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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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draußen, verfing sich mit der Hose an einem Nagel. Eine Hand, kalt und zittrig, griff nach ihr, wollte sie am Oberarm festhalten. Sie wand sich mit aller Kraft aus der Gewalt des Unbekannten, ignorierte das Reißen ihrer Hose. Sie lief davon, so schnell es ihre Beine zuließen. Raus aus dem Snickelway, dem Licht der Hauptstraße entgegen.
Nur ja nicht umdrehen
, dachte sie sich, eilte weiter, holte alles aus ihrem geschwächten Körper heraus.
    Menschen! Sie hatten sich am Ende der Straße versammelt, standen im Kreis um eine Laterne und schwiegen. Von ihr abgewandt, starrten sie auf
irgendetwas
in ihrer Mitte, was sich Nadjas Blicken entzog.
    Sie versuchte, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Sie schrie und gestikulierte wie wild, stieß Männer und Frauen an, wollte ihnen von dem Grauen erzählen, das sich unweit von hier abgespielt hatte.
    Niemand achtete auf sie.
    Hier geschah etwas, das die Yorker vollends in seinen Bann zog und Nadjas Hilferufe bedeutungslos erschienen ließ. Sie drängelte sich an den gaffenden Menschenmassen vorbei, in deren Mitte.
    Eine junge Frau hielt sich an der Laterne fest. Sie torkelte, wand sich in Krämpfen, gab grässliche Geräusche von sich. Aus ihrem Mund drang Blut.
    Das Mädchen verdrehte die Augen. Völlig entkräftet fiel es zu Boden und blieb wie tot liegen.

21 Gofannon
Fanmórs Fluch
    Fanmórs Fluch ließ ihm nicht viel Spielraum. Er spürte das fremde Bewusstsein des Körpers, in dem er sich befand, und in gewisser Weise konnte er damit in Kontakt treten. Es fand kein Austausch statt; er partizipierte lediglich am Wissen des anderen. Und er konnte ihm die leise Bitte um Verständnis für das, was er zu tun gezwungen sein würde, einhauchen.
    Gofannon erhob sich und scheuchte die Menschen weg, die sich um ihn versammelt hatten. Vom anderen im geteilten Kopf/Verstand wusste er, dass er/sie in diesem Lebensumfeld von einiger Bedeutung war/waren. Er/sie wischte/wischten die Tränen aus den Augen und nahm/nahmen den Weg wieder auf. Er/sie beschloss/beschlossen, sich von nun an als Einheit zu sehen. Es schien unvermeidlich. Sie waren miteinander verschmolzen.
    Was war mit Gofannons eigentlichem Körper geschehen?
    Er musste im Zuge des Transports durch das Portal »stecken geblieben« sein und dort darauf warten, dass er zurückkehrte. Und wie diese Rückkehr aussehen würde, war ihm noch unklar.
    Fanmórs Fluch zwang ihn, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Unwiderstehlich fühlte er sich in eine Richtung gedrängt. Ein Tunnel tat sich vor ihm auf. Es gab nur diese eine Röhre, die ihm den Weg ans Ziel zeigte. Alles, was sich links und rechts davon befand, war Tand. Unnützer Kram, der ihn nicht zu kümmern hatte. Gofannon war durch den Fluch des Fanmór auf sein Ziel fokussiert, er würde keinen Millimeter vom Kurs abrücken.
    Doch zuallererst benötigte er Informationen, wie er seine – auferzwungene – Aufgabe am besten lösen konnte.
    »Was ist los mit dir, Marcus Iunius?«, drang eine besorgte Stimme zu ihm durch.
    »Alles in Ordnung, Gaius«, gab er mit dem Wissen des anderen Bewusstseins, das nunmehr Teil seines eigenen geworden war, zur Antwort. »Ich hatte einen leichten Schwindelanfall.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Vielleicht waren die letzten Tage doch ein wenig zu anstrengend.«
    »Meinst du die Orgien?« Sein Gegenüber, ein großer, schlaksiger Mann, lachte. »Oder das Bacchus-Fest, das halbe Wildschwein, das du gestern verschlungen hast, der Ringkampf im Schlamm des Tiber mit den beiden Weibern?«
    »Ein bisschen von alledem«, sagte Marcus Iunius, der in einem anderen Leben Gofannon geheißen hatte. »Und vielleicht auch die Sorgen um das Wohlergehen Roms.«
    Sie spazierten weiter. Vorbei an Menschen, die grobe Stoffe um ihre Körper geschlungen hatten und unter der heißen Sonne widerliche Schatten warfen.
    »Dein Interesse an der Politik ist mir neu. Seit Jahren liege ich dir in den Ohren, du solltest endlich einmal aus deiner Lethargie erwachen und deinen Einfluss geltend machen. Und jetzt, auf einmal, ist es so weit?«
    Sie marschierten am Forum Iulium vorbei und wandten sich am Tempel der Venus Genetrix nach links. Die lange, kerzengerade Straße entlang, die sie zu einem der bewachten Tore der Servianischen Mauer bringen würde. In der Mitte der Straße befand sich eine handtiefe Fuge. Schmutziges Wasser floss in ihr hügelabwärts. Es schwemmte Schmutz und Fäkalien aus der Stadt. Zwei Hunde tollten an ihnen vorbei, verfolgt von einer

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