Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs
ihnen erwartet wurde, aber ...« Er lächelte. »Wenn sie gewusst hätten, wie man Erwartungen erfüllt, wären sie nicht ausgestoßen worden.«
Robert dachte an Emma, Krücke, Krone und die anderen: Außenseiter, die nirgendwo einen Platz gefunden hatten. »Du nahmst dich ihrer an«, sagte er.
Catan sah ins Feuer. »In gewisser Weise«, entgegnete er ausweichend. »Es ist eine lange Geschichte, uninteressant für die, die nicht mit den Feinheiten elfischer Politik vertraut sind.«
»Ich bin damit vertraut«, sagte Anne.
Der Elf ging nicht darauf ein. »Die Ausgestoßenen wurden zu meiner Sippe«, fuhr er fort. »Ich fand diesen Ort für sie, weil sie unter ihresgleichen nicht leben dürfen und unter Menschen nicht leben können. Hier lässt man sie in Ruhe.«
Robert nahm einen Schluck aus dem Becher. Überrascht hob er die Augenbrauen. »Das ist Cola.«
Catan neigte den Kopf. »Ab und zu schicken wir jemanden, der wie ein Mensch aussieht, nach oben. Meine Sippe hat Gefallen an einigen Dingen dieser Welt gefunden. Süßes, prickelndes Wasser gehört dazu und diese Schokoladenplättchen mit der Pfefferminzfüllung.«
»Aber ziehen es selbst diejenigen von euch, die unter Menschen leben könnten, vor, hier unten zu bleiben?«, fragte Nadja und rührte den restlichen Eintopf in ihrem Napf mit dem Löffel um. Sie hatte ihn in der kurzen Zeit fast aufgegessen.
Robert beneidete sie ein wenig. Seit dem Biss konnte er zwar immer noch essen und trinken, aber er tat es nur, um nicht aufzufallen. Je weiter sein menschliches Dasein in der Vergangenheit verblasste, desto mehr verlor er das Interesse daran. Er erkannte, wie etwas schmeckte – ob es salzig war oder süß, bitter oder scharf –, doch es war kein Verlangen mehr damit verbunden und immer weniger Genuss.
Und es steigert die Vorfreude nicht gerade, dass ich das ganze Zeug wieder auskotzen muss, damit es nicht in meinem Magen verrottet
, dachte er, während er in seinem Napf stocherte, ohne einen Bissen zum Mund zu führen.
Catan dachte einen Moment nach, schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Einige von uns«, sagte er dann, »sehen nur ungewöhnlich aus, aber andere sind es. Sie könnten ebenso wenig unter Menschen leben wie ein Krokodil unter Antilopen.«
Nadja stellte ihren leeren Napf beiseite. »Also sind sie gefährlich?«
Catan lächelte und schwieg.
»Was jetzt?«, fragte Anne, als niemand sonst etwas sagte.
Der Elf streckte sich. »Es ist schon spät. Ich habe eine Hütte für euch vorbereiten lassen. Morgen sehen wir dann weiter.«
»Was soll das heißen?« Robert bemerkte, dass die beiden Elfen, die ihnen das Essen gebracht hatten, wieder näher gekommen waren.
»Dass wir morgen darüber sprechen werden, wie es mit euch weitergeht.« Catan erhob sich. »Bis dahin seid ihr meine Gäste. Gute Nacht.«
Er wandte sich ab. Robert sprang auf, ebenso wie Nadja, doch die beiden Elfen stellten sich ihnen in den Weg.
»Catan wünscht heute Nacht nicht mehr gestört zu werden«, sagte der Laubelf. »Ihr solltet seinen Wunsch respektieren.«
Robert hörte die Drohung in seinen Worten. Einige Elfen an den anderen Feuern hoben den Kopf und beobachteten die Auseinandersetzung abwartend.
»Natürlich achten wir seinen Wunsch«, sagte Nadja. Sie wiegte Talamh auf den Armen. »Bitte zeigt uns, wo wir übernachten dürfen.«
Sie handelte richtig, das wusste Robert. Es wäre dumm gewesen, die Elfen gegen sie aufzubringen. Solange sie sich frei bewegen konnten und nicht wie Gefangene, sondern wie Gäste behandelt wurden, hatten sie Handlungsspielraum.
Die beiden Elfen führten sie zu einer Hütte mitten im Dorf. Robert nahm an, dass ihre Bewohner sie geräumt hatten, denn auf einer kleinen Kommode, die an einer der nackten Holzwände stand, lagen eine Bürste und andere persönliche Gegenstände. Die drei Feldbetten waren frisch bezogen, sahen jedoch aus, als stammten sie aus dem Bunkerbereich. Eine Wiege befand sich unter dem einzigen Fenster, daneben lag ein Sack mit Stoffwindeln.
Robert bedankte sich bei den Elfen und schloss die Tür hinter sich. Müde lehnte er sich dagegen.
Anne schob zwei der Feldbetten zusammen und das dritte näher an die Wiege heran. Nadja, die Talamh vorsichtig in die Wiege legte, bemerkte das erst, als sie einen Schritt zurücktrat und mit der Kniekehle gegen den Metallrahmen des Bettes stieß. Sie runzelte die Stirn und sah Anne an.
Oh nein
, dachte Robert, als sie den Mund öffnete, aber die Frage, die sie stellte,
Weitere Kostenlose Bücher