Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
Wasser aus seinen Borsten. Rian lächelte und warf einen Blick zurück.
Der Fluss sah wie eine breitere Version des Rheinarmes aus, in den sie hineingetaucht waren. So hatte er vielleicht vor der Begradigung ausgesehen, von der Alberich erzählt hatte.
Die Häuser, die man aufgrund ihrer Lichter in der Menschenwelt erahnen konnte, sowie die dort allgegenwärtigen Stromleitungen fehlten jedoch völlig. Das andere Ufer war auch dicht bewaldet, und das dichte Unterholz verriet, dass hier nie eines Menschen Hand eingegriffen hatte.
Was Rian jedoch am meisten beeindruckte, war, dass nahezu alle Bäume grüne Blätter trugen. Hierher war das Sterben offensichtlich noch nicht in solcher Gewalt vorgedrungen, wie es in Crain Einzug gehalten hatte. War dies auf die besondere Magie des Ortes zurückzuführen, auf die Macht des Lebensquells? Hoffnung regte sich in ihr.
Rian wandte sich wieder ab, und zu dritt gingen sie zu Alberich. Sie hatten ihn schon fast erreicht, als sich der Nibelunge zu ihnen wandte und zwischen die Bäume deutete.
»Dort ist es«, sagte er. Seine Augen glänzten fast fiebrig, und seine Stimme verriet Anspannung. »Das muss es sein. Der Quell, von dem Hagen gesprochen hat.«
Rian rannte das letzte Stück der Böschung hinauf und sah in die Richtung, in die der Nibelunge deutete. Jenseits der Uferbäume lag ein breiter Streifen Auwiese, auf der nur vereinzelte Bäume standen. Erst viel weiter hinten schloss sich ein dichter Wald ähnlich dem am anderen Ufer an. Und nicht weit von ihnen entfernt, nahe einer uralten knorrigen Linde, war ein großes kreisrundes Loch im Boden, das bis zum Rand mit klarem Wasser gefüllt war. Rian konnte ihre Augen kaum von der Wasseroberfläche lösen. Endlich hatten sie ihr Ziel erreicht!
»Das ist ja fast schon ein Teich«, meinte David. »Auf jeden Fall genug für alle Einwohner von Crain.«
Pirx kam in diesem Moment ebenfalls auf der Böschung an und starrte zum Quell hinüber.
»Was ist denn das?«, fragte er. »Da ringelt sich doch etwas Grünes um den Quell, oder irre ich mich?«
Rian löste ihren Blick von der verheißungsvoll glitzernden Wasseroberfläche und betrachtete zum ersten Mal das Umfeld des Brunnens genauer. Tatsächlich lag dort, halb im Boden versunken und kaum gegen das Grün des Grases zu erkennen, etwas um den Quell, was sich zu bewegen schien. Es bildete sogar seine eigentliche Begrenzung. Es war rund und schillerte, und während Rian hinsah, wechselte es die Farbe von Grün zum Graublau des Wassers.
Rian runzelte die Stirn. »Es sieht aus wie ein Drache oder eine Schlange.«
Ihr Blick wanderte unwillkürlich zu Alberich. Ein seltsames Lächeln lag auf den Lippen des Nibelungen.
»Der letzte Wächter«, sagte er. »Ich denke, ich werde mich mit ihm arrangieren können. Er ist vom Blut der Schlange, so wie ich. Gehen wir hin und schauen es uns genauer an.«
Alberich ging voran, die anderen folgten ihm zögernd. Rian verspürte keine große Lust, erneut von Tentakeln umschlungen zu werden, doch wenn dies wirklich der letzte Wächter war, mussten sie sich ihm stellen. Und Alberich hatte recht – hier würde sich sein Drachenblut, wegen dem ihm alle misstrauten, vielleicht als nützlich erweisen wie schon beim Tiefensalamander.
Als spürte es ihre Annäherung, begann das Wesen zu zucken und sich schneller herumzuwinden. Noch immer bemühte sich Rian vergeblich, etwas wie einen Kopf oder einen Schwanz auszumachen. Das Wesen verschwamm immer wieder stellenweise vor ihren Augen, und wenn sie blinzelte und wieder genauer hinsah, war da erneut nur der schillernde, halb mannshohe Schuppenkörper, der sich sinnverwirrend in sich selbst wand und drehte.
Plötzlich stülpte sich eine Windung auf und ließ eine hohe Wasserfontäne in die Luft schießen, die auf sie herniederprasselte. Unwillkürlich blieb Rian stehen und hob einen Arm über den Kopf, um sich zu schützen. Als der kurze Regen vorbei war, senkte sie ihn wieder und sah, dass auch die anderen nicht weitergegangen waren.
Sie wischte sich ein paar Wassertropfen vom Gesicht und wunderte sich, als ein salziger Geschmack sich in ihrem Mund ausbreitete.
Alberich hob die Hand. »Ihr solltet besser hierbleiben«, meinte er. »Eure Gegenwart erscheint ihr als Bedrohung. Mich wird sie dagegen gar nicht wahrnehmen, zumindest nicht als Feind. Ich werde sie beruhigen und dann das Wasser holen.«
»Gut«, stimmte David zu. »Aber solltest du Hilfe brauchen, haben wir gemeinsam bestimmt auch noch
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