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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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seinen Körper durch und begann zu lachen. Laut, immer lauter, sodass sein Gekrächze von den Wänden des Monolithen widerhallte.
    Sie erstritten sich einen Platz nahe dem Tor. Nebeneinander setzten sie sich hin, Körper an Körper. Wann auch immer jemand die Zitadelle verließ, um Baumaterial oder Nahrung zu holen, fielen Licht und Schatten auf sie beide. Dann kehrten die Erinnerungen an ihre Steinwerdung mit schrecklicher Schmerzhaftigkeit zurück, und der Kau begann erbärmlich zu schluchzen.
    Die Armstümpfe verheilten allmählich. Fleisch wuchs aus eitrigen Beulen, die irgendwann platzten. Dünne und fahle Knochen trieben daraus hervor, um die sich im Laufe der Zeit Fleisch sammelte, Schicht für Schicht.
    »Warum hast du nie erwähnt, dass du ein Sklave der Königin bist?«, fragte Gofannon nach einer Weile des Schweigens.
    »Weil ich es vergessen hatte«, antwortete der Kau nach einem Zeitraum, der 10.000 oder mehr »Tagen« entsprach. Auch wenn die Sonne hier zu jeder Zeit im Himmel stand, so fühlten sie doch beide die Übergänge, die von einem Tag zum nächsten führten. Sie waren wie ein Kribbeln in der Magengrube, und sie machten ihnen die Dauer ihrer Verbannung umso deutlicher.
    Ihre Konversation ruhte für lange, lange Zeit. Dann fügte der Kleine hinzu: »Die Erinnerung an meinen Auftrag war mit dem Steinstaub, der mich einschloss, abgefallen. Erst als ich Gwynbaen, die jetzt Bandorchu heißt, an ihrem Thron gegenüberstand, kehrte alles wieder.«
    Die Zitadelle vergrößerte sich indes. Die Basismauern schoben sich auseinander, Millimeter für Millimeter. Das schattenlose Halbdunkel des Inneren griff um sich, erleichterte ihnen allen das Leben. Ecken und Kanten der grob gehauenen Quader erschienen bald abgeschliffen; irgendwann tauchten düstere Verzierungen, Intarsien, Schnitzereien auf, deren Sinn ihnen verborgen blieb.
    So wie alle Angehörige von Bandorchus niederem Hofstaat fühlten sie große Erleichterung über die Änderungen. Sie fanden mehr Platz für sich selbst. Die Nischen verbreiterten sich so weit, dass sie irgendwann kleinen Kammern ähnelten, die ein Mindestmaß an Komfort boten. Doch blieben der Kau und er, Gofannon, untrennbar aneinandergekettet. Sobald sie sich mehr als zehn Schritte voneinander entfernten, entstand eine schmerzhafte Sehnsucht, die sie augenblicklich die Nähe des jeweils anderen suchen ließ. Oh, wie sie sich hassten!
    In unregelmäßigen Abständen wurden sie von mürrischen Zwergen aufgefordert, mindere Dienste im Freien zu erledigen. Sie kümmerten sich um seltsame Kräuter, die im Sonnenschein außerordentlich gut gediehen, zupften sie aus der brüchigen Spiegeloberfläche und zerstampften sie anschließend in kleinen Gefäßen zu einem stinkenden Brei. Zu einer anderen Gelegenheit mussten sie den Angriff einer Horde meterhoher Springschnecken abwehren. Deren winzige, menschenähnliche Symbionten, die aus den innersten Spiralen der Purpurgehäuse giftige Dornengeschosse abfeuerten, wurden zu einer wohlschmeckenden Fleischsuppe verarbeitet. Jedem Mitglied des Hofstaates mundete sie außerordentlich gut.
    Auch der Brunnendienst war ein wichtiges Ritual, dem Gofannon und der Kau nachkommen mussten. In silbernen Gefäßen fingen sie tröpfelndes Wasser und brachten es in die Nähe des Thronsaals, ohne Bandorchu jemals zu Gesicht zu bekommen. Was auch immer mit der unnützen Flüssigkeit geschah, sie wussten es nicht. Die Königin bewahrte ihre Geheimnisse, so wie stets.
    Gofannon erreichte niemals wieder jene körperlichen und geistigen Kräfte, wie er sie zum Zeitpunkt der Verbannung in die Schattenwelt besessen hatte. Und bereits damals hatte er gemeint, dass der Tiefpunkt seiner persönlichen Entwicklung nach der langen Zeit der Folter in Fanmórs Lager erreicht worden war!
    Jeder Ausflug in die Schatten werfende Sonne wurde von grässlichen Schmerzen, Ängsten und tiefster Verzweiflung begleitet. Wenn er zurück in die Zitadelle durfte, fühlte er Steinsand von seinem Körper rieseln; weitere Erinnerungen, die ihm genommen und wahrscheinlich nicht mehr wiederkehren würden.
    An jenem Tag, da Gofannon und der Kau Strandgut, das vermummte Händler aus fernen Teilen der Schattenwelt herbeibrachten, von glitzernden Glaskarren luden, bemerkten sie, dass die von der Königin bewirkten Veränderungen allmählich die Außenfront der Zitadelle erreichten. »Sie gewinnt an Stärke«, quietschte der Kleine und warf Gofannon einen schweren Sack zu, in

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