiß«, sagte er, ohne dass er es wollte. Seine Finger strichen über Eleanors Wange, dann durch ihre Haare, ihren Hals hinunter und an den Rand ihres Ausschnitts.
Unter
den Rand ihres Ausschnitts.
Was tue ich da?
, durchzuckte es ihn, doch seine Finger wanderten weiter, und er konnte nichts dagegen tun. Er spürte, wie in seinem Körper die Lust erwachte.
Guy ballte die Hände zu Fäusten, als er sah, wie Prinz Dafydd Eleanor berührte, wie er sie liebkoste.
Er wusste, dass dies hatte kommen müssen, denn König Fanmór hatte ihn gewarnt. Viviane liebte es, ihre Spielchen mit den
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