Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
genug Energien, um es notfalls auch mit einem Drachen aufzunehmen. Also gehe kein zu großes Risiko ein.«
»Unterschätzt die Drachen nicht«, sagte Alberich nur, und Rian glaubte, wieder dieses allgegenwärtige Gelächter in seiner Stimme zu hören. Alberich war amüsiert.
Im nächsten Moment atmete er tief durch und begann, in einer seltsam zischelnden Sprache leise zu singen, während er die letzten Meter auf den Quell zuging.
Rian behielt die grünen Windungen im Auge. Wie Alberich es vorhergesagt hatte, beruhigten sich die Zuckungen des Körpers, ohne dass er jedoch aufgehört hätte, sich um das Wasser des Quells zu winden. Schließlich legte Alberich eine Hand fast liebkosend auf die Haut des Wesens.
»Werft mir jetzt euer Schöpfgefäß zu«, rief Alberich und streckte die andere Hand in ihre Richtung aus.
Rian erschrak. Sie hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht, wie sie das Wasser hier wegbringen sollten. Schließlich war ihr ursprünglicher Auftrag ja nur gewesen, den Brunnen zu finden, den Rest sollten Fanmórs Krieger übernehmen. Aber wie sollten sie beweisen, dass sie wirklich den Quell des Lebens gefunden hatten, wenn sie nichts vom Wasser zurückbrachten?
Sie sah zu David, der sich durch die Haare fuhr und den Kopf schüttelte.
»Wir haben nichts mitgenommen«, sagte er. »Wie konnten wir das vergessen?«
»Ich habe etwas«, piepste Pirx und hob einen Lederbeutel hoch. »Das habe ich im Fluss gefunden! Es ist ziemlich stabil, und wenn ich mich nicht irre, sogar magisch! Da bekommen wir genug rein!«
Rian stutzte und sah, dass auch David blinzelte, während auf Alberichs Gesicht ein breites Lächeln erschien.
»Sehr gut, Kleiner! Ich wusste, dass auf dich Verlass ist! Wirf ihn her!«
Und ehe David oder Rian etwas dagegen tun konnten, warf Pirx den Beutel zu Alberich.
Nadja erwachte davon, dass ihr Wasser in Mund und Nase drang. Sie hustete und versuchte unwillkürlich, um sich zu schlagen, doch ihre Hände waren mit kräftigen Stricken vor ihr zusammengebunden, und über ihren Kopf war noch immer der Sack gestülpt. Anscheinend lag sie jedoch nicht mehr im Wasser. Der Stoff des Sacks auf ihrem Gesicht war zwar nass, doch sie konnte frei atmen, nachdem sie den Kopf gedreht hatte.
Jemand packte sie an den Schultern und zerrte sie grob über einen kiesigen Untergrund, bis sie Gras spürte. Weiteres Husten und Stöhnen sowie unterdrücktes Fluchen waren zu hören. Noch jemand teilte anscheinend ihre Lage, vermutlich Robert.
Endlich machte man sich an dem Sack zu schaffen und zog ihn von ihrem Kopf. Ihr Blick fiel auf Robert, der ähnlich verschnürt wie sie neben ihr im Gras lag und in das Licht blinzelte.
Sie lagen auf einer Uferböschung, doch obwohl die Umgebung einer rheinischen Auenlandschaft ähnelte, sagte ihr etwas am Lichteinfall oder an dem, wie diese Welt sich
anfühlte
, dass sie in der Anderswelt waren. Auf der anderen Seite hockte jemand, der ihr bekannt vorkam, ohne dass sie sofort sagen konnte, wer es war. Er sah ein wenig wie Darby O’Gill aus, doch sein Haar war blond, nicht rot und hing strähnig und stumpf herunter. Auch die Schultern hatten nicht die Breite, an die sie sich erinnerte, und sein Gesicht hätte sie unter normalen Umständen kein zweites Mal angesehen. Er trug jedoch die Kleidung eines erfolgreichen Geschäftsmannes.
»Hallo, Nadja«, sagte der Mann. Selbst die Stimme wirkte auf fast bemerkenswerte Weise unbemerkenswert.
Nadja runzelte die Stirn. »Darby, bist du das?«
»Alebin in der Elfenwelt, falls dich mein richtiger Name interessieren sollte. Da allerdings unsere Bekanntschaft ab diesem Punkt ohnehin nur von kurzer Dauer sein wird, ist er nicht weiter von Bedeutung. Ich bedauere, dass ich dir nicht ein letztes Mal in meiner beeindruckenderen Form gegenübertreten kann, aber leider bringt die Sonne dieser Welt unweigerlich meine wahre Natur an den Tag.«
Nadja blinzelte und versuchte, sich einige Wassertropfen aus dem Gesicht zu schütteln, während sie das Gesagte im Geiste rückwärts verfolgte.
»Nur von kurzer Dauer?«, hakte sie nach.
Alebin nickte und stand auf. »Eure Freunde sind nicht die Einzigen, die auf der Suche nach dem Quell des Lebens sind. Und es scheint, als hätten wir ihn gefunden. Wir werden zunächst Dafydd und Rhiannon ausschalten. Der Mann, der sie hergeführt hat, sollte käuflich sein, also kein Problem. Und dann werden wir selbst das Wasser bergen und zurückbringen. Da kommt ihr ins Spiel.« Darby O’Gill oder
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