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Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök

Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök

Titel: Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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menschlicher Abgründe gesehen; er war ebenfalls nicht gerade ein Musterbeispiel für einen guten Menschen. Doch was Darby da trieb, wurde selbst ihm langsam unheimlich. Nicht, dass er Mitleid mit den Mädchen gehabt hätte, keineswegs.
    Aber diese Zügellosigkeit ließ ihn Rückschlüsse darauf ziehen, wie Darby sich ihm gegenüber künftig verhalten mochte.
    Die Tablette wirkte, und ein wohliges Gefühl breitete sich in Tanner aus, wie nach dem Genuss von Marihuana. Gut. Er lehnte sich zurück und entspannte sich.
    Das hatte er schon immer am meisten am Reichtum geschätzt: ein Privatflugzeug zu besitzen. Zu reisen, wohin man wollte, und auf die Weise, die man wollte. Er aktivierte eine Taste an seiner Armlehne. »Wie lange noch?«
    »Knapp zwei Stunden, Sir«, kam die Antwort des Piloten. »Der Tower des Flughafens Leifur Eiriksson hat die Landeerlaubnis bereits bestätigt. Ein Fahrer wartet dort auf Sie und wird Sie zum Hotel in Keflavik bringen.«
    Darby O’Gill hatte darauf bestanden, nicht nach Reykjavík zu fahren, das nur sechzig Kilometer vom Flughafen entfernt lag. »So wenig Leute wie möglich sollen von unserer Anwesenheit wissen«, hatte er deutlich gemacht.
    »Niemand kennt mich hier«, hatte Tanner eingewandt. »Ich habe mit Island noch nie Geschäfte gemacht.«
    »Mein lieber Saul«, hatte der rothaarige Elf angesetzt. »Wer die Wirtschaftsberichte im Internet verfolgt, findet deinen Namen. Wer die Yellow Press verfolgt, findet unter der Rubrik New York deinen Namen und den deiner Gattin, wenn sie mal wieder zur bestangezogenen Frau des Monats gekürt wird. Die Eskapaden deiner Tochter sind ebenfalls ein gefundenes Fressen. Du reist in einem Übersee-Privatjet an. Denkst du, das bleibt unbemerkt?«
    »Aber wer sollte sich hier in Island …«
    »In Reykjavík leben mindestens ein halbes Dutzend Elfen, die ihre Spione überall haben, und du stehst bereits auf ihrem magischen Radar. Selbstverständlich halten sie auch nach mir Ausschau, und zwar
beide
Seiten. Wir sind ein paranoides Volk, Saul, weil wir in unseren Artgenossen nie gute Absichten vermuten, die wir selbst nicht besitzen. Unsere Welt ist sehr gefährdet, und jeder muss sehen, wo er bleibt.«
    »Schon gut! Mir ist es gleich, wo wir nächtigen, solange mein Bett in angemessenem Ambiente steht.«
    Tanner musste O’Gill recht geben: Es war besser, dass so wenige Leute wie möglich ihre Anwesenheit mitbekamen. Auf dem Flug war sein Partner, vermutlich infolge des Alkohols, ziemlich gesprächig geworden und hatte allerhand über sich preisgegeben. Der Elf Alebin, der in der Menschenwelt als Darby O’Gill auftrat, galt in der Anderswelt als tabu, gleichzeitig hatte Fanmór, Herrscher von Earrach, eine hohe Kopfprämie auf ihn ausgesetzt. Und jener von allen gefürchtete Kapuzenkerl, den man »den Getreuen« nannte, war ebenfalls hinter Tanners Partner her. Tanner fragte sich, wie viel an den Gerüchten über den Helfer der Dunklen Königin wohl dran war. Selbst Darby, der laut eigener Aussage vor nichts Angst hatte, wollte die Aufmerksamkeit des Mannes ohne Schatten nicht auf sich ziehen.
    »Wieso erzählst du mir das jetzt alles?«, hatte Saul sich bemüßigt gefühlt zu fragen. »Hast du keine Angst, dass ich dich verkaufe?«
    »Weil ich mal mit jemandem darüber reden
muss
. Ich habe nicht mehr viele Freunde. Und was den Verrat betrifft – weißt du, was der Getreue mit dir macht, wenn er erfährt, dass wir zusammengearbeitet haben? Und glaub mir – er
erfährt
es.« O’Gill hatte gegrinst, und Tanner hatte begriffen.
    Tanners Handy läutete, und er sah den Namen seiner Frau auf dem Display. Es war wohl besser dranzugehen, sonst gab sie gar keine Ruhe mehr.
    »Wann kommst du nach Hause?«, lautete ihre erste Frage.
    Wie es ihm ging, wollte sie nie wissen. Deswegen hatte er ihr auch nie gesagt, dass er todkrank war. Das war seine Privatangelegenheit.
    »Ich habe noch in Europa zu tun«, antwortete er unbestimmt. »Es haben sich einige interessante Möglichkeiten ergeben, die ich nutzen werde, wenn ich schon mal hier bin.«
    »Du weißt, was du versäumst?« Ihre Stimme war purer Vorwurf.
    Er hatte keine Ahnung. Geburtstag, Hochzeitstag, irgendein Abschluss der Tochter? Was auch immer. »Ich kann es nicht ändern.« Er entschuldigte sich schon lange nicht mehr; beide wussten, dass er es nicht aufrichtig meinte. Wenn ihm etwas an der Familie liegen würde, wäre er schließlich öfter zu Hause. Doch er sah Frau und Tochter lediglich als

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