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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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deiner Herrin übergebe.« Der Riese winkte mit einer Hand. Die Fesseln, die ihn über mehrere Jahrzehnte auf der Stelle gehalten hatten, lösten sich und fielen schlaff zu Boden. Die Schattenknechte zogen sich heiser zischend in ihre Lebenskuhlen zurück, so tief wie irgend möglich.
    »Du kommst mit mir!«, forderte Fanmór. »Jetzt gleich!«
    Gofannon tat einen Schritt vorwärts. Den ersten seit Jahrzehnten. Seine Gelenke krachten laut. Die verwachsenen Krusten seiner Haut zerbrachen splitternd und legten schwärendes, von Aaspflanzen befallenes Fleisch frei.
    Er erinnerte sich an einen kleinen Gesundheitszauber. Nun, da er von den Fesseln befreit war, würde seine Magie wieder funktionieren. Er murmelte die notwendigen Worte und zeichnete die passenden Bilder in die Luft. Es geschah – nichts.
    »Du vergisst, was dir genommen wurde«, sagte Fanmór amüsiert. »Deine Göttlichkeit ist kaum noch etwas wert.« Er lachte und wurde gleich darauf wieder ernst. »Ich möchte, dass du morgen gut aussiehst«, fuhr der Riese fort. »Deine Herrin, nach der du dich so lange verzehrt hast, wird sich sicherlich über deine Rückkehr freuen.«
    Das erste Mal seit dem Beginn seiner Existenz wünschte Gofannon den Tod herbei. Die Folter mochte seinen Geist geleert und ihm jegliches Interesse an den Dingen, die mit ihm geschahen, genommen haben. Doch dem Zusammentreffen mit der Königin wollte er ausweichen. Er verspürte unendliche Angst davor, Gwynbaen in die Augen blicken und das Ausmaß seiner Niederlage eingestehen zu müssen. Wenn doch nur sein Herz stehen bliebe, einfach so ...
    Fanmór bedeutete ihm weiterzugehen. Gofannon fühlte, wie seine Beine trotz der Schmerzen dem Wunsch des Riesen gehorchten. Er konnte ihm nichts entgegensetzen, musste wie eine Puppe an der Strippe seines Herrn tanzen.
    »Du bist schöner als je zuvor«, sagte Fanmór zu Gwynbaen, und es klang ehrlich.
    »Dann sollst du dich von nun an an meinen Anblick erinnern. Und dabei wirst du daran denken, dass du mich niemals haben konntest. Sosehr du mich auch begehrtest.« Gwynbaen schüttelte stolz ihre rote Haarmähne aus. Sie war auf ihrem Thron sitzen geblieben, als der siegreiche Anführer gemeinsam mit den oberen Chargen seines Elfenheers das Schloss betreten hatte. Unter ihnen der Corvide Regiatus, den Gofannon im Zeltlager Fanmórs gesehen hatte, ein Kinderritter mit melancholischem Lächeln und ein Aerin, der beständig Beschwörungen vor sich hin murmelte.
    Gofannon konnte es nicht glauben. War es
das?
War das Begehren des Riesen der Grund für die Auseinandersetzung zwischen ihm und der Königin? Hatten zigtausend Wesen sterben müssen, in einem Ränkespiel, das bloß auf enttäuschte Liebe und Zurückweisung zurückzuführen war?
    Unmöglich! Es musste mehr dahinterstecken. Doch darüber, so ahnte Gofannon, würden diese beiden so stolzen Anführer hier und jetzt unter keinen Umständen sprechen. Vielleicht war die Erinnerung an den tatsächlichen Grund für den Konflikt, der beinahe das gesamte Reich der Crain-Elfen in den Abgrund gezogen hatte, schon längst vergessen.
    »Du akzeptierst deine Niederlage?«, fragte Fanmór nach kurzem Zögern.
    »Ich akzeptiere meine Niederlage.«
    »Und du unterwirfst dich meinem Urteil?«
    »Ja, das tue ich.« Gwynbaen stand nun doch auf und blickte über die Stufen des Throns hinab auf ihren Bezwinger. Selbst jetzt noch war sie mit jeder Faser eine Herrscherin. »Ich fordere dich auf, den Gebräuchen gemäß zu verhandeln.«
    Fanmór zeigte nun, im Augenblick seines großen Triumphes, ungewohnte Unsicherheit. »Wir können diese Dinge auch anders regeln, Königin ...«
    »Nein!«
    »Aber es wäre für uns alle um so vieles leichter ...«
    »Nein, sagte ich!« Gwynbaen stieg die Stufen hinab und stellte sich vor Fanmór. So dicht, dass ihr Busen seine silberglänzende Rüstung beinahe berührte. »Riechst du mich?«, fragte sie mit sanfter Stimme. »Hörst du meine Stimme, spürst du meinen Atem? Ja? Dann überlege, während du im Baumschloss vor dich hin grübelst, ob du denn wirklich gewonnen hast.«
    Sie drehte sich um, marschierte zum Thronfenster davon und öffnete es einen Spalt. Wie sie es schon bei ihrer letzten Begegnung mit ihm, Gofannon, getan hatte. »Wie lautet also dein Urteil?«, fragte die Königin.
    Fanmór seufzte tief, bevor er antwortete: »Es kann für dich nur die Verbannung geben. Ich werde dich durch das Portal ins
Schattenland
versetzen.«
    Gwynbaen zog schaudernd ihre Schultern

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