Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen
Menschen zu treiben, und sie hatte entschieden, dass Eleanor als Belohnung für all das Leid, das sie ihr hatte zufügen müssen, eine Liebesnacht mit dem Prinzen zustand. Nie im Leben wäre es der Herrin vom See in den Sinn gekommen, dass dies vielleicht gar keine Belohnung für Eleanor war, sondern im Gegenteil eine Qual. Eine Strafe, weil nicht sie selbst es war, die es nach Dafydd verzehrte, sondern der mächtige magische Bann Vivianes Eleanor – und auch Dafydd – dazu trieb.
Mit den bloßen Knöcheln schlug Guy gegen den rauen Stamm einer Eiche, sodass ihm das Fleisch aufplatzte und dunkelrote Blutspuren an dem Baum hinterließ.
Er war gewarnt worden! Aber er hatte Fanmórs Auftrag trotzdem angenommen – er war hergekommen, um Eleanor zu unterstützen, damit die Zwillinge ihre Aufgabe erledigen konnten. Und, bei den Göttern, er hatte seine Aufgabe gut erfüllt!
Wenngleich es ihn unendlich viel gekostet hatte.
Irgendwann hatte er endlich begriffen, dass es die Unsterblichkeit war, die ihn quälte. Sie machte sein Dasein farblos und blass, weil ihm die Tiefe der Gefühle fehlte, die nur der Schatten des Todes bringen konnte. Also war er zu König Fanmór gegangen und hatte ihn darum gebeten, für immer in die Menschenwelt übersiedeln zu dürfen …
»Was versprichst du dir davon?«, hatte Fanmór gefragt.
Guy hatte den Blick gesenkt. »Ich möchte lebendig sein.« Beinahe hatte er den Mut nicht aufgebracht, seine Bitte vorzutragen, denn der Riese hätte so einen Wunsch normalerweise niemals erfüllt. Doch die Zeiten hatten sich geändert, und es hatte Gerüchte gegeben, nach denen Fanmór milder geworden war. Guy hatte keinen anderen Ausweg mehr gewusst, er hatte nicht bleiben können. Etwas musste sich ändern.
»Das bist du hier doch auch.« Der Blick der wie Kohle glimmenden Augen des Königs hatte sich tief in ihn gebohrt, doch Guy hatte nur den Kopf geschüttelt.
Ein Seufzer war aus Fanmórs Kehle gedrungen. »Ab und an gibt es unter den Elfen hoffnungslose Fälle wie deinen«, hatte er gesagt. »Sie werden jedoch nicht glücklicher, wenn sie sich eine Seele wachsen lassen. Wenn sie zu … Menschen werden. Warum glaubst du, dass es bei dir anders ist?«
»Ich will nicht glücklich werden. Ich will leben. Fühlen. Mit all der Intensität, mit der es die Menschen vermögen. Ich gehöre nicht hierher.«
Fanmór hatte eine Weile überlegt. »Gut«, hatte er dann gesagt. »Ich werde dir deinen Wunsch erfüllen. Nachdem du meinen Auftrag ausgeführt hast.«
»Alles, Herr.« Guy hatte es kaum glauben wollen. Fanmór musste in großer Not stecken, dass er ihn so einfach ziehen ließ! Tatsächlich war ihm der Riese auch müde vorgekommen. Und hatte die Zahl seiner weißen Haare seit der Schlacht von Newgrange nicht zugenommen?
»Meine Kinder sind in großer Gefahr, und ich habe keine Möglichkeit, ihnen beizustehen. Es ist von größter Wichtigkeit für die Anderswelt, dass sie wohlbehalten zurückkehren. Deshalb wirst du zum richtigen Zeitpunkt in die Vergangenheit reisen und alles vorbereiten. Das wird dich Jahre kosten, denn du musst dich den Menschen anpassen, nur dann kannst du eingreifen. Sorge dafür, dass der Plan der Dame vom See aufgeht, denn das liegt in unser aller Interesse. Deine Magie wird stark eingeschränkt sein, aber du wirst den richtigen Weg finden, wie sie dir trotzdem von Nutzen sein kann. Und zum Lohn dafür, dass Rhiannon und Dafydd wohlbehalten zurückkehren, kannst du dort bleiben, in jener Zeit. Aber ich warne dich, Guy! Du wirst dabei Menschenfrauen sehr nahe kommen. Und die können einem Elfen das Herz im Leib zerreißen. Wenn du jetzt zustimmst, musst du alle Konsequenzen tragen. Gilt der Handel?«
Wieder hatte Guy genickt. Er war sich ganz sicher gewesen.
Fanmór hatte sich vorgebeugt und ihn an der Stirn berührt. Ein silbriges Leuchten war aufgeflammt, hatte einen Moment lang vor Guys Augen geschwebt und war in seiner Haut versunken.
»Dann geh«, hatte der Hochkönig von Earrach gesagt. »Wisse zudem, dass du die Anderswelt vergessen wirst, sobald du deinen Auftrag erfüllt hast. Es wird keine Rückkehr mehr geben.« Er hatte Guy ein kleines silbernes Messer gereicht. »Nimm dies als letztes Geschenk. Wenn du jemals einer Menschenfrau zu nahe gekommen bist, so nutze es und schneide sie dir damit aus dem Herzen. Dann wird es gewesen sein, als hättest du sie nie getroffen. Vielleicht ist das eine Möglichkeit, das Leid, das du dir auflädst, in Grenzen zu
Weitere Kostenlose Bücher