Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen
überein.
Sie war angekommen! Endlich war sie dort, wo die Göttin sie die ganze Zeit hatte haben wollen.
Glücklich ließ sie sich in das weiche Moos fallen und streckte eine Hand aus, um das klare Wasser zu berühren. In diesem Moment begann ihre Kopfhaut zu kribbeln, und wie eine goldene Kappe flammte um ihren gesamten Schädel ein Licht auf. Es strahlte in den Himmel, gleichzeitig sanft und hell wie ein Heiligenschein. Im Spiegel des Wassers konnte Eleanor die unheimliche Erscheinung sehen.
Guy stand in einiger Entfernung unter einem Baum und beobachtete Eleanor schweigend. Sie lächelte ihm zu, aber er erwiderte das Lächeln nicht.
Seufzend tauchte sie die Finger in die Quelle.
Irrte sie sich, oder war da Hundegebell in der Ferne? Es war so schwach und verweht, dass sie sich auch getäuscht haben konnte. Das Wasser hingegen war kühl und rann kribbelnd über ihre Haut, spendete Ruhe und Erholung.
Plötzlich krachte es im Unterholz.
Eleanor fuhr auf.
Als das Gebell der Hunde hinter David zu einem aufgeregten, jagdlüsternen Jaulen wurde, begann er zu laufen. Jeder Schritt fuhr ihm wie mit einem glühenden Messer in die Schulter, und das Blut lief ihm über den Rücken und ließ sein Hemd an der Haut kleben.
Er spürte die Quelle lange, bevor er ihr Plätschern hören konnte. Es war wie eine magnetische Kraft, die ihn zum Wasser zog, ein starkes Kribbeln, das seinen gesamten Körper erfasste und vorwärts trieb, auch wenn er sich lieber hingesetzt und ausgeruht hätte. Das Licht über seinem Kopf war es, das ihn dorthin zog.
Und dann war er angekommen. Am Rande eines kleinen Beckens lag ein riesiger, dicht mit Moos bewachsener Stein. Ein schmales Rinnsal ergoss sich daraus und bildete in dem Becken einen silbern schimmernden Spiegel.
Als habe er einen unsichtbaren Schleier durchschritten, waren plötzlich das Hundegebell und die Geräusche, die seine Verfolger gemacht hatten, hinter ihm zurückgeblieben. Sie waren hinter ihm zurückgeblieben, als habe er einen unsichtbaren Schleier durchschritten. Das Licht um seinen Kopf erlosch.
Dies war ein Ort des Friedens. Ein Ort der Heilung.
Alles, was er tun musste, war, die Quelle zu erreichen.
Aber mit flatternden Lidern blieb David am Rande der Lichtung stehen. Er spürte, wie die Kraft aus ihm herausrann, wie er taumelte. Bis zum Wasser würde er es nicht mehr schaffen.
Er fiel auf die Knie.
Vorbei!
, dachte er.
Bevor ihm die Sinne schwanden, sah er ein bekanntes Gesicht vor sich. »Eleanor!«, hauchte er. Dann brach er endgültig zusammen und stürzte in schwarze, alles umfassende Finsternis.
Rian hörte den Aufruhr, der im Lager entstand, und einige der gebellten Befehle drangen bis zu ihrem Zelt durch.
»Fangt ihn wieder ein!«
»Der Hexer, er ist entkommen!«
Nachdem der Hüne sie gegen die Zeltstange geschleudert hatte, hatte sie sich auf dem Boden zusammengerollt und versucht, sich nicht von der Verzweiflung übermannen zu lassen, die mit kalten Fingern nach ihrem Herzen greifen wollte. Die beiden Soldaten, die David für die Folter abgeholt hatten, waren durch zwei neue ersetzt worden und hatten jeden Funken Hoffnung, dass Rian vielleicht durch eine List entkommen konnte, zunichtegemacht.
Nun richtete Rian sich auf. Hoffnung keimte in ihr. War David frei?
Wenn ja, bestand keine Gefahr mehr für ihn, erneut der Folter unterzogen zu werden. Rian verschränkte die Hände vor dem Leib und presste sie fest zusammen.
Lasst ihn entkommen!
, flehte sie im Stillen. Mehr konnte sie nicht tun.
Der Lärm ebbte langsam ab. Rian hörte mehrere krachende Geräusche, wie sie Armbrüste machten, die abgeschossen wurden, doch sie waren weit entfernt.
Schließlich wurde es wieder still im Lager.
Rian legte sich erneut hin, konnte jedoch nicht zur Ruhe kommen. Ihr Herz schlug einen eiligen Trommelwirbel, und vor Angst um ihren Bruder ging ihr Atem stoßweise.
Irgendwann wurde die Zeltplane zurückgeschlagen, und Jean kam herein.
Seine Miene war eine eigenartige Mischung aus Triumph und Niederlage. Um seinen Mund lag ein angespannter, verkniffener Zug, der so gar nicht zu dem höhnischen Funkeln in seinen Augen passen wollte, die Rian im Licht der Fackel vorkamen wie die eines Raubtieres.
»Sieht so aus, als sei dein Bruder ein Opfer unserer Bluthunde geworden!«, sagte er mit honigsüßer Stimme.
Rian wollte ihm ins Gesicht fahren, aber einer der Soldaten trat ihr in den Weg, sodass sie mit voller Wucht gegen seinen ausgestreckten Arm prallte. Bebend
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