Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
Jedes Tor dorthin ist für sie nur in eine Richtung zu durchschreiten. Und damit ist diese Frage geklärt.«
Alebin starrte in Fanmórs Gesicht. Ein eisiger Schauer überlief seinen Rücken.
»Ihr habt Gwynbaen ohne jede Möglichkeit der Rückkehr verbannt? Auf alle Zeiten? Das kann ich nicht glauben. Nicht einmal ein mächtiger Uralter wie Ihr sollte die Rückkehr ermöglichen können?«
Fanmór machte eine wegwischende Handbewegung. »Ich habe Bandorchu verbannt, nicht Gwynbaen, und die Strafe ist angemessen. Wäre sie noch Gwynbaen gewesen, wäre all das nicht geschehen, und wir stünden vielleicht auch jetzt nicht vor diesen neuen Schwierigkeiten.«
Der Herrscher beugte sich vor und blickte Alebin eindringlich an. »Und das ist das Ende dieses Gesprächs, Alebin! Wenn dir dein Leben und deine Gesundheit lieb sind, rate ich dir, mir fernzubleiben. Bis du entweder einsiehst, welchen Unsinn du vor mir geredet hast, oder du bereit bist, dich wie jeder gute Elf meines Reiches meinem Willen zu beugen – auch wenn meine Handlungen nicht deine Zustimmung finden. Und jetzt geh mir aus den Augen, ehe ich mich vergesse!« Fanmór ballte seine Hände auf den Armlehnen zu Fäusten, während er die letzten Worte hervorstieß.
Hastig stand Alebin auf und raffte sein Gewand um sich. Mehr stolpernd als gehend, trat er einige Schritte zurück, dann fuhr er ohne eine letzte Verbeugung herum und floh aus dem Saal. Hinter ihm setzte in den Reihen der Höflinge hämisches Flüstern und Wispern ein.
Meidling
, hörte er sie sagen.
Meidling, Meidling, Meidling.
4 Das Leben eines Toten
Am nächsten Morgen fuhr Rian direkt zum Krankenhaus. Die Schwester am Empfang teilte ihr mit, dass Nina noch in der Intensivstation sei und nicht besucht werden dürfe. Ihr Zustand sei aber stabil, sie müsse sich keine Sorgen machen. Rian fragte nach Doktor Haag, doch dessen Schicht hatte noch nicht begonnen; der im Moment zuständige Arzt hatte keine Zeit, mit ihr zu reden.
Ohne wirkliche Neuigkeiten kehrte die Elfe ins Hotel zurück, um Grog und Pirx abzuholen. Anschließend starteten die drei in Richtung Heppenheim, wo der letzte Brunnen von Ninas Liste war. Als sie am Nibelungenmuseum vorbeikamen, hielt Rian aus einem Impuls heraus an und ging hinein.
Sie schnappte sich einen von Ninas Kollegen und sagte ihm, dass Nina im Krankenhaus liege, aber auf dem Weg der Besserung sei. Ehe er sich genug von seiner Überraschung erholt hatte, um weitere Fragen zu stellen, hatte sie bereits das Museum verlassen und war zum Auto zurückgekehrt. Sie konnte und wollte ihm ohnehin nicht mehr sagen.
Anhand einer detailgenauen Karte der Region, die Nina ins Auto gelegt hatte, fanden sie in Heppenheim sehr schnell den Siegfriedsbrunnen. Wie von Rian erwartet war auch dieser nichts Besonderes, außer dass er gemeinsam mit den umgebenden Bäumen eine unerwartet romantische und friedliche Ecke zwischen großen Gewerbehallen und Hochhäusern darstellte. Im Gegensatz zu allen anderen, die sie besucht hatten, führte dieser Brunnen nicht einmal Wasser. Stattdessen hatten irgendwelche Leute trotz des Abdeckgitters Müll hineingeworfen, auch feuchtes altes Laub moderte in ihm vor sich hin.
Rian hatte keine Lust, ins Hotel zurückzukehren. Andererseits wusste sie nicht, wie es nun weitergehen sollte. In dieser Umgebung fiel es ihr schwer, klar zu denken. Also fuhr sie schließlich ohne festes Ziel in den Odenwald hinein, stellte das Auto an einem Parkplatz ab und ging den nächsten Waldweg hinunter. Grog und Pirx folgten ihr wie Schatten, offensichtlich besorgt, aber dennoch still, was insbesondere für Pirx verwunderlich war.
Immer tiefer führte der Weg sie in den von Nadelbäumen beherrschten Wald. Rian sog die kühle nebelschwangere Luft ein und blieb schließlich stehen. Suchend sah sie sich um, ging zu einem Baumstumpf und setzte sich darauf. Ihr Blick wanderte zwischen den Bäumen hindurch ins Nichts. Grog hockte abwartend auf dem Waldweg, während Pirx mit lautem Rascheln durch das alte Laub huschte.
»Also gut«, meinte Rian, »wir sind der falschen Spur gefolgt, wie es scheint. Das heißt aber nicht, dass es von Anfang an verkehrt war, hierherzukommen. Vielleicht sind wir unsere Suche nur falsch angegangen.«
Sie sah Grog an, und er nickte langsam, ohne den Eindruck zu erwecken, dass er wirklich verstanden hatte, was sie meinte. Sie seufzte kurz und spielte mit ihrem langen Strass-Ohrring.
»Wir haben uns ganz auf das Motiv des Bildes konzentriert«,
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