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Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs

Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs

Titel: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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die Fähigkeiten hatte sie jedoch nicht.
    »Parasiten seid ihr, nichts weiter«, sagte der Werwolf lauter, mutiger. Köpfe drehten sich zu ihm. Ein paar Werwölfe grinsten, Vampire verschränkten die Arme vor der Brust. »Stechmücken, die sich zaghaft bei Nacht anschlei...«
    Eine Hand schloss sich um seine Kehle. Er begann zu krächzen, als seine Füße sich vom Boden lösten. Anne hob ihn mühelos hoch.
    »Suchst du den Tod?«, fragte sie. Kein Gefühl lag in ihrer Stimme.
    Er öffnete das Maul und krächzte. Seine Zunge hing zuckend über seinen Lefzen.
    »Ich kann dir bei der Suche helfen, sofern du es wünschst.«
    Der Werwolf griff nach ihrer Hand, versuchte sie von seinem Hals zu lösen. Anne verstärkte ihren Griff. Nadja sah, wie die Knöchel ihrer Finger weiß wurden.
    »Anne«, sagte Robert leise. Es war eine Warnung. Alle Vampire und Werwölfe, die sich auf dem Vorplatz aufhielten, sahen ihnen inzwischen zu. Nur die Wiedergänger arbeiteten stur weiter.
    Die Muse zögerte einen Augenblick, dann ließ sie den Werwolf fallen. Hustend und krächzend sackte er auf den Steinplatten zusammen.
    Anne blieb über ihm stehen. »Sag so etwas nie wieder.« Er rollte sich zusammen wie ein Hund und winselte.
    Sichtlich enttäuscht über den verpassten Kampf, wandten sich die Vampire wieder ihrer Arbeit zu. Nadja stemmte sich die Kiste auf die Schulter und stieg rasch die nebelbedeckte Treppe hoch. Ein Werwolf knurrte tief, als sie an ihm vorbeiging.
    Einschüchternd hoch ragte das Tor vor ihr auf. Es bestand aus schwarzem Holz und ebenso schwarzem Eisen. Nebelschwaden hingen zwischen seinen Flügeln in der Luft. Feuchtigkeit rann am Holz herab und sammelte sich in großen, ölig schimmernden Pfützen am Boden.
    Nadja betrat als Erste den Palast. Sie musste sich dazu zwingen weiterzugehen. Die Aura, die ihr entgegenschlug, stank nach Tod und Hass und Bosheit. Sie drängte die Übelkeit, die in ihr aufsteigen wollte, zurück und betrachtete den Gang, der vor ihr lag.
    Er war so schwarz, breit und hoch wie das Tor. Dutzende Wendeltreppen führten an beiden Seiten nach oben, Brücken kreuzten den Gang auf unterschiedlichen Ebenen. Manche führten ins Nichts, andere verschwammen, wenn man zu lange hinsah. Nadja zählte acht Stockwerke, der Rest verlor sich im Nebel. Kreaturen bewegten sich in den Gängen und auf den Treppen. Sie alle wirkten beschäftigt, aber nur den Kistenträgern war anzusehen, was sie taten.
    Nadja schluckte. Wie sollte sie Talamh in diesem Labyrinth finden?
    »Nicht stehen bleiben«, flüsterte Anne. Sie trug ihre Kiste an Nadja vorbei und folgte den anderen Trägern eine Wendeltreppe hinauf.
    Nadja schloss sich ihr an. Robert blieb hinter ihr. »Abgefahren«, hörte sie ihn murmeln.
    Die Treppe führte in das oberste der sichtbaren Stockwerke. Nadja kam dem Nebel, der die höheren verhüllte, so nah, dass sie ihn hätte berühren können, sah aber trotzdem nichts von dem, was in ihm lag.
    Ich muss Catan finden
, dachte Nadja.
Er weiß, wo Talamh ist
.
    Sie betrat einen holzgetäfelten Gang, der nicht zu dem Gebäude zu passen schien, in dem sie sich befanden. Schwere Goldrahmen hingen an den Wänden, die Bilder darin zeigten Landschaften: herbstliche Wälder, eine Wiese mit bunten Blumen, einen Strand im Sonnenlicht.
    »Johannes hat sie gemalt«, flüsterte Anne. »Ich erinnere mich daran.«
    Johannes. Der Name war ein Synonym für all die Rätsel dieser Welt. Es frustrierte Nadja, wie wenig sie über ihn und über das Reich, das er erschaffen hatte, wussten.
    Beziehungsweise wie wenig Anne davon preisgibt
, dachte sie.
    Der Gang endete in einem kreisrunden, leeren Saal. Ein Mosaik bedeckte den Boden. Nadja erkannte christliche Motive, Heiligenbilder und Darstellungen von Gleichnissen. Lateinische Inschriften, die sie nicht lesen konnte, rahmten die Bilder ein.
    Flüssigkeit rann auch hier von den Wänden und bildete ölig schimmernde Pfützen, so wie die, die Nadja vor dem Tor gesehen hatte. Ein Vampir rutschte in einer aus und fiel mit einem lauten Knall hin. Die Kiste, die er getragen hatte, schlitterte über den Boden. Niemand lachte, niemand half ihm auf.
    Er kam selbst auf die Beine und bückte sich nach seiner Fracht. Eine Seite des hölzernen Behälters war zersplittert. Edelsteine lagen auf dem Boden.
    Nadja sah, wie Robert die Augenbrauen hob. Edelsteine schienen in diesem Reich so häufig vorzukommen wie anderswo Kiesel, und doch machte sich jemand die Mühe, sie gleich kistenweise zu

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