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Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs

Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs

Titel: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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nun sah sie Nadja an. »Wir werden dafür sorgen, dass sie drei Vampire sehen, nicht zwei.«
    »Eine Larve?« Robert nahm die Hand herunter. Anne nickte.
    Nadja verstand, was sie meinte. Anne würde ihr eine andere Gestalt über die eigene stülpen, sie unkenntlich machen für jeden, der ihr begegnete. Ihr lag die Frage auf den Lippen, ob es möglich war, diese Maskerade zu durchschauen, aber sie schluckte sie hinunter, wollte es auf keine weitere Diskussion mit Robert ankommen lassen.
    »Wann fangen wir an?«, fragte sie stattdessen.
    Anne runzelte die Stirn. »Natürlich jetzt.«
    Nadja fühlte sich nicht anders als zuvor, nachdem Anne das Ritual beendet hatte, aber als sie ihre Hände betrachtete, merkte sie, wie blutleer und blass sie wirkten. Die Adern auf ihren Handrücken waren zu schmalen blauen Strichen geworden, die Haut erschien ihr fahl und teigig, kalt.
    Robert hockte im Gras und lächelte, als sie sich umdrehte. »Du siehst kaputter aus als ein echter Vampir.«
    Sie hatten sich vom Tor zurückgezogen, damit Anne das Ritual in Ruhe durchführen konnte. Nadja war erleichtert, wie schnell es gegangen war, trotzdem wurde sie mit jeder verstreichenden Minute nervöser. Talamh war in Gefahr, das spürte sie. Es machte sie rastlos.
    »Können wir gehen?«, fragte sie.
    Anne nickte. Nur Robert schien noch Bedenken zu haben. »Wie lange hält die Verkleidung?«
    »Lang genug.« Die Muse machte eine Pause. »Falls sie nicht auffliegt.«
    »Was?« Robert stand auf und folgte ihr, als sie begann, den Hügel hinunterzugehen. »Was soll das heißen?«
    Sie schwieg. Nadja gewann den Eindruck, dass sie mit ihm spielte.
    An der Nordseite des Palastes tauchten sie in die Dunkelheit ein. Nadja hatte befürchtet, fast blind darin zu sein, aber das Licht reichte ihren Augen. Es war grau wie nach Sonnenuntergang, kurz bevor die Nacht kam.
    Sie bogen um die Ecke der Mauer und gingen auf das Tor zu. Niemand sagte etwas. Nadja lächelte, als sie bemerkte, wie angespannt Robert war. Er sah sie ständig an, als befürchte er, die Larve würde sich von einer Sekunde zur anderen einfach auflösen.
    Kurz vor dem Ende der Mauer blieben sie stehen. Nadja sah über Roberts Schulter auf den freien Platz vor der Treppe, die zum Tor führte. Der linke Flügel war immer noch geöffnet. Die Wesen, die hinein- und hinausliefen, wirkten winzig. Es war viel los. Diener schleppten Kisten voller Edelsteine von voll beladenen Karren und trugen sie in den Palast.
    Nadja sah Vampire mit bleichen Gesichtern und Werwölfe, die Wiedergänger mit Stößen und Flüchen zu den Karren führten. Ghouls – schleimige und aufrecht gehende Kreaturen, denen die Haut vom Fleisch zu tropfen schien – standen zwischen ihnen. Was sie taten, war für Nadja nicht zu erkennen.
    Anne drückte sich als Erste an der Mauer vorbei und betrat den Vorplatz. Nadja wollte ihr folgen, doch Robert hielt sie auf. »Wenn etwas schiefgeht und du entdeckt wirst«, flüsterte er, »dann renn. Ich kümmere mich um den Rest.«
    Sie drückte seine Hand und betrat den Platz. Robert blieb dicht hinter ihr. Langsam gingen sie auf die Treppe zu.
    Es war ein seltsames Gefühl, sich inmitten von Kreaturen, die Albträumen entsprungen zu sein schienen, zu bewegen, an ihnen vorbeizugehen, mit klopfendem Herzen und zitternden Knien, ohne beachtet zu werden. Bei den ersten Blicken, die sie trafen, zuckte Nadja noch zusammen, aber keiner ruhte länger als eine Sekunde auf ihr, bevor er sich etwas anderem zuwandte.
    »Am besten nehmen wir uns ein paar Kisten«, flüsterte Robert.
    Nadja nickte. Werwölfe standen neben den Karren. Es waren verkrümmte Kreaturen mit wolfsähnlichen Köpfen und langen Klauen, deren Aufgabe darin zu bestehen schien, den Wiedergängern Befehle zu erteilen. Ihre Stimmen waren die einzigen, die man auf dem Vorplatz hörte. Alle anderen Wesen arbeiteten schweigend.
    Robert nahm einen Behälter von einem der Karren und reichte ihn Nadja. Der Werwolf, der neben ihm an einem Wagenrad lehnte, hob die Nase in die Luft. Seine Nüstern blähten sich. »Was ist denn das für ein Gestank?«
    Nadja wagte es nicht, ihn anzusehen. Sie nahm die Kiste und drehte sich um.
    »Hier riecht es nach ...« Der Werwolf schnüffelte. Seine kleinen gelben Augen richteten sich auf Nadja. »... feigen Blutsaugern.«
    Nadja wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Es war eine Provokation, eine Aufforderung zum Kampf, auf die sie sich nicht einlassen durfte. Sie sah zwar aus wie ein Vampir,

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