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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Nadja zu Boden zu drücken. Es war ihr, als befände sie sich im Fokus, im Zentrum eines Geschehens, dessen Ausmaße schlichtweg zu groß waren, um von ihr alleine überblickt werden zu können.
    Nadja beugte sich über die Toilette. Sie war aus mehreren Elfenbeinteilen geschnitzt und prächtig verziert. Plötzlich kam es ihr hoch. Sie würgte das wenige heraus, was ihr Magen hergab. Die Anstrengung schmerzte, ließ sie rasch hecheln. Sobald der erste Schmerz nachließ und sie sich wieder aufrichten konnte, zog sie an einer massiven Goldkette und spülte hinab. Dann verkroch sie sich hinter die butzengläserne Wand der Dusche, deren Einzelteile silbergelötet eingefasst waren. Sie öffnete die goldenen Drehräder des Wassers. Aus einem Platinkopf, dem geöffneten Maul eines Löwen, sprudelte Wasser herab. Es war so weich und so ... exotisch, wie sie es niemals zuvor gespürt hatte. Es wusch ihre Haarpracht sauber, ohne dass sie ein Shampoo benutzen musste. Unterschiedlich große Handtücher, in die die Monogramme M. M. und J. D. –
Marilyn Monroe und James Dean?
, fragte sich ihr überreizter Verstand – gestickt waren, lagen auf einem verwitterten Beistelltisch bereit, in den römische Schriftzeichen geschnitzt worden waren.
    Prunk und Protz und geschmacklos zusammengestellte Einzelstücke, wohin sie auch blickte. Darby schien Dinge quer durch alle Menschheitsperioden gesammelt zu haben. Ob Fälschungen oder Originale – die Zusammenstellung schmeckte ihr ganz und gar nicht.
    Nadja trocknete sich ab und verließ das nunmehr dampfgefüllte Badezimmer. Die Luft im Raum schmeckte mit einem Mal faulig und abgestanden; als wäre seit Tagen nicht mehr gelüftet worden.
    Da waren die beiden bisher ungeöffnet gebliebenen Türen. Ihr journalistischer Spürsinn sagte ihr, dass sie sich eine derartige Chance nicht entgehen lassen durfte. Dass sie unbedingt nachschauen musste, was sich dahinter verbarg. Schriftstücke aus der Bibliothek von Alexandria? Die Bundeslade, die in Stein gemeißelten Zehn Gebote? Die Gebeine Jesu Christi, Stupas mit der Asche Buddhas, Urpergamente des Koran, Götzenstatuen der alten Ägypter, die Weltenformel oder der Stein der Weisen?
    Irgendetwas zischte und brodelte im dritten Raum. Blitzendes Licht zuckte bedrohlich unter dem Türspalt hervor.
    Nein. Sie konnte und wollte nicht. Sie musste weg von hier, so rasch wie möglich, irgendwo einen Kaffee zur Beruhigung ihrer Nerven trinken, dann Robert anrufen und mit ihm als Verstärkung zurückkehren. Und am besten mit einem Dutzend gut ausgebildeter Scotland-Yard-Mitarbeiter.
    Wo war Darby O’Gill abgeblieben? Was hatte er bezweckt, indem er sie hierher mitgenommen und ... mit ihr geschlafen hatte? Diese Inszenierung musste Sinn und Zweck haben. Warum ließ er sie allein? Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Türen zu den anderen Räumlichkeiten zu sichern. Also wollte er, dass sie all die Dinge entdeckte.
    Ihr Handy ... Hatte er es ihr gelassen?
    Sie stürzte sich auf ihre Handtasche. Mit fahrigen Bewegungen kramte sie umher, warf alles hinaus, was ihr unnütz erschien. Oh Gott, sie hatte nicht einmal auf einem Kondom bestanden!
    All ihre Gedanken gerieten in ein heilloses Durcheinander. Irgendetwas in dieser Umgebung verwirrte sie, ließ sie die Dinge verzerrt und in einer falschen Reihenfolge wahrnehmen.
    Das Pfefferspray! Eine abgegriffene Dose, deren Aufschrift längst verblasst war. Gekauft anno 1997. Wahrscheinlich nicht mehr einsatzbereit, aber immerhin bot das kühle Metall ein gewisses Gefühl der Sicherheit.
    Warum, in aller Welt, hatte sie geduscht? Eitelkeit und Reinlichkeitsbedürfnis konnten warten, bis sie sich in Sicherheit befand. Denn in diesen Räumlichkeiten, so fühlte sie, drohten ihr Gefahren, denen man nicht allein mit schönen Worten und Tapferkeit begegnen konnte. Sie musste schleunigst das Weite suchen. Augenblicklich.
    Da war das Handy. Ganz unten in der Kunstkroko-Tasche, wie immer. Hastig wählte sie 999, die britische
Emergency Telephone Number
.
    Kein Klingeln, kein Empfang. Irgendeine Störung überlagerte den Empfangsbereich des Vodafone-Netzes.
    Nadja raffte ihre im ganzen Raum verteilte Kleidung zusammen, schlüpfte hinein, verzichtete dabei auf den BH und stopfte ihn kurzerhand in die Handtasche.
    Weitere Blätter fielen indes von der Eibe auf sie herab. Sie waren gelb und kraftlos. Die Arillus-Früchte wirkten eingeschrumpelt, wie tot. Es war, als hätte die Seele des Baumes bemerkt, dass draußen der

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