Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs
zu überleben?«
Robert verzog das Gesicht. »Nun ...«, begann er.
8 Die Maori
Rian! Wir sollten uns überlegen, was ...«
»Wir gehen jetzt da rein, David.«
»Du kennst die Menschen. Sie mögen es nicht, wenn sie bei ihren Ritualen unterbrochen werden, und das hört sich ganz nach einem an.«
»Sie haben aufgehört zu singen und unterhalten sich. Ich denke, wir dürfen stören.«
»Und was willst du ihnen erzählen?«
»Gar nichts. Ich werde fragen, wo wir hier sind, und alles Weitere wird sich ergeben.« Rian sah sich kurz um und pochte an die kunstvoll geschnitzte Tür.
Die lebhaften Diskussionen brachen auf einen Schlag ab. Dann waren schwere Schritte zu hören, die sich den beiden Türflügeln näherten. Das Tor wurde aufgerissen, und die Zwillinge sahen sich einer Menschenmenge gegenüber, die sie mit zunehmendem Staunen betrachtete.
Kein Wunder. Zwei so hochgeschossene, schmale, bleichhäutige und blonde Wesen wie die Zwillinge gab es an diesem Ort bestimmt nicht oft. David und Rian starrten die braunhäutigen Menschen nicht minder verdutzt an.
Viele der Männer waren tätowiert, einige trugen nur einen traditionell wirkenden Wickelrock. Diese Menschen sahen anders aus als alle, denen die Zwillinge je begegnet waren. Sie hatten schon Schwarzhäutige gesehen und Mandeläugige, aber solche wie diese – noch nie.
David fühlte sich wieder so fremd und annähernd hilflos wie damals, als sie zum ersten Mal den Boden von Paris betreten hatten.
Für ein paar Sekunden herrschte Totenstille, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. »Ja, bitte?«, fragte jemand schließlich in stark akzentuiertem Englisch. »Wer seid ihr?«
Ein alter Mann schob sich nach vorn, der außer einem weißblau gemusterten Wickelrock und einem riesigen jadegrünen Amulett auf der mächtigen Brust nichts trug. Sein Gesicht war zur Hälfte mit verschlungenen Ornamenten tätowiert. Mit seinem weißen Haar und dem stechenden Blick sah er sowohl Respekt einflößend als auch auf eine seltsame Weise vertrauenerweckend aus. Hinter ihm standen einige Dorfälteste, darunter auch Frauen. Eine der jüngeren hielt ein Baby auf dem Arm, das mitten in die Stille hinein anfing, laut zu weinen.
Umgehend fühlte sich David wieder an Talamh erinnert.
Das Kind beruhigte sich schnell wieder, als die Mutter leise auf es einsprach.
Rian räusperte sich. »Tut mir leid, wenn wir stören«, sagte sie auf Englisch. »Aber unser Auto wurde hier in der Nähe gestohlen. Mein ... mein Bruder hier und ich waren auf einer Campingtour und sind ausgeraubt worden.«
David lobte sie insgeheim. Das war eine halbwegs plausible Geschichte. In der Nähe des Strandes, an dem sie sich nach dem Übergang durch das Portal wiedergefunden hatten, hatte sich außer diesem winzigen Ort wirklich keine Spur irgendeiner menschlichen Ansiedlung gefunden. Es klang plausibel, dass sie wirklich einfach nur an einem stillen Fleckchen Erde einen einsamen Abenteuer-Urlaub hatten verleben wollen. So etwas erlebten diese Leute sicher öfter.
Im Hintergrund sagte eine der alten Frauen ein paar Worte in einer anderen Sprache. David runzelte kurz die Stirn. Irgendwo hatte er diesen Klang schon einmal gehört, wahrscheinlich im Fernsehen. Endlich fiel es ihm ein.
»Sie sprechen Maori«, wisperte er seiner Schwester in der Elfensprache zu – was die Menschen konnten, konnten sie auch. »Ich glaube, dieses Land heißt Neuseeland. Wo sie diesen Film gedreht haben, du weißt schon, den Dreiteiler, der letztes Weihnachten im Fernsehen kam, als wir noch in Venedig waren ... Hat Stunden gedauert, und Nadja und du wart gar nicht mehr von der Glotze wegzukriegen. Ihr habt tonnenweise Nougat verdrückt und Taschentücher verbraucht.«
»Irgendwas mit einem Ring?«, gab sie zurück. Dann hellte sich ihr Gesicht auf. »Natürlich!
Der Herr der Ringe!
Du hast recht, das sind die ...« Sie versetzte ihrem Bruder einen leichten Stoß, als sie merkte, dass die Menschen sie anstarrten.
Aufmerksam sah David von einem zum anderen. Der alte Mann, der die erste Frage an Rian gerichtet hatte, drehte sich um und antwortete der Alten mit den ordentlich aufgesteckten, grau melierten Haaren mit ruhiger Stimme. David konnte noch nicht genau verstehen, was sie sagte. Seiner Elfenzunge gelang es schnell, sich andere Sprachen anzueignen, aber ein wenig dauerte es schon. Die Alte schien heftig darüber zu streiten, was man wohl mit den seltsamen Fremden tun sollte.
Er ergriff Rian am Arm. »Wir
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