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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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keine Freunde, Seamus, sondern lediglich Saufkumpane«, sagte der Wirt mit brutaler Offenheit, ohne den Blick von Robert zu nehmen. »Du trinkst augenblicklich aus und marschierst nach Hause zu deiner Frau.«
    »Ein einziges Pint für den Nachhauseweg ...«
    »Nein! Wenn du jemals wieder einen Schritt ins King’s Arms setzen willst, tust du, was ich dir sage.«
    »Aber ...«
    »Kein Wort mehr!«
    Seamus senkte den Kopf und blickte traurig auf sein Glas. Mit einem einzigen Schluck trank er aus. »Das ist nicht nett von dir, Angus.«
    »Richte Kathy schöne Grüße von mir aus.« Der Wirt verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Dann wollen wir gehen«, murmelte Seamus. »Komm ...«
    »Augenblick! Dein Freund bleibt hier. So sind die Chancen größer, dass du tatsächlich den Weg nach Hause findest und nicht zufällig in einem anderen Pub am Rande des Weges einfällst.« Angus räusperte sich. Es klang wie das Rasseln einer stählernen Kette, die durch eine Heizöltonne gezogen wurde. Fremd, unheimlich und drohend.
    Seamus blickte von Robert zu Angus und zurück. Mit seinen rot unterlaufenen Augen schien er um Entschuldigung zu bitten, bevor er aus dem Lokal lief, ja flüchtete.
    »Du solltest dich nicht mit einem derartigen Suffkopf einlassen, Mann«, sagte Angus. »Der Kerl macht Probleme, wo er auftaucht. Jedermann schuldet er Geld, seine Frau sitzt mit zwei Kleinkindern zu Hause, und er versäuft und verhurt die wenigen Pfund Haushaltsgeld.« So etwas wie der Ansatz eines Lächelns tauchte in seinem faltigen Gesicht auf. »Ich tue dir bloß einen Gefallen, indem ich dir Seamus vom Hals schaffe. Dafür erwarte ich, dass du in meinem bescheidenen Etablissement das eine oder andere Getränk zu dir nimmst. Nachdem ich Seamus’ Hang zur Schnorrerei kenne, garantiere ich dir, dass du ein gutes Geschäft machst.«
    Robert zögerte. »Ich wollte ohnehin ins Hotel gehen. Ich brauche ein wenig Ruhe.«
    »Unsinn!« Angus zog mit der Rechten eine waagrechte Linie durch die Luft. »Ich bin mehr als dreißig Jahre in diesem Geschäft. Ein- bis zweimal im Jahr kommt ein Bursche wie du ins King’s Arms hereingestolpert. Alle habt ihr dieses unstete Flackern in den Augen. Ihr wisst nicht genau, wo ihr hinwollt, findet kaum die richtigen Worte und benötigt dennoch jemanden, der euch aufmerksam zuhört.«
    Robert lehnte sich gegen die Bar. Ihm war schwindlig. Die Worte des Wirts irritierten und schmerzten.
    »Bier oder Whisky?«
    »Zuerst das eine, dann das andere«, antwortete Robert.
    »Entweder – oder. Punktum.«
    »Willst du mir etwa vorschreiben, was ich zu tun habe und was ich trinken darf?«
    »Ist dies mein Lokal oder nicht?«
    »Kein Wunder, dass das King’s Arms so schwach besucht ist. Mit deiner Art vergraulst du alle Gäste.«
    »Zerbrich dir nicht meinen Kopf. Also nochmals: Bier oder Whisky?«
    »Whisky.« Robert schwankte zwischen Irritation, Empörung, Belustigung und Neugierde. Menschen wie dieser Wirt, die unverblümt aussprachen, was sie sich dachten, hatten ihn schon immer angezogen – und gleichzeitig nervös gemacht. Sie hielten ihm einen Spiegel vor und zeigten ihm, wie er selbst gerne wäre.
    »Du bist ein Bowmore-Typ«, sagte Angus nachdenklich. »Du brauchst etwas Mildes, mit einem würzigen Nachgeschmack. Single-Malt, zwölf Jahre alt, von einer der größten Destillerien der Insel Islay. Einverstanden?«
    »Egal. Hauptsache Whisky.«
    Angus verdrehte in gespielter Empörung die Augen. »Ihr Deutschen besitzt keinerlei Trinkkultur. Genauso wenig, wie ihr von Essenszubereitung eine Ahnung habt.«
    »Ha. Ha. Ha.«
    Ein Dutzend Leute kamen ins King’s Arms zurückgeströmt. Sie gruppierten sich um die Bar, um neue Bestellungen aufzugeben. Das Feuerwerk hatte ein Ende gefunden. Angus stellte Robert flugs ein Glas hin, schenkte ihm aus einer dunklen Flasche nach Gefühl ein, sagte: »Langsam trinken!« und kümmerte sich dann um seine neu hinzugekommenen Gäste.
    Robert hob das Glas und hielt es gegen das Licht des Torffeuers. Der Whisky schwappte bernsteinfarben hin und her. Der Trinkrand zeigte Schmutzschlieren vom schlampigen Abwaschen. Er nippte knapp am Bowmore. Vorsichtig, nur eine ganz geringe Menge, als handele es sich um Essig oder Schlimmeres.
    Loderndes, beruhigendes Feuer
, fasste er seine ersten Eindrücke in Worte.
Tiefe. Fülle. Dunkles, fließendes Wasser. Ruhe, Abgeschiedenheit. Frieden
. Vor allem
Frieden
...
    Der Whisky schmeckte verdammt gut. Selten zuvor hatte sich Robert Gedanken

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