Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs
die Tatsache, dass ausgerechnet sein Großvater darauf bestand, dass Jimmy als sein Enkel mit von der Partie war, auch so misstrauisch. Es konnte gar nicht anders sein, als dass sein Großvater etwas im Schilde führte, obwohl seine Miene undurchdringlich zu sein schien. Sie wirkte wie eine Maske, und Jimmy Raunga, der seinen Großvater ja nun schon seit Kindertagen kannte, wusste genau, dass diese scheinbar gelassene Miene nichts weiter war als ein hämisches Dauergrinsen.
Rian und David taten ihm leid. Sie saßen mit ihm, mit Tamati und seinem Großonkel, dem
ariki
, auf der Ladefläche des Pick-up und gondelten die Landstraße Nummer drei entlang, die von Wanganui an der South Taranaki Bay vorbei am Mount Egmont die Küste der North Taranaki Bay entlanglief. Seine Großmutter und Tante Whetu saßen vorne bei Onkel Tearoa.
Es war völlig klar, dass die beiden Fremden sich über die Behandlung durch seinen Großvater ärgerten. Besonders David war so sauer, wie man nur sein konnte, das war klar zu sehen. Er hatte zu Beginn der Fahrt dagesessen und mit finsterem Gesicht die Arme vor der Brust verschränkt – doch das hatte er nicht lange tun können. Auch wenn die Straße nicht schlecht ausgebaut war, wenn Onkel Tearoa am Steuer saß, hielt man sich hier auf der Ladefläche tunlichst fest. Als David das feststellen musste, schien seine Miene noch düsterer zu werden, wenn das überhaupt möglich war.
Etwa fünfzehn Meilen vor Waitara kamen sie an Urenui vorbei, dem Ort, in dem der Vorfahre von Jimmys Großmutter, Te Rangi Hiroa, begraben lag. Diese Information konnte die beiden unfreiwilligen Gäste nicht aufheitern. Besonders bei Rian fand Jimmy das schade, ihr Lächeln war so hinreißend. Obwohl er wusste, dass eine erwachsene Frau wie sie sich wohl kaum für ihn interessieren würde, er fand sie toll und hätte sie gern seinen Kumpels als seine neue Freundin vorgestellt.
Es läuft immer darauf hinaus – eine Computerspielfirma in Wellington für Adam, Trevor und mich und weg aus diesem Kaff
, dachte er mit einem weiteren sehnsüchtigen Blick auf Rian.
Kurz nach Urenui bog Onkel Tearoa von der Landstraße ab und fuhr hinauf in die Berge, die Kaipikari Road entlang mitten hinein ins Naturschutzgebiet. Der Wald wurde dichter, und bald schon schien es, als hätten sie sämtliche Zivilisation hinter sich gelassen. Rian und David schwiegen, doch Jimmy Raunga bemerkte erstaunt, dass seinen Großvater das überhaupt nicht zu kümmern schien. So kannte er ihn gar nicht, in der Regel war er ein freundlicher alter Mann, der es wirklich gut mit allen meinte und es hasste, wenn er keinen guten und anständigen Eindruck hinterließ.
Doch wenn man die Sache genauer betrachtete, dachte Jimmy grimmig, war sein Großvater immer dann so unnachgiebig und stur, wenn es um diese dämlichen alten Rituale und diesen ganzen Maori-Kram ging, den er Jimmy aufdrängte. Und jetzt ließ er diese Traditionsbesessenheit nicht nur an ihm, sondern auch an diesen beiden Fremden aus. Kein Wunder, dass David so sauer war.
Was Jimmy nur wunderte – warum war David nicht einfach gegangen? Irgendwie hatte es ein- oder zweimal so ausgesehen, aber immer schien David es sich kurz vor der Tür des
whare hui
überlegt zu haben und blieb stocksteif stehen. Er überlegte. David war immer dann stehen geblieben, wenn Tante Whetu ihr hei-tiki gehoben hatte ...
Jimmy runzelte beunruhigt die Stirn. Irgendwie passte das nicht zusammen. Er glaubte ja nicht an Hexerei, aber das ... Er glaubte kaum, dass David und Whetu sich dabei abgesprochen hatten. Nachdenklich starrte der Junge sein eigenes hei-tiki an, einen Anhänger aus grüner Jade, der eine Ahnenfigur darstellte. Großmutter hatte gesagt, dass einer der Vorfahren von Großvater, ein großer Häuptling im Widerstand gegen die Weißen, es getragen hatte.
Hatte es wirklich magische Kräfte? Gab es so etwas überhaupt?
Und in was für einer Sprache hatte Rian da mit ihm gesprochen? Englisch war es ganz sicher nicht, und Französisch klang ganz anders. Jimmy konnte sich keinen rechten Reim darauf machen, auch wenn sein Großvater genau zu wissen schien, um was es sich handelte. Aber darauf würde er noch kommen.
Sie fuhren eine halbe Stunde so weiter, beinahe ausschließlich über Pisten, die die Ranger angelegt hatten. Die Vegetation wurde immer dichter. Ein Wald aus Südbuchen und Kauri-Kiefern, dazwischen immer wieder Baumfarne und Nikau-Palmen, umgab sie bald so dicht, dass diejenigen, die hinten
Weitere Kostenlose Bücher